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Elias - 
Elias auf Wulfgars Spuren.

Elias trieb die Hauptstreitmacht stetig an, es war ein Kampf gegen die Zeit, aber er würde ihn gewinnen. Erst nach Einbruch der Dunkelheit gönnte Elias den Männern Rast und damit Ruhe. Feuer und Lärm wurden verboten, niemand lachte laut und auch unter den Offizieren wurde wenig gescherzt.

Jeder Offizier, Soldat, Feldscher sogar jeder Bursche wusste worauf es ankam. Die Festung schnell erreichen und dann zügig einnehmen.
Elias ließ Killian als Bote zwischen der Vorhut und der Hauptstreitmacht hin- und hereilen, damit der Bursche endlich mal was lernte.

Der Weg von Korjak nach Normont hinein, verlief ohne Verzögerungen. Wie anzunehmen, war die Grenzregion weitestgehend verlassen und erst im Landesinnern kamen die Soldaten an Gehöften und kleineren Siedlungen vorbei. Soweit Elias erkennen konnte, wurde nirgends geplündert oder gebrandschatzt. Der Feind durfte erst merken, dass sie da sind, wenn es zu spät ist.

Nach zwei Tagen erreichte das Hauptheer endlich einen Wachturm, hier war von Wulfgar eine kleine Truppe zur Bewachung zurückgelassen worden. Die Streitmacht kam gut voran, Elias war sehr zufrieden. Da Elias zu viele Aufgaben hatte, schickte er Kilian los, um sich bei den Soldaten des Wachturmes nach Neuigkeiten zu erkundigen und weitere Erkenntnisse zu gewinnen.

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Kilian - 
Vorkommnisse am Wachturm

Auf der einen Seite war Kilian froh, dass er etwas zu tun hatte, auf der anderen Seite setzten ihn die Umstände sichtlich zu.

Jeder Muskel in seinem Körper tat ihm weh, denn Elias hatte ihm befohlen ständig sein Kettenhemd zu tragen, es konnte ja schließlich jederzeit zu einem Kampf kommen. Kilian verstand das, wusste allerdings nicht, wie die Männer das ständige Gewicht auf den Schultern aushielten. Dazu kamen die Entbehrungen bei der Verpflegung. Elias hatte die Mahlzeiten stark rationiert, weil, wie er Kilian eines Abends mitteilte, es durchaus sein könnte, dass die kommende Belagerung länger dauerte als geplant. Kilian war die körperliche Anstrengung unter solchen entbehrlichen Bedingungen nicht gewohnt. Und so fühlte er sich ständig erschöpft und hungrig.
Morgens kurz vor Sonnenaufgang aufstehen, das Zelt des Herrn Elias abbauen, dann den ganzen Tag marschieren und Abends das Zelt wieder aufbauen. Es gab keine Seife zum waschen und die eiskalten Bäche, die er früh morgens benutzte, um nicht irgendwann wie ein Tier zu stinken, machten zwar wach, waren aber kein Vergleich zu den heißen Badewannen zu Hause. Seine Füße schmerzten von den vielen Blasen, die er sich gelaufen hatte. Und es waren erst zwei Tage seit dem Aufbruch vergangen. Aber er beklagte sich nicht.

Jedes Mal, wenn er aus dem Zelt des Herrn Elias heraus und durchs Lager eilte, um einen Botengang zu erfüllen, hörte er hinter sich das Kichern der Männer, denen es sichtlich gefiel, wie der Herr Elias den verwöhnten Fatzke durch die Gegend scheuchte. Hätte Elias es nicht verboten, würden sie auch lauter Lachen und Witze reißen, so dass Kilian einigermaßen zufrieden sein konnte.

Als der Wachturm in Sicht kam, befahl ihm Elias sich nach der aktuellen Lage zu erkundigen und stellte ihm sogar ein Pferd zu Verfügung, was Kilian überraschte. Er dankte den Sieben, dass sein Vater darauf bestanden hatte, dass er als Junge das Reiten lernte, ansonsten würde zu den Dingen, die sich die Männer über Kilian erzählte, eine weitere Peinlichkeit dazu kommen. Er war froh, dass er beim Wachturm ein bekanntes Gesicht antraf, als die Wache ihn zu Leomar brachte. Er ließ sich über den Stand der Dinge informieren und ritt so bald wie möglich zurück, um Elias Bericht zu erstatten.

"Herr Elias. Leomar hält auf Befehl des Herrn Wulfgar den Turm und das umliegende Dorf mit 40 Mann. Bei ihrem Eintreffen stießen sie auf Widerstand konnten den Turm aber unter geringen Verlusten einnehmen. Die Flucht eines feindlichen Spähers wurde erfolgreich verhindert und an ihm wurde eine Exempel statuiert, um die übrige Bevölkerung des Dorfes vor einer Berichterstattung an den Feind zu warnen. Es gibt ein paar Vorräte im Dorf, mit denen wir unsere aufstocken können. Bisher noche keine Spur von einem normontischen Heer. Der Herr Wulfgar hat Joachim mit einem speziellen Auftrag und 10 Mann Richtung Norden geschickt. Herr Wulfgar selbst ist mit hundert Mann vor einem Tag Richtung Nord Ost aufgebrochen."

Damit beendete Kilian seinen Bericht und wartete auf weitere Anweisungen. Kilian wirkte nervöser als sonst...offenbar wurde es langsam ernst.

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Elias - 
Das Heer zieht weiter

Elias schaute in das müde Gesicht von Kilian und fragte sich, wie so oft, ob seine Entscheidung richtig war, Ihn als Knappen zu nehmen. Egal jedoch wie wenig Kilian an Erfahrung mitbrachte, der Junge beklagte sich nie und er biss tapfer die Zähne zusammen. Binnen einer Woche würde er zum Kriegsveteran werden, falls er überlebte. Elias musst sich eingestehen, er mochte Kilian ein wenig und daher würde er in der Schlacht bei der Reiterei auf Heldenmut sitzen und als Reserve dienen, da waren nun mal die Überlebenschancen am größten.

