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Arian - 
7. Spielabend

Svartkjil erzählt, der zwischen den Resten der Palisade stehende Baum sei faszinierend, weil er verdorrt ist, aber trotzdem noch Lebensfunktionen in sich trägt. Darum leuchte er vermutlich auch. Da sei sowas wie ein Parasit/Symbiont an dem Baum, möglicherweise ein Pilz. Vielleicht sind die Bäume damit untereinander verbunden und können aufeinander reagieren. Nun agiere der Pilz (wenn es einer ist) eher wie ein Parasit, während er zuvor wie ein Symbiont war.

Seltsam und auffallend ist, dass die Sandsteinwände im Gang keinen Bewuchs irgendeiner Art haben. Wir verlegen unser Lager nach dort und lösen auch das Rätsel.

Wir denken über das nach, was in den Schreiben steht. Kurn ist ein Ahn. Er wird verehrt, weil er in Stories immer als eine Art Richter auftritt, der selber und mit harter Hand richtet. Man nennet ihn auch "Freund des halbverschatteten Herrn Krode", vgl. oben bei der Sache mit Malik.

Das Schreiben enthält zahlreiche rätselhafte Formulierungen:

So ist z.B. "Liebster Meister" ist eine sehr merkwürdige, ungebräuchliche Formulierung. "Finsterdunkel" ist eine übliche Formulierung für "Nacht". Krodes Bezeichnung als "halbverschattet" könnte auch auf eine Tageszeit hindeuten.

Kjaelnyr beginnt sodann mit der Wache. Als ich an der Reihe bin, entzünde ich im Schutz des Ganges vor der Tür eine Öl-Funzel und sehe mir das Portal an. Ich sehe keine Angeln – vielleicht liegen sie innen. Man kann nirgendwo durch einen Schlitz schauen. Das Zeichen der Skorn ist drauf, der Schädel eines Varir - eine Art Elch. Die sind generell eher träge und in Gruppen unterwegs, wenn aber in Rage, dann fast unstoppable. Ziemlich groß - Schulterhöhe 1,80m.   

Ein Geräusch bringt mich dazu die Treppe hinauf zu gehen und mich umzusehen. Ich stecke den Kopf aus dem Gang und bemerke 4 Fenrir-Wölfe in der Umgebung. Sie greifen mich nicht an. Einer ist nur einen Meter von mir entfernt, doch sein Maul bleibt geschlossen. Nachdem er mich kurz angeblickt hat, geht er einfach weg.

Dann gehen wir zum Portal und ziehen Passworte (ich wähle KABUN). Als ich die Kugeln in die Öffnung lege, steigt ein goldenes Leuchten hinauf und gleitet über das Zeichen der Skorn, bis das Leuchten darum herum zu Buchstaben wird, die durch die Luft auf mich zuwehen und in meiner Brust verschwinden. Dann trete ich wie auch Kjaelnyr durch die Tür, welche sich nun öffnen lässt. Auf der anderen Seite liegt ein dünner Hauch von Gewürz in der Luft, sowie auch eine süßliche Note. Es ist kalt, aber ohne, dass einem Dampf vor dem Mund stünde. Es ist muffiger, aber dafür weniger kalt als draußen. Die Wände sind aus Papier...eine Tapete (mir natürlich begrifflich nicht bekannt) mit Wellenmuster. Davor steht ein hölzernes Gerät mit vier Füßen - wohl ein Garderobenständer, neben diesem noch eine Kommode, deren Knöpfe aus poliertem Metall sind. Hinter der Kommode ist ein erblindeter Spiegel. Gegenüber findet sich ein 2,5 x 3 Meter purpurner Vorhang an der Wand (farblich ähnlich den Schärpen der Ahninnen, aber aus anderem Stoff), der die ganze Seite bedeckt. Neben der Kommode stehen 3 Vasen aus hellem Material mit aufgemalten Blumen und tatsächlich Blumenresten darin, eine davon kaputt. Eine Leiche sitzt auf einem Stuhl herum, als warte sie auf etwas. Daneben liegt ein Kehrblech aus Metall und ein Handfeger. Toter war wohl ein Mann. Trug seltsame Kleidung. Seine Schuhe hatten keinen hohen Stiefelschaft, wie wir es gewohnt sind, dafür hohe Absätze. Er trägt kniehohe Strümpfe und weite Kniehosen. Dazu eine Art Gehrock. Alles in allem sieht es aus wie ein Diener-Livre.