Elias wurde sich bewusst, dass er Kilian die ganz Zeit angestarrt hatte, der Junge wirkte aber nicht so sehr eingeschüchtert wie vor einigen Wochen. Der Krieg härtet eben ab, dachte er und erwiderte zu Kilian: „Gute Arbeit. Geh nun zum Quartiermeister und hole mir was zu essen. Auf dem Weg zurück zu mir, steht dir die Hälfte meines Essens und ein Schluck Port zu. Danach legst du dich schlafen. Morgen früh geht es weiter. Das Pferd verbleibt vorerst bei dir, da du morgen früh zur Vorhut reiten wirst und dem Hauptmann ausrichten, was dir Leomar über die Absicht von Ritter Wulfgar gesagt hat. Nicht das wir noch von den eigenen Truppen überrascht werden!“. Elias lachte kurz auf und entließ Kilian mit einem Wink der Hand.

Am nächsten Morgen brach die Truppe weiter Richtung Norden auf. Der Weg zur Festung war zwar nicht mehr weit, aber sie mussten fortan durch ein dichter besiedeltes Gebiet marschieren, weshalb Elias sich gezwungen sah, die Truppe zu mehr Eile anzutreiben. Nach Wulgars Einschätzung waren es von hier noch 4 Tagesreisen bis zur Festung, Elias gedachte dies in drei Tagen zu schaffen. Die Männer konnten sich bei der Belagerung ausruhen, da gab es erst sowieso nichts zu tun. Mit diesem Gedanken spornte er sein Pferd an und schnauzte den Leutnant in der erste Kolonne an: „Lass deine Männer nicht herumtrödeln, wir sind nicht auf dem Basar in Seehaven, sondern auf einem Eilmarsch! Spurtet Euch oder ich mach Euch Beine!“. Damit wendete er sein Pferd und ritt die Kolonne entlang, um jeden Soldaten an seine Pflicht und das Tempo zu erinnern.

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Kilian - 
Kilian auf dem Weg zur Vorhut

In jener Nacht konnte Kilian das erste Mal seit dem Aufbrucht einigermaßen gut schlafen. Nachdem er seinem Herren das Essen gebracht hatte und nach dem Schluck Port, begab er sich zu seinem Lager, machte das Pferd fest und schlief auch fast augenblicklich ein.

Der nächste Morgen begann wieder früh und mit großer Aufregung. Elias hatte einen Gewaltmarsch zur Festung befohlen. Eilig zog sich Kilian an und erledigte seine morgentlichen Pflichten so gewissenhaft, wie es in der kürze der Zeit möglich war. Danach schwang er sich auf das Pferd und eilte in Richtung der Vorhut, seinen Auftrag erledigen. Er stellte fest, dass ihm der Schlaf gut getan hatte, denn er war aufmerksamer und hatte an diesem recht sonnigen Tag auch Augen für die Landschaft. Es wirkte ruhig, wäre kein Krieg und dies kein Feindesland, könnte das ein beschaulicher Ort zum Leben sein. Kilian begann zu grübeln...so hatte er sich den Krieg nicht vorgestellt. Es gab noch keinen nennenswerten Feindkontakt. Tobte der Krieg zwischen Yddland und Normont nicht schon seit Jahren? Hatte Normont keine Truppen an die Grenze nach Korjak verlegt?
Offenbar hatte der Herr Wulfgar seine Aufgabe bei diesem Krieg tadellos erfüllt, so wie er ein tadelloser Sieger beim Turnier in Engonien geworden war. Aber doch kam sein komisches Bauchgefühl nicht zur Ruhe.

"Du Narr....hör auf Dir deswegen Sorgen zu machen. Die hohen Herren haben bei Weitem mehr Erfahrung im Krieg als Du. Du weißt nur wie man Feste und Feierlichkeiten ausrichtet, warum solltest Du also an der Strategie zweifeln?"

Es dauerte eine Weile, bis Kilian die Vorhut erreichte. Mangels feindlichen Truppen hatte der Hauptmann Wendel den Abstand zur Hauptstreitmacht vergrößert, um frühzeitiger einen Hinterhalt zu erkennen. Nachdem Kilian diesem Bericht erstattet hatte, berichtete ihm der Hauptmann über die Lage. Es gab wenig neues zu Berichten. Keine normonter Truppen, noch nicht einmal Späher. Die spärliche Bevölkerung berichtete, dass sie gehört hätten, dass eine Yddländische Streitmacht vom Nord-Osten her in Normont eingefallen sei, mordend und brandschatzend verkohlte Erde und Tod hinterließ. Der Korjaker Hauptmann lachte dreckig.

"Die normontischen Hunde werden erst merken, dass sie zwischen Hammer und Amboss geraten sind, wenn sie den Hammer auf sich zu fliegen sehen."

Die Zuversicht des Hauptmannes munterten Kilians düstere Gedanken ein wenig auf. Er verabschiedete sich und ritt zum Hauptheer zurück, welches er zwei Stunden nach Mittag erreichte. Dort angekommen lenkte er sein Pferd neben das Ross Heldenmut des Herrn Elias und erstattete ihm Bericht. Seine Zweifel behielt er für sich.

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Elias - 
Die Bestie wird entfesselt.

Am Nachmittag des dritten Tages erreichte die Hauptstreitmacht endlich die Festungsanlage. Elias ärgerte sich, da er es nicht geschafft hatte noch eher am Ziel anzukommen. Vom Feind sah Elias noch keine Spur, in der Ferne kam die Vorhut nun langsam auf ihn zugeritten, anscheinend war alles gut gegangen. Der Plan von Marschall und der Einfall von Wulfgar waren mit Erfolg gekrönt, dachte Elias und brüllte nach seinen Knappen: „KIIIIIIILIAN!“. Wenig später kam er angeritten und schaute seinen Ritter fragend an: „Bring mir die drei Hauptmänner und eine Flasche Port. Wir greifen eine Felsenfestung und eine Stadt an. Ich habe vor die Bestie zu entfesseln!“

Nachdem Elias mit den Kommandanten ein Schluck Jubiläumsport getrunken hatte, erläuterte er seinen einfachen aber durchschlagenden Plan, zumindest hoffe er, dass er es sein würde.

„So, Kameraden, es wird ernst. Ich gedenke diese Festung so schnell wie möglich einzunehmen und dann zu halten.
Dazu wird Hauptmann Delkenheim unsere linke Flanke decken, Hauptmann Hengest wird die Nachhut etwa 3 Kilometer hinter uns aufbauen und Hauptmann Moron wird die Reserve unserer Kavaliere führen. Ich selbst führe den Hauptangriff, erst auf die Stadt dann auf die Felsenburg.
Dazu befehle ich:
Hauptmann Delkenheim, Ihr werdet mit euren Fußtruppen unsere linke Flanke schützen. Eure Reiterei wird als Späher im Nordwestlichen und Nordöstlichen Bereich eingesetzt. Schärft den Spähern ein, dass unsere eigenen Leute dort unterwegs sind. Der Schwerpunkt für eure Späher ist die ostwärtige Flanke, da ich dort keinen Feind vermute, aber ich will trotzdem nicht überrascht werden.
Hauptmann Hengest, Ihr werdet den Tross in ca. 3 km Entfernung in Stellung bringen und für die Soldaten das Lazarett und die Küche aufrechterhalten. Die Knechte sollen damit beginnen Sturmleitern und einen Rammbock zu bauen. Zudem möchte ich, dass unsere Handwerker die Steinschleuder in 1,5 km Entfernung zur Stadt aufbauen. Schickt zudem Männer aus, die uns Steine für die faule Magd (so hatten die Männer die Steinschleuder getauft, da Sie keine große Reichweite besaß, naja und manchmal nicht funktionstüchtig war) besorgen.
Hauptmann Moron, Ihr werdet die Reserve führen und wenn Ihr diese gelbe Flagge seht,” dabei zeige Elias auf eine abgewetzte Flagge, "greift ihr an. Wenn ihr eingesetzt werden, werdet ihr sehen, wo es hin geht, denn dann sind wir im Arsch. Das wird nicht passieren, deshalb wird auch mein Knappe Kilian als Flaggenträger bei Euch agieren, damit er mich im Kampf nicht behindert.” Insgeheim wollte Elias nur Kilians Tod verhindern.

“Ich werde mit der Hauptstreitmacht angreifen und zwar in zwei Stunden. Wir beginnen damit die Hauptstreitmacht aufzustellen, um der Bevölkerung die Chance zum Fliehen zu geben. Das heißt, JEDER Mann und JEDE Frau,” diese Wort betonte Elias besonders, “und JEDES Kind darf die Stadt verlassen, sie sollen Ihre Habseligkeiten ruhig mitnehmen. Nutzvieh wird konfisziert. Hauptmann Moron, Ihr stellt dafür einen hartgesottenen Veteran mit 20 Mann ab, die sich darum kümmern. Normonter Deserteure werden sofort hingerichtet, ich hasse Feiglinge und Verräter.
Um drei Uhr in der Nacht beginne ich den Sturm auf Vorburg und damit auf die Stadt. Bis dahin brauche ich die Sturmleitern.” , dabei schaute Elias in die Richtung von Haptmann Hengest, als dieser nickte fuhr er fort. “Wir werden an SIEBEN verschiedenen Stellen Sturmleitern aufbauen und versuchen über die Mauer zu kommen. Nachdem die Stadt in unserer Hand ist, werden wir die Felsenburg mit dem Ramm bock einnehmen. Ich will, dass ab morgen früh die Steinschleuder unablässig auf die Felsenburg feuert.

Hat hier jeder seine Aufgabe verstanden? Fragt lieber jetzt, im Kampf bin ich nicht mehr so gut zu haben!" Elias funkelte die Männer an.

Elias wartete noch einige Kommentare ab, da es aber nichts Weiteres mehr gab, fuhr er fort: „Dann greifen wir in zwei Stunden an!“ Elias nahm noch einen Schluck Port, übergab die Flasche dann an Kilian mit den Worten. „Pass auf dich auf Kilian und lass dich nicht umbringen.”

Mitten in der Befehlsausgabe waren in der Burg und in der Stadt schon Hörner und Schreie zu hören. Die Besatzung machte sich bereit für eine Belagerung. Die Bevölkerung würde wohl bald fliehen oder sterben.

Zwei Stunden später stand Elias mit Tausend Soldaten aufgereiht vor der Stadt und ließ die Männer richtig Krach machen. Sie schlugen auf die Schilde und riefen Verwünschen in Richtung der Stadt. Das fühlte sich noch sehr gut an, bis das erste Blut fließt, dachte Elias und spornte seine Männer zu mehr Lautstärke an. Nach 30 Augenblicken ließ er die Männer ausruhen, sie sollten ja in der Nacht angreifen.

Elias hatte alle Stellungen, die linke Flanke und den Tross sowie die Reserve inspiziert als er sich endlich ein wenig ausruhen konnte. Kurz vor der dritten Stunde weckte Ihn der eingeteilte Feldwebel, der Wache, wie er es ihm vorher befohlen hatte. Mit dem Mann trank er noch einen ordentlichen Schluck Port und ging dann zu seinen Männer.

Die Männer waren schon in 21 Sturmtrupps eingeteilt und standen verteilt auf der kleinen Lichtung vor der Stadt. Elias schaute nochmal in die Gesichter der Männer. „Männer hört mir zu, dieser Angriff ist der erst von vielen und ich hoffe, wir könnten die normonter Hurensöhne überraschen, da sie bestimmt mit einem Angriff beim Morgengrauen rechnen. Wir gehen über die Mauer, öffnen das Stadttor und dann bringen wir jeden wehrfähigen Mann in der Stadt um. Es wird nicht geplündert und nicht gefickt. Sobald die Stadt uns gehört, werde ich die gefangenen Frauen einteilen und die Männer die als Erste über die Mauer geklettert sind und die Mannschaft die das Stadttor öffnet, bekommt Ihren Anteil. Zudem gibt es einen Freifick im 7x7 Schenkel!“ Elias wartete bis die Männer mit dem Lachen auf gehört hatten und fuhr dann fort „Sobald wir die Stadt erobert haben, bekommt ihr eine Rast. Ich will nun bei dem Angriff keinen Laut hören, auch wenn die Ersten uns entdeckt haben, verhaltet Euch ruhig und tut eure Pflicht. Wenn ich anfange zu schreien, FÜR Yddland. Dann könnt ihr die Sau oder die Bestie rauslassen. Viel Glück. Wir sehen uns in der Stadt!“

Daraufhin schlichen die ersten 7 Stoßtrupps zu Ihren Positionen.