Der Boden ist aus fein gearbeitetem Holz (Parkett).

1 x 1,5 Meter romanisch geschnittenes Glasfenster mit Fensterbank hinter dem Vorhang, ziemlich blind. Draußen - also hinter den Fenstern - sehe ich eine regnerische Gewitternacht.

Plötzlich werde ich kurz von einer Visionen heimgesucht, dass ich von den Möbeln angegriffen werde, bis Svartkjil mich wachrüttelt.

Svartkjil gibt mir ein paar Tropfen, die beruhigend wirken und nimmt selbst auch welche.

Ich sehe, dass meine Hände irgendwie anders aussehen - präsenter. Mir ist übel, ich fühle mich stärker und schwächer zugleich. All dies hier macht mir mental schwer zu schaffen.

Auch Kjaelnyr findet sich selbst leicht verändert, eine Narbe an seiner Hand ist verschwunden und ebenso seine Schwielen.

Svartkjils Gesichtszüge sehen schärfer aus. Er beschäftigt sich erst einmal damit sich selbst zu beruhigen und durchzuatmen.

In der Kommode finden wir Einstecktücher - wenn wir wüssten was das ist.

An der Leiche finden wir ein Stacheldraht-Armband, an dem metallene Plättchen sind, auf welchen "Kurn" steht. Leicht blutverkrustet. Bei weiterer Betrachtung hat die Leiche auch eine Kette um den Hals, die eine ähnliche kasteiende Funktion erfüllt haben könnte. Kleine Blutsreste am Hemd deuten darauf hin.

Mir fällt auf, dass die Decke ziemlich hoch ist (3-4 Meter) und ebenfalls mit Papier/Tapete beklebt ist und sogar Stuckatur an den Übergängen zu den Wänden aufweist.

Weitere Räume schließen sich an, teilweise sehen wir Schiebetüren an den Wänden (Schränke, wie sich herausstellen soll). Ein fetter Teppich liegt am Boden, ist aber schon ziemlich verrottet, wenn man drauftritt. 

In einem der Schränke finden sich Speere sehr seltsamer Machart und andere Jagdwaffen. Als ich einen Degen in die Hand nehme, den ich geil finde, gewinnt die Waffe dort an Substanz, wo ich sie berühre. Nur solange meine Berührung darauf ist und nur ganz leicht. Zugleich fühlt es sich an, als „ziehe es“ an einem. In einem anderen Schrank finden sich nicht Jagdwaffen wie im ersten, sondern wirkliche Kriegswaffen wie Äxte, Streitkolben, Morgensterne, etc. In einem weiteren Schrank sind Schilde, Bögen usw.

Weiters finden wir einen großen Schreibtisch und mehrere Bücherregale mit kleinen Buchfibeln. Titel wie "Die Kriegskunst der Jalpur", "Amealia", " Totengewächse", "Amyristos und Edorn", "Katul, der Seefahrer" (noch erhalten), " Von Hendrikshafen zu West Manaia", "Von der eisigen Jagd", "Rostes Rätselkampf mit Kmisa" (Zahlreiche andere Rostes Bücher), "Rostes, Kmisa und die Thokk" (noch erhalten), "Wie Hendrek den Segen stahl", "Rostes bei den Arebati" (noch erhalten), "Rostes der Trümmerer", "Rostes bei Kalos" (noch erhalten)