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Die Bestie tobt!

Diese Nacht war das Schlimmste was Elias in seinem Leben gesehen hatte. Diese Normonter waren anscheinend so überzeugt, dass sie gegen Yddland gewinnen, dass nicht viele Dorfbewohner die Stadt verlassen hatten.

Die ersten Sonnenstrahlen streiften bereits den Horizont und Elias sah, wie die „faule Magd“ gerade den ersten Stein auf die Festung schleuderte. Das Stadttor war bereits aufgebrochen und hing nur noch in seinen Angeln. Der Platz um das Tor war gepflastert mit Dutzenden Leichen, sowohl Yddländer als auch Normonter. Der Kampf um die Stadt war viel blutiger als erwartet. Zunächst schienen die Götter mit Ihnen, als einer der Sturmmannschaften direkt über die Stadtmauern klettern und den Aufgang offenhalten konnte, so dass in relativ kurzer Zeit viele Yddländer in das Innere der Stadt stürmten.

Ja … und dann war die Hölle losgebrochen. Die normonter Soldaten strömten gemeinsam mit einer Art Bürgerwehr aus zahlreichen Wachhäusern und stürzten sich in den Kampf. Elias erinnerte sich, dass er befohlen hatte die Wachhäuser zu verschleißen und diese samt der Insassen anzuzünden, er wollte nicht noch mehr Männer verlieren. Als er sich zum Stadttor umgedreht hatte, um die neuen Befehle auszugeben, sprang ihn ein dunkler Schatten an und riß ihn zu Boden. Als Elias hart auf den Boden donnerte, dachte er schon, jetzt wäre sein Ende gekommen, aber der Mann auf ihm war leicht und nicht geübt im Kampf. Elias drehte sich nach oben und stieß sein Dolch bis zum Heft in den Wanst des Ma…, der bildhübschen Frau. Er konnte sich nicht genau erklären, wie es passiert war, aber nun lag diese Frau dort und kein normonter Bastard. Als der Dolch in ihren Bauch drang, hörte Elias ein Keuchen und dann wurde es still. Die blonde Frau lag reglos und mit starrem Blick auf dem blutverschmierten Boden. Ein Armbrustschütze kam auf Elias zu und reichte ihm die Hand: „Herr, die Hure hat euch angegriffen, ich wollte sie gerade mit dem Bolzen spicken, aber da habt ihr es selbst erledigt. Ganz schöne Biester diese Schlampen!“. Elias griff die Hand und ließ sich aufhelfen. Sein Kopf drehte Kreise, er versuchte einen Punkt zu fixieren, um wieder klar sehen zu können. Er merkte wie eine rasch brennende Hitzewelle seinen Körper von Innen verzehrte. Er wollte sich schütteln und die Rüstung abstreifen, doch dann spritze ihm ein Schwall aus Blut und Hirnmasse quer durchs Gesicht und sein Blick wurde wieder ganz klar. In den Schädel des Armbrustschützen hatte sich ein Bolzen durch die Stirn gebohrt. Der leblose Körper stand noch kurz vor Elias fiel dann vornüber zu Boden. Elias Augen verengten sich. Nun war es soweit, die Bestie war entfesselt! Jetzt tötet er auch Frauen, fast so wie damals in der Entrückung als er in einem Tobsuchtsanfall fast eine Ordensritterin erschlagen hätte.

Die restlichen zwei Stunden vergingen wie auf einem langsamen Ritt. Sie kämpfen sich durch die Gassen bis zum Stadttor durch, töteten die Wachen und eroberten Straße, um Straße und letztendlich die gesamte Stadt. Viele der Holzhäuser wurden entweder eingerissen oder einfach abgebrannt. In dieser Stadt sollte lange Zeit keine Mensch mehr wohnen können. Zum Ende konnte Elias beobachten, dass sich viele Bewohner, aber auch Soldaten, noch in die sichere Festung retten konnten. Jedoch wurde ein Teil von Ihnen auf dem steilen Weg dorthin einfach niedergemacht.

Auch wenn es blutig ausging, war die erste Pflicht erfüllt. Elias schaute die leicht abfallenden Straße hinunter zum restlichen Heer. Die Soldaten hatte bereits eine Gasse gebildet und 20 Mann trugen gerade den Rammbock in Richtung der Festung. Der dicke Baumstamm war mit in grün und schwarz bemalt worden und am Ende hatte man einen Eberkopf genagelt, die Männer jubelten und schrieen in wilder Leidenschaft: „EBERKOPF, EBERKOPF, EBERKOPF!!!“. Elias gönnte sich in dieser kurzen Pause ein Lächeln, wurde dann aber wieder todernst. Jetzt kam die eigentliche Arbeit.

Es ließ die Armbrustschützen mit Pavesen Stellung beziehen, so dass sie die Wehrmauer unter ständigem Beschuss halten konnten. Dann teilt er erneut Sturmtrupps ein und kommandierte persönlich den „Eberkopf“ zum Tor. Dieser Tag würde viel Tribut auf yddländischer Seite kosten …

Und genauso kam es auch. Elias ließ die Männer immer wieder gegen die Mauer anstürmen, aber die Sturmleitern wurden immer wieder zurückgestoßen. Der Eberkopf sah mittlerweile wie ein schwarz-roter Totempfahl aus, da dieser mehrfach von den Verteidigern erfolgreich in Brand gesetzt und durch die Angreifer gelöscht wurde. Elias schätze das mindestens 50 Yddländer daran krepiert waren. Die Männer in der Festung waren gut vorbereitet. Sie zogen alle bekannten Register einer guten Verteidigung; sie kippten heißes Pech auf seine Soldaten, sie warfen mit Stein und schossen mit Bolzen. Unzählige Tote Soldaten lagen bereits vor dem Festungstor. Da sie die Angriffsbemühungen behinderten wurden sie rasch zur Seite geräumt, so dass mittlerweile zwei Leichenberge das Tor säumten. Elias konnten keinen Augenblick abwarten. „Los MÄÄÄÄNER WEITER, noch ein, zwei Angriffe, dann gehen diese Schweinefressen in die Knie!“ Elias reibeisenartige Stimme kam ihm selber schwach vor, genauso wie diese sinnlosen Worte, aber er musste was tun und seine Männer weiter anspornen oder alle Verluste waren vergebens. Da fiel Ihm auf, dass seit mindestens einer halben Stunde kein Stein mehr auf den westlichen Turm geflogen war. Denn dort hatte Elias den Schwachpunkt der Feste ausgemacht und er hoffte die Mauer an diesem Punkt zum Einsturz zu bringen, um dann über die Trümmer anzugreifen. Elias wendete Heldenmut und ritt in Richtung der Stadtmauer. Kurz darauf erreichte er das mächtige Geschütz. Die Mannschaft stand um das Holzgerüst herum und wirkte entsetzt. Wie auch immer es geschehen konnte, aber der Wurfarm war gesplittert und konnte anscheinend nicht mehr verwendet werden. Elias war außer sich vor Zorn. Ohne das Geschütz würden noch viel mehr Soldaten sterben müssen. Elias sprang aus dem Sattel und rannte auf den Geschützführer zu, dabei schwang er drohend seine Reitpeitsche. „Was ist hier passiert? Erklärt Euch sofort oder Ihr werdet mich kennenlernen!“. Der Geschützführer wich instinktiv zurück und stammelte: „Verzeiht mir Herr, aber einer der Männer hat die Winde und die Seile nicht kontrolliert und dann ist eines gerissen und so wurde der Wurfarm beschädigt!“ Elias konnte es kaum glauben, sie hatten nur ein Katapult und dieses wurde durch Nachlässigkeit eines Taugenichts unbrauchbar. Elias funkelte die Männer an und fragte gereizt: „Wer von euch war es?“ Als ein junger Mann mit schwarzen Haaren und Bartflaum vortrat und seine Kopfbedeckung abnahm und stammelte „Es tut mir leid Herr, ich bin Jarwin und ich…“

„AAAAAAAAAAAAAAAA!“ Jarwin ging zu Boden als die Reitpeitsche von Elias in mit voller Wucht ins Gesicht traf. „Du verdammter Trottel! Deinetwegen werden viele weitere Yddänder sterben“, Elias wollte sich noch mal auf den Jungen - naja auf den Mann -stürzen, aber es war genug. Er lag heulend und blutend am Boden und diese Narbe würde ihn an seine zukünftigen Pflichten erinnern. „Bringt das in Ordnung!“, brüllte Elias und zeigt auf den Wurfarm.

Einen Tag später waren sie noch kein Stück weiter gekommen. Der Wurfarm war immer noch nicht repariert und seine Männer stürmten weiter auf die Festung ein. Das Tor hatte sich als sehr widerstandsfähig bewiesen, aber so langsam waren Rissen und sogar ein Loch in dem Tor zu erkennen. Alles dauerte zwar viel zu lange, aber bald war es vorbei. Den Sieben sei Dank, Elias wollte nicht noch mehr Männer sterben sehn. Plötzlich kam Bewegung in die Reihen und als Elias sich umblickte sah er auch den Grund dafür. Die faule Magd schoss nun wieder und von dem westlichen Turm bröckelten bereits die ersten Steine herunter. Kurzer Zeit später folgte ein weiterer … Volltreffer. Die Männer jubelten. Elias war drauf und dran den EBERKOPF nochmal auf das Tor loszulassen, doch nun sah er seine Chance. Er stieg vom Pferd und neue Hoffnung durchströmte ihn und er schrie: „Männer zuhören und fertig machen zum Sturmangriff. Die Masse folgt mir auf die Bresche auf den Westturm und ihr Leutnant Granger nehmt eure restlichen Abteilungen und stürmt mit den Leitern die östliche Mauer. Jetzt ist es nicht mehr lang und wir stürmen dieses Loch!“

Die Männer formierten sich unter den Schlägen und Brüllen der Sergeanten. Und während dieser Zeit schlugen noch 6 weitere Steine erfolgreich in den Wehrturm ein. Dieser schien immer mehr in sich zusammenzubrechen. Als dann noch zwei weiterr Steine die Grundmauern trafen, zerfiel er in kleine Stücke und die Trümmer bildeten eine improvisierte Treppe zur Festung. Elias dachte gerade daran, dass ausgerechnet de achte Stein den Turm zum Einsturz gebracht hatte, verwarf aber direkt den Gedanken und schrie aus vollem Hals: „AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAANGRIFF, greift an und macht sie fertig!“ Daraufhin stürmten seine Soldaten die Festung. Die Normonter konnten sich nicht schnell genug entgegenstemmen, denn die erste Welle war bereits über die Mauer, als Elias sah, dass die Leitern an der Ostmauer angelegt wurden. Die Festung war gefallen, dass wusste Elias nun.