Ich lese „Katul, der Seefahrer“: nicht handschriftlich geschrieben, sondern gedruckt, gut 40 Seiten. Erster Seefürst der Stadt Amealia, lange her. Amyristos war offenbar der Gründer von Amealia. 487 Jahr wurde Expedition in den Süden beschlossen... Katul sollte das machen, ruhig, besonnen,...Magier und Zauberer aus allen Teilen der Welt sollten das große, zweimastige Schiff Eskalia mit Schutz versehen, Runen etc. Hochmagier der Gilde. Erzählt wird die Expedition des Seefürsten und späteren Admirals Katul ins Kaiserreich Zastraha, nachdem er auf einer Insel eine Prophezeiung erhielt. Dort wurde ihm in einer Höhle mitgeteilt, dass man nach einiger Zeit Krieg mit dem Kaiserreich haben werde, danach aber eine neue Freundschaft. Er starb ca. 504.

Svartkjil und Kjaelnyr finden eine seltsame Apparatur wie aus einem Chemielabor. Wir sehen ein sehr großes, doppeltüriges, weißes Portal. Außerdem ein eisernes Becken, welches wohl mal auf einem Standfuß ruhte. In dem Becken sind 4 Symbole zu sehen, die Tageszeiten anzudeuten scheinen:

Blau = Blausilber; Dunkelrot = Kuper; Mittelrot = Bronze; Gelb = Gold

Offenbar war unterhalb der Symbole mal Wasser, oben mal Schmauch wie von Feuer, an einer Stelle ist sowas wie Schmutz und eine Stelle ist glatter poliert. Es drängt sich der Eindruck auf, als habe man den Tageszeiten Elemente zugeordnet. Finsterdunkel = Wasser, Erster Schimmer = Erde, Volltag = Feuer, Letzter Schimmer = Luft

In der Wand neben dem weißen Portal sind 3 Schalter sowie eine Art Separee. Neben einem Kleiderschrank mit Kleidung für Männer wie Frauen finden wir eine weitere, diesmal weibliche Leiche. Weiters finden wir Kommoden mit Silber und Messingwaren, Anrichten, Hochvitrinen, einen Kamin, Teppichläufer, Tisch, etc. Außerdem weitere Schiebetüren und Vorhänge.

Nichts hier ist auch nur ansatzweise vergleichbar mit den Behausungen, die wir kennen. Ungewöhnlich ist aber auch, dass die Räume nur rudimentär unterteilt sind. Neben der weiblichen Leiche ist eine weitere Tür.

Die Leiche hat eine Schürze an, vielleicht die Köchin? Sie trägt ebenfalls ein Stacheldraht-Armband und so etwas Ähnliches am Schienbein/mittlerer Unterschenkel. Bei ihr steht auf den Schriftzeichen aber "Malwig", einschließlich einem Herz.

Als ich aus dem Fenster blicke, sehe ich draußen drei weitere aufgeknüpfte Leichen (Skelette) im Gewittersturm herumbaumeln. Wo nach dem Portal, durch welches wir hergekommen sind, zu urteilen eigentlich Erde sein müsste oder der Tümpel, sehe ich das Mauerwerk des Hauses, dahinter nur noch Schwärze und Regen. Vor diesem Hintergrund baumeln die Erhängten.

Ich wappne mich mit einem langen Dolch/Kurzschwert.

Hinter der mutmaßlichen Küchentür befindet sich eine Art "Schirm" aus Haut, Haaren, Zähnen und fauligem Gestank - die Tür lässt sich nur ein Stück weit aufziehen wegen dieses Schirms. Wir versuchen es dann auch nicht weiter, denn der Anblick dreht einem den Magen um. Wir untersuchen den Mechanismus hinter den Wandlampen und begreifen ihn nach einigen Momenten. So schaffen wir es schließlich zwei der Lampen in Gang zu bringen. Ich öffne eine der Amphoren und finde einen Sherry vor. Ich säubere drei Silberpokale und gieße uns davon ein. In einen der Sessel gefläzt koste ich von dem süßlichen Getränk.