Mit Genugtuung stürmte er gleichzeitig mit der dritten Welle die Trümmer hinauf und spähte in die Festung hinein. Überall lagen tote normonter Soldaten und seine Männer waren in einzelne Scharmützel verstrickt, aber er sah, dass sie den Kampf gewonnen hatten. In dem Moment hörte Elias mehrere Kriegshörner aus Richtung Westen erschallen. Ein einzelner Reiter, gewandet in grün und schwarz, kam aus dem Wald geprescht und drei andere Reiter schienen in zu jagen. Plötzlich stürzte der einzelne Reiter vom Pferd und fiel auf den Boden. Die anderen Reiter ritten ihn nieder und drehten sich zum nahen Wald um. Ihnen folgte eine lange Reihe normonter Reiter in rot und schwarz aus dem Wald. Im ersten Moment war Elias sprachlos, dann entsetzt und letztendlich verwirrt. Wie konnte das sein? Sie hatten doch überall Späher ausgesandt und er hatte sich so beeilt. Als die Reiter eine Keilformation einnahmen und mit ihren Speeren in Richtung seiner Flanke zeigten, erwachte Elias aus seiner Starre. Er musste handeln. Elias schrie nach dem Feldwebel mit der gelben Flagge, als aber keiner auf ihn zu geeilte kam, suchte er die Umgebung ab. Nach einem viel zu langen Moment entdeckte er den Feldwebel am Boden, zwei Bolzen hatten ihn an die Erde genagelt. Elias eilte von den Trümmern herunter, wälzte den Toten wie einen Sack beiseite und nahm sich die gelbe Flagge. Er stürzte nach vorn, rappelte sich auf und krabbelte unwürdig die Trümmer nach oben. Auf der Mauer schwang er dann die gelbe Flagge, die Reserve musste ran sonst waren sie alle verloren. Als Elias wie ein Berserker die Flagge schwang, sah er zum Feind hinüber und musste mit ansehen, wie die Kavallerie mit schrecklicher Schnelligkeit und Präzision in die yddländische Flanke stieß. Diese zerbrach sofort und die ersten Reiter preschten schon auf die ausruhenden, verletzten und sich neu formierenden Soldaten zu. Als ob dies nicht schon reichen würde erkannte Elias am Waldrand normonter Fußtruppen erkennen, die sich sammelten und für den Angriff bereit machten. Ein weitere Kohorte von Normontern umrundete gerade nordwärts die Festung, um sie von beiden Seiten in die Zange zu nehmen. Dort musste auch irgendwo Wulfgar mit seiner Truppe sein, aber Elias konnte ihm nicht helfen, sie waren selbst verloren. Und er wusste, wenn er nicht sofort handelte, würden alle Yddländer hier sterben.

Es gab nur zwei Möglichkeiten:

Erstens. Er versuchte sich mit den hier verbliebenden Soldaten zu verschanzen und damit erstmal überleben. Damit wären aber alle anderen Soldaten auf dem Feld, der Tross und der restliche Anhang des Heeres dem Tode geweiht.

Zweitens. Sie würden versuchen die normontische Reiterei zu töten und dann einfach nach Korjak fliehen, wie feige Hasen, und versuchen mit möglichst vielen Soldaten zu überleben.
Elias hasste es davon zu laufen, daher war er versucht sich zu verschanzen und damit auch seinen Auftrag des Marschalls zu erfüllen. Aber, da kam ihn sein Leitspruch in den Sinn und er sprach ihn leise zur Bestätigung aus "Nemo relinquendus" - "Keiner wird zurückgelassen". Die Bestie war besiegt!

Die Entscheidung war gefällt. Elias schaute sich um und er sah, dass die Festung tatsächlich in yddländischer Hand war. Der Weg der Götter ist wirklich schwer zu verstehen, dachte Elias und rief nach Leutant Granger. „Herr, wir haben die Festung genommen. Wir haben gewonnen!“

„Gar nichts haben wir. Ein normonter Heer ist uns gerade in die Flanke gefallen und wenn wir uns nicht beeilen sind wir in einer Stunde tot!“ Der Leutnant schauet verdutze, glotzte in Richtung Westen und blickte dann ängstlich in Richtung des Ritters. „Was machen wir jetzt? Wir könnten fliehen!“ Die Hand von Elias war schneller als sein Verstand. Er gab dem Mann eine schallende Ohrfeige und brülle ihn an: „IIHR WERDET JETZT SOFORT MIT 10 MÄNNERN DIE GANZE FESTUNG IN BRAND SETZEN. Zumindest alles aus Holz,“ fügte Elias in normalem Ton hinzu „und dann werdet ihr die ganze Stadt abbrennen. Ihr sollt nichts, aber auch gar nichts außer Asche und verbrannte Erde übrig lassen. Wenn wir die Festung nicht halten können, dann soll es erstmal auch kein anderer können! HABT IHR DAS VERSTANDEN? Danach zieht ihr euch zu dem Wachtturm zurück, der ist 3,5 Tagesmärsche von hier entfernt. Schlag Euch durch die Wälder. Viel Glück.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ Elias den restlichen Haufen kaputter Soldaten antreten und marschierte mit Ihnen zum Stadttor. Auf der Lichtung entbrannte ein ungleicher Kampf. Die normonter Reiterei war tief in die verbliebene Streitmacht eingedrungen und überall waren hartnäckige Scharmützel entbrannt. Nicht mehr lange und das normonter Hauptheer würde eintreffen und uns den Todesstoß versetzten, dachte Elias und blicke seine Männer an. Er sah abgekämpfte Gesichter und verzweifelte Mienen. Ein Kampf gegen Reiter war nie sehr erfolgversprechend. „Jetzt wird es Zeit zu den Göttern zu beten!“, dabei betrachte Elias seine dreckigen Stiefel und lächelte schief, RIADUGORA würde ihm das wohl verzeihen, und dann rief er weiter „Entweder wir schlagen die Reiter zurück oder alle Yddländer hier werden sterben. HABT IHR GEHÖRT? Wir müssen jetzt versuchen den Rest zu retten und dann ziehen wir uns zurück. Ich will hier nicht sterben und ich denke ihr auch nicht. Tötet ihre Pferde und wenn die Reiter zu Boden gehen, stecht sie ab!“ Mit den Worten drehte er sich um schrie aus vollem Halse „FÜR DIE SIEBEN; FÜR Yddland! KEINE GNADE! VORWÄÄÄRTS!“ Die Bestie war zwar besiegt, aber seinen Zorn sollte der Feind trotzdem spüren. Dann stürzte sich Elias in den Kampf. Sie fielen über die Reiter her, stachen auf die Pferde ein, schlitzen ihre Bäuche auf, hacken auf ihre Hufen ein und töteten dann die herabfallenden Ritter und Soldaten. Hier war wirklich keine Gnade mehr zu finden. Elias schaute sich um, denn er brauchte einen Überblick über das Geschehnis. Er erblickte einen Reiter, der direkt auf ihn zuritt. Sein Wappen zierte eine weiße Feder auf Blauen Grund. Der Ritter preschte auf ihn zu und Elias versuchte noch seinen Schild zu heben, aber der Streitkolben traf ihn hart und unbarmherzig am Kopf. Elias prallte hart auf die Erde und ihm wurde schwarz vor Augen. Er versuchte aufzustehen, aber dann sah er schon einen weiteren normonter Soldaten mit erhobener Axt auf ihn zustürmen. Elias hatte sein Schwert verloren, sein Streitkolben lag irgendwo in der Festung und er konnte einfach nicht aufstehen.