Wir sprechen erneut über den Text, der das Rätsel für den Generator enthielt. Kurn wollte dem Text nach, dass "der Baum verdorrt", womit wohl die Sippe der Skorn gemeint ist. Die Skorn kannten den Zugang, denn ihr Zeichen ist ja auf der Tür.

Nach einer Weile des Ruhens und Überlegens wollen wir das große Doppelportal öffnen, doch auch hinter dessen Türen befindet sich ein „Fleischschirm“.

Kjaelnyr sieht sich die Tür an, durch welche wir gekommen sind. Dort ist auf dieser Seite kein Emblem. Es findet sich aber nahebei ein Hebel, auf welchem man sein Passwort über fünf Drehscheiben eingeben kann.

Kjaelnyr geht so wieder hinaus in den Sandstein-Gang und sieht am oberen Treppenabsatz einen Fenrir, was ihn zu einem eiligen Rückzug veranlasst.

Lese "Rostes, Kmisa und die Thokk".

Schließlich fasse ich mir ein Herz und untersuche die Leiche der Frau nun genauer. Da finde ich schließlich in ihrem Mund - hinter zwei etwas längen Eckzähnen oben (die unteren fehlen) - eine Rose mit einer Blüte aus Papier. Auf dem zum Blütenkopf gefalteten Papier steht "Rettet Malwig".

Auf eine Ahnung hin will ich mir den Rosenstiel näher ansehen, weil ich vermute, dass er mit einer Art magischer Kraft behandelt worden sein könnte, um ihn so haltbar zu machen. Wie schon im Moor und auch auf unserem Weg an diesen Ort versuche ich meine Erwartungen abzulegen und versuche das wahre Wesen dieses Blumenstils zu erblicken. Als ich an dem Rosenstiel vorbeisehe, fällt mein Blick auf die tote Frau, die mich plötzlich aus lebendigen Augen ansieht, wo sie zuvor nur noch vertrocknete Augenhöhlen hatte. Sie sieht mich an und sagt "rettet mich".

Nachdem ich mich von meinem Schrecken beruhigt und die anderen über das Gesehene informiert habe, suchen wir eine Zange und entfernen ihr die Stachelketten. Als Svartkjil versucht die Ketten mit einer Zange zu durchtrennen, sehe ich wieder, wie die Zange unter seinen Händen in geringem Umfang mehr Substanz gewinnt und realer wird. Er müht sich ab, doch die Substanz kriecht nur langsam zur Spitze der Zange, wo er sie braucht. Also lege ich kurzentschlossen meine Hand an die Spitze der Zange und richte meinen Willen darauf, dass sie zerteilen soll.

Die Zange schnappt zu und zerteilt die Kette, doch mich durchfährt mit einem Mal ein heftiger Schmerz. Wir entfernen auch die anderen Drähte, was erneut höllisch schmerzt.

Ich habe das Gefühl, dass durch unsere Berührung und unseren Wunsch auch das Fleisch der Toten kurz realer wird. Also versuche ich sie durch eine Berührung noch einmal realer zu machen. Sie raunt, ich solle ihr mehr geben. Einer erneuten Intuition folgend ritze ich mir den Daumen an meinem Messer, um sie mit meinem Blut zu berühren (weil das bei Glimmer auch funktionierte). Ich gehe davon aus, dass Blut wie eine Brücke fungieren könnte. Sie starrt auf den blutigen Finger und reckt sich förmlich danach. Schließlich fährt sie mehr mit ihrem Gesicht über das Blut an meinem Finger als umgekehrt.

Die Frau wird wieder etwas realer. Sie erhebt sich und fängt an zu putzen. Auf Nachfrage sagt sie, ihr Name sei Alidia. Wir sollen Malwig - den anderen Diener - retten. Doch da nähert sich jemand von außen dem weißen Portal, welches durch die Haut geschützt wurde. Die Person kommt herein, wir verstecken uns. Der Ankömmling gebietet Alidia, sie solle sich merken, wie die drei Hebel neben dem Portal funktionieren. Er zeigt ihr etwas und geht, nachdem er ihr eine gescheuert hat. Sie soll herausbekommen, welcher Hebel welche der drei Lampen im Separee bedient. Sie dürfe aber nur einmal in den Raum sehen - die Hebel kann sie gerne so oft bedienen wie sie will. Schließlich finde ich eine Lösung für sie:

Sie soll zwei Lampen durch Umlegen von zwei Hebeln anmachen, warten bis beide Lampen heiß sind, einen Hebel wieder zurück umlegen, hineingehen und sehen, welche Lampe an und welche noch warm ist. Dann weiß sie, welche nicht an war (=nicht umgelegter Hebel), welche warm, aber aus ist (= zweimal umgelegter Hebel) und welche leuchtet (=einmal umgelegter Hebel). So funktioniert es schließlich auch. Sie stellt ihren Herren mit "ihrer Lösung" zufrieden und wird dadurch auch erneut präsenter.

Anschließend erscheint ein Diener, der in die Küche will - also durch den zweiten Hautschirm. Dazu benötigt er stets ein Passwort als Antwort auf eine Ansage aus der Küche. Wir belauschen den Prozess dreimal: 28-14, 8-4, 12-6. Wir finden kein System – unterstellend, dass man nicht einfach immer die Hälfte sagen soll – und bitten Alidia schon einmal dort anzuklopfen, damit man ihr eine Zahl nennt. Von drinnen sagt jemand 3. Wir tun uns unendlich schwer mit der Suche nach dem System, bis mir plötzlich aufgeht, dass es um die Zahl der Buchstaben geht, also 4! So klappt es.

Alidia, wieder realer, begrüßt uns im Namen von Kurn, der für unsere Sicherheit und Unterbringung die volle Verantwortung übernimmt. „Nun erkenne ich Euch deutlicher.“ Dieses Recht sei das unsere - mehr werde nicht gewährt. „Verfügt über diesen Raum und das Personal, als wäre es Euer Eigentum.“

Aus den Äußerungen Alidias können wir entnehmen, dass wir zuerst die übrigen Diener befreien sollen, am Schluss Malwig. Irgendwo scheinen weitere Räume zu sein, vor dem weißen Portal zudem Stallungen. Wir beschließen dort anzufangen.

Durch das Öffnen der Küche ist nun mehr Licht in den Räumen.

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8. Spielabend

Ich gehe anhand meiner Beobachtungen davon aus, dass ich in etwas Verschobenem bin, in „irgendwas“, das neben unserer Welt existiert. Vielleicht eine Art Schattenwelt.

Wir schauen noch mal in die Waffen- und Rüstungsregale. Ich nehme mir schließlich zu meinem Kurzschwert noch einen Buckler/Faustschild.      

Anschließend gehen wir zur weißen Schiebetür. An dieser befinden eine „Mehrfach“- Waage mit mehreren Verzweigungen an jedem Arm, einige unterschiedlich schwere Kugeln und eine „normale“ Waage.

Es sind 6 Kugeln, in denen sich kleinere, phosphoreszierende Kugeln befinden. Beim Wiegen nimmt das Glimmen in den Kugeln zu, hebt man sie aus der Waage heraus, nimmt das Glimmen hingegen wieder ab.

67, 134, 201, 268, 335 & 402 Gramm. Also quasi Vielfache von 67.

Nachdem wir die Waagen ins Gleichgewicht gebracht haben, leuchten die Kugeln heller und die Tür klickt.

Dahinter finden wir einen dunklen Raum/Gang, staubig und muffig, mit grauem Stein gepflastert. Dort liegt ein roter Teppich, Säulen säumen eine Art Gang. Auf einem steinernen Geländer stehen vereinzelte Töpfe mit Farnen. Wir nehmen uns einige der Kugeln, die weiterhin leuchten. Alidia meint, die Tür schließe sich nur, wenn man alle Kugeln entfernt.