Die Bestie war besiegt!

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Kilian - 
Sieg über die Bestie

Kilian hatte die Schlacht vom Standort der Reserve aus mit wachsender Nervosität beobachtet. Anfangs, als es noch Dunkel war, war nur der dumpfe Schlachtlärm zu hören. Doch als die Sonne aufgegangen war breitete sich der Schrecken des Krieges auch vor seinen Augen aus. Die Männer der Reserve verhielten sich ruhig, auch wenn sie bei jedem Treffer der faulen Magd in die Hände klatschten und ihrer Freude Ausdruck verliehen. Kilian kaute nervös auf der Unterlippe herum und blickte immer mal wieder zu Hauptmann Moron hin, der mit stoischer Miene das Geschehen verfolgte. "Das dauert zu lange..." Murmelte Moron und kurze Zeit später rutschte Kilians Herz in die Hose, als Hörner das Normontische Entsatzheer ankündigten.

Die Männer der Reserve sahen mit Entsetzen, wie sich das Heer auf die Stadt zu bewegte und Kilian wusste, dass die Schlacht nicht mehr zu gewinnen war. "Hauptmann, wir müssen eingreifen, ansonsten ist unser Heer verloren." Rief Kilian diesem zu, der drehte den Kopf zu Kilian. Kilian sah ihm an den Augen an, dass der Mann zweifelte und dass er über den Rückzug nachdachte. "Hauptmann!" Rief Kilian nochmals, als Moron nicht reagierte. "Halt den Mund, Grünschnabel! Wir haben unsere Befehle! Erst wenn das Signal..." Der Ruf einiger nahstehender Soldaten unterbrach ihren Hauptmann. "Dort seht! Das Signal! Die gelbe Flagge." Alle Augen richteten sich auf die Gestalt, die auf der Stadtmauer stand und wild mit einem gelben Fetzen winkte. Kilian konnte aufgrund der Entfernung die Person nicht genau erkennen. Der Hauptmann wirkte nun entschlossener, so als wurde ihm eine schwere Entscheidung abgenommen. "Also gut. Männer! Zeigen wir den normontischen Bastarden, was es heißt gegen Yddland Krieg zu führen. Keine Gnade, keine Gefangenen. Betet zu den Sieben, denn das könnte Eure letzte Schlacht sein! FÜR Yddland!" Die Reiterei der Reserve stimmte in den Schlachtruf ein und stürmte dem Hauptmann hinterher. Kilian zögerte zunächst, aber sein Pferd folgte seinen Artgenossen im wilden Galopp. Die Flagge, die Kilian trug, flatterte im Wind und er musste sie gut festhalten, damit sie ihm nicht aus der Hand gerissen wurde.

Kilian hatte große Angst, als sich die Reserve in den Kampf einmischte und anfangs sah es so aus, als würde der Angriff der Reserve den Normontischen Vormarsch aufhalten. Doch dann traf die gegnerische Kavallerie die Flanke und es entstand großes Chaos. Sein Pferd ging mit ihm durch und Kilian musste die Flagge fallen lassen, um sich am Pferd festhalten zu können. Ein zwei mal flogen Pfeile oder Bolzen knapp an seinem Gesicht vorbei, so dass er sich instinktiv duckte. Einen Augenblick später durchbohrte eine Lanze sein Pferd von Links mit solcher Wucht, dass die Spitze auf der rechten Brustseite wieder hervortrat. Mit einem schrillen Schrei stürzte das Pferd samt Kilian zu Boden. Der harte Aufprall schlug ihm die Luft aus den Lungen und für einige Augenblicke blieb er benommen liegen. Nachdem er sich wieder aufgerappelt hatte griff er nach dem Heft seines Kurzschwertes und zog es aus der Scheide. Er sah sich um, überall waren Scharmützel ausgebrochen, doch die Normonter waren zahlenmäßig weit überlegen. Hier und dort wandten sich Yddländische Soldaten um und stürzten in wilder Flucht auf den Wald zu, doch sie wurden von den Reitern niedergemacht.

Da entdeckte Kilian seinen Herrn Elias, wie er sich mit dem Schwert um sich schlagend durch die normontischen Reihen kämpfte. Dann wurde er von einem normontischen Ritter im Vorbeireiten zu Boden geschlagen und Kilian wusste, was er zu tun hatte. Er musste seinem Herrn retten, oder an seine Seite sterben. Er eilte auf seinen am Boden liegenden Herren zu, als er sah, wie ein normontischer Axtkämpfer auf Elias zu stürmte. Mit einem verzweifelten Satz, sprang ihm Kilian von der Seite in den Schlag, packte dessen Arme und riss ihn mit sich zu Boden. Kilian war schnell wieder auf den Beinen und hob sein Kurzschwert wieder auf, doch der normontische Soldat war erfahren und gewand und hatte sich auch schnell wieder aufgerappelt. Kilian schluckte, in windes Eile versuchte er sich an die erste und einzige Lektion des Herrn Ottokar zu erinnern, der ihm die ersten Schritte des Kampfes beigebracht hatte. Doch sein Schwert war um einiges kürzer, als das hölzerne Übungsschwert und der Gegner hatte eine Axt. Wie bei den Sieben sollte er eine Axt parieren? Kurz bevor sich der Gegner auf ihn stürzte fiel ihm etwas anderes ein, was Ottokar gesagt hatte. "Irgendwie ist ein Kampf auch ein Tanz." Kilian duckte sich unter dem ersten Schlag des Gegners weg und schlug mit aller Kraft, die er aufbringen konnte auf den Arm ein, der die Axt hielt. Der Arm war mit Kettenzeug gepanzert, aber die Wucht des Schlages reichte aus, um den Unterarm zu brechen. Vor Schmerz schreiend ließ der Soldat seine Axt fallen doch schlug er mit der anderen Hand Kilian mitten ins Gesicht, der daraufhin mehrere Schritte zurück taumelte. Mit einem wilden Gesichtsausdruck stürzte sich der Normonter auf Kilian mit einem Dolch in der Hand, riss ihn zu Boden und landete auf ihm. Kilian bekam gerade noch das Handgelenk des Soldaten zu packen, so dass er den Dolchstoß aufhalten konnte. Doch nun lag der Normonter auf ihm, mit vollem Gewicht und drückte den Dolch weiter und weiter auf Kilians Gesicht zu. Kilian hatte der Kraft und dem Gewicht, mit dem sich der Normonter auf ihn lehnte, wenig entgegen zu setzen. Kilians Entsetzen war ihm im Gesicht anzusehen. Verzweiflung und Panik machten sich breit und er begann zu wimmern und zu zappeln. Der Normonter grinste breit und spitzte dann die Lippen. Schhhh...keine Angst, es ist gleich vorbei, Junge..." Mit letzter Kraft tastete seine linke Hand in Panik den Boden ab und bekam einen Stein zu packen, den Kilian mit voller Wucht gegen die Schläfe des Soldaten schlug, der zur Seite wegkippte. Der Dolch rutschte ab und schnitt Kilian durch das Gesicht. Doch Kilian spührte den Schmerz nicht mehr, er war voller Panik und Wut zu gleich. Er wälzte sich auf den Normonter und schlug schreiend mit dem Stein wieder und wieder auf seinen Kopf ein, bis dieser mit einem schmatzenden Geräusch nachgab und sich Blut und Hirnmasse über seine Hände ergossen.

Schwer atmend kam er taumelnd auf die Beine. Der Kampf hatte sich etwas verlagert und dort wo er stand, lagen nur Tote und schreiende Verwundete. Vereinzelte herrenlose Pferde stürmten hierhin und dorthin. Kilian eilte zu seinem Herrn, der immernoch auf dem Boden lag. Er hatte die Augen geöffnet, starrte aber mit leerem Blick gen Himmel. Kilian kniete sich neben ihn. "Mein Herr, Elias." sprach er ihn an. Seine Stimme war zugeschnürt vor Angst und Anstrengung. Als sein Herr nicht reagierte, schlug er ihn leicht mit zitternden blutverschmierten Händen auf die Wangen. "Wacht auf, mein Herr...wir müssen hier weg." Elias blinzelte und sein Blick klärte sich etwas, aber er war immernoch stark benommen durch die Wucht des Schlages. Kilian nahm ihm den Helm ab, der an der Stelle, wo ihn der Streitkolben getroffen hatte, stark verbeult war. Sein Herr blutete aus einer Wunde am Kopf. Elias Lippen bewegten sich und Kilian musste sich weit runterbeugen, um ihn zu verstehen. "Rückzug...finde den Hauptmann...wir müssen uns zurückziehen..." Kilian sah sich um, von Hauptmann Moron war keine Spur zu sehen, etwa 200 Schritt entfernt war der Waldrand mit dichtem Dickicht. Kilian stand auf und zog am Arm seines Ritter, um ihn aufzurichten. Elias verzog schmerzerfüllt das Gesicht, der Schmerz brachte ihn etwas mehr zu Besinnung. "Kilian! Du musst sofot Hauptmann Moron suchen, er muss den Rückzug befehlen." Kilian sah seinen Herrn verzweifelt an, Blut rann ihm in die Augen und er musste sich mit der Hand durchs Gesicht wischen, um wieder klar zu sehen. Wieder sah sich Kilian um. Im Nordwesten tobte die Schlacht noch am heftigsten, wobei der kümmerliche Rest des Yddländischen Heeres beinahe völlig aufgerieben war. Auf dem übrigen Schlachtfeld sah er schon normontische Spießer, die verwundeten yddländischen Soldaten den Todesstoß versetzten. Kilian fasste einen Entschluss und sprach seinem Herrn mit fester Stimme an. "Keiner wird zurückgelassen, Herr, das gilt auch für Euch!" Damit legte er sich Elias Arm über die Schultern und hob ihn auf die Beine. Der Ritter stützte sich schwer mit schmerzvollem Stöhnen auf seinen Knappen, der mühevoll stolpernd auf den Waldrand zuging.

Erneut wallte Panik in Kilian auf, er betete inständig zu den Sieben, dass die Normonter sie nicht bemerken würden. Doch dann hörte er galoppierende Hufe von links. Da Elias auf dieser Seite stand konnte er zunächst nichts sehen und sein Herz setzte vor Schreck aus. Doch dann erkannte er ein herrenloses Pferd, das ihm jedoch bekannt vorkam. "Heldenmut!" Kilian legte seinen Herren, ein wenig unsanft, auf den Boden ab und eilte dem Pferd entgegen, um es einzufangen. Das Tier erkannte Kilian offenbar und blieb stehen. Es war bis auf einige leicht blutende Schrammen unverletzt und ließ sich bereitwillig führen. Bei Elias angekommen hob Kilian seinen Herren erneut auf die Füße und überlegte kurz, wie er seinen Herrn samt Kettenhemd auf das Pferd bekommen würde. Doch Heldenmut, treu und Schlachterprobt, kniete sich hin, sodass Kilian seinen Herrn auf dessen Rücken legen konnte. Das Pferd stöhnte, als es sich wieder aufrichtete. Kilian musste Elias festhalten, dass er nicht wieder herunterrutschte, denn er hatte wieder das Bewusstsein verloren. Nun ging es etwas rascher auf den Waldrand zu und weg vom Schlachtfeld. Im Waldstück begegnete er vereinzelten yddländischen Soldaten und auch Hauptmann Moron, der schwer verwundet und seines Pferdes beraubt, den Rückzug durch den Wald koordinierte. Er war sichtlich überrascht Kilian zu sehen und noch überraschter, als er erkannte, wer auf dem Pferd lag. "Kilian, die sieben seien gepriesen!" Rief Hauptmann Moron aus. "Lebt Elias noch?"

Kilian nickte. "Er ist schwer verwundet, aber er hat noch den Rückzug befohlen." Hauptmann Moron lachte bitter. "Zu nichts anderem sind wir in der Lage. Kümmer Dich um Deinen Herrn, versucht ihn nach Korjak zu bringen. Ich sammel das was von unseren Kameraden noch übrig ist und sammel sie beim Wachturm." Damit bellte er Befehle und Kilian schlug den Weg nach Westen ein. Er war müde und erschöpft, doch er musste durchalten.

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