Es zeigt sich, dass vor uns ein kuppelförmiger Raum ist, vor uns begrenzt durch ein Geländer, vor dem es tief runter geht. Als wir von dort hinunter blicken, sehen wir weitere Geländer in anderen Etagen. Über der Kuppel aus Glas sieht man das Gewitter, der Regen auf der Kuppel klingt gedämpft. Man sieht Lüster von der Decke hängen. Ich fühle mich leicht an die Halle erinnert, in der wir seinerzeit in der Gliimmerhöhle die tanzenden Paare und die Herrin sahen.

Wir gehen links herum am Geländer entlang. Nach einigen Metern kommen wir an eine Tür in der Wand. Man hört, wie jemand dahinter gefoltert wird, nachdem er ein Rätsel oder etwas in der Art nicht lösen kann. Bei einer weiteren Tür hören wir, wie jemand (vermutlich) ertränkt wird. Als nächstes sehen wir an der Wand ein Bild, über welches jemand ein Lösungsmittel geschüttet hat. War wohl mal ein Porträt. Hinter einer weiteren Tür hören wir leise Geräusche von Pferden, außerdem jemanden, der scheinbar ausgepeitscht wird. Dennoch betrete ich den Raum, da man uns sagte, wir sollten dort die anderen Diener „wecken“. Es sind tatsächlich Stallungen.

Drinnen sehen wir einen Typ mit bloßem Oberkörper an einem Tisch sitzen, dessen Rücken tatsächlich bis aufs Blut ausgepeitscht wurde. Er jammert rum, er „könne es nicht“. Aber es ist niemand da, der ihn züchtigt.

Der Mann bemerkt uns nicht, selbst als ich ihn berühre. Er wischt nur geistesabwesend über die Stellen, wo ich ihn anstupse. Er hat eine Art Rätsel-Puzzle vor sich. Ich versuche es zu lösen, aber der Typ, der ihn geprügelt hat, kehrt plötzlich zurück und ist nicht zufrieden. Der Prügler ist groß, hat lange weiße Hände. Es ist derselbe Typ, der auch Alidia gezüchtigt hat.

Kjaelnyr kommt auf eine Lösung und legt die Teile richtig hin. Der Herr kehrt zurück und streichelt und küsst den Diener. Dieser heißt Blenes, wie er anschließend sagt.

Als ich ihn nach dem Namen des Vorstehers und Vogtes frage, will er antworten, doch ein Stacheldraht in seinem Mund scheint ihn zu hindern.

Der Vogt verwaltet das Haus der Herrn Kurn in dessen Abwesenheit. Dies ist ein Herrenhaus auf einem Hügel. Blenes glaubt, der Herr Kurn wäre mit den Strafen des Vogtes nicht einverstanden. Der Vogt hat ein Weib, dass ihm ähnlich ist. Wir sind im Finsterdunkel.

Er erzählt von Besuchern, manche verschattet, manche halbverschattet.

Wir gehen einen Raum zurück, wo das Waterboarding stattfand. Von außen hören wir die Stimme einer Frau: „Lasst das Wasser ein.“ Es ist eine Art Baderaum. An einer Kupferwanne findet sich ein weiteres Rätsel mit Sanduhren.

Wir lösen auch dieses Rätsel, doch zunächst gibt Kjaelnyr ihr eine falsche Antwort, was dazu führt, dass Beth, die Dienerin getötet wird. Doch sie erwacht wieder zum Leben und ihre Tortur beginnt von neuem. Beim zweiten Mal können wir ihr schließlich die richtige Antwort geben.

Mit viel Denkerei kommen wir darauf, dass der Herr Krode der Oberste Herr ist, Kurn ist sein Vasall, wie auch alle anderen hier. Es gibt aber laut Alidia auch andere, die so hoch sind wie Krode, vielleicht sogar noch höhere. Krode hasst die Verschatteten und die im gleißenden Lichte. Kurn ist (natürlich) auch halbverschattet.

Laut Alidia gibt es Schlimmeres und Grausameres als die Nacht, das Finsterdunkel. Denn die Nacht sei auch Licht, die Monde schimmern und verschatten die Welt nur halb. Also heißt Halbverschattet wohl Nacht/Finsterdunkel. Grausamer sei, was vor der Nacht kam, das Nichts. So will sie esvon den alten Geschichten wissen.

Wir gehen nun in den ersten Raum des Ganges. Dort sitzen Schüler rum, vor ihnen steht eine unbekannte Person mit einer Gerte in erlesener Kleidung, ganz ähnlich Malwigs Kleidung. Er hat aber kein Kurn-Emblem am Handgelenk, sondern er hat einen rostigen Nagel durch den Unterarm getrieben. Kinder nennen ihn den Lehrer Lures.

Aus den Zahlen 1 bis 30 nenne er 29 Zahlen, sie sollen sagen, welche er nicht genannt hat. Das funktioniert zwar, aber die Regel fällt uns nicht ein. Er beginnt mit einer neuen Aufgabe, bei welcher dauernd aufsteigende Zahlen von ihm gezählt werden. Wir kommen mit tausend Erklärungen für die folgenden Reihen um die Ecke, weil es erst nach ganz überwiegend geraden Zahlen mit wenigen Ausnahmen klingt. Am Ende will er hören, dass es immer größere Zahlen sind.

Wir gehen den Gang mal in die andere Richtung. An der nächsten Tür hören wir nichts. Kjaelnyr öffnet, dahinter ist Nebel und Dunkelheit. Eine Tür weiter sieht es ähnlich aus. Noch eine Tür weiter blicken wir aus einer Stallung heraus und blicken in die düstere Landschaft. In der Ferne sehen wir auf einem Hügel Licht, es könnte das Herrenhaus sein. Wir sehen einige Schüler um einen Mann stehen. Herr Justinor, hat ebenfalls einen Nagel durch den Unterarm. Er sagt, sie sollen ein Rennen machen. Das Pferd, das als letztes einmal um das Herrenhaus kommt, gewinnt. Die Schüler blicken ihn ratlos an. Kjaelnyr rät ihnen, sie sollen die Pferde tauschen, worauf sie loslegen.

Erstaunlicherweise erkennt der Herr Justinor uns irgendwie und zieht seinen Rapier. Er sucht nach uns, kann uns aber scheinbar nicht sehen. Wir ziehen uns zurück, doch Kjaelnyr geht noch mal rein, weil das Rennen scheinbar sonst nicht weitergeht. Der Typ verkennt ihn, schleudert seinen Rapier nach Kjaelnyr und durchbohrt seine Schulter. Wir ziehen den verletzten Kjaelnyr in den Gang zurück. Nachdem wir das Rapier herausgezogen haben, löst es sich auf. Anschließend bringen wir ihn zurück in das Zimmer.

Wir gehen wieder auf die linke Seite des Ganges. Hinter der ersten Tür ist Nebel. Hinter der Zweiten ebenfalls, doch mir scheint, da sei etwas. Als ich reingehe und den Nebel berühre, verändert sich mein Aussehen. Ich bin größer, meine Arme sind stärker und haariger. Kjaelnyr sieht nichts. In einem weiteren Raum mit Nebel gehe ich tiefer in diesen hinein und beginne mich aufzulösen. Und fliehe.

Nach einigen weiteren Räumen voller Nebel, welche ich nun meide, erreichen wir eine Art Baderaum. Dort sind ein Mann und eine Frau vor einem Pool, er hält sie fest und sagt, er wolle mal sehen, ob sie ihm entkommen kann. Sie macht mit einer Handbewegung ein Wiesel, das in den Pool springt, er einen Dobermann, der um den Pool herumrennt. Der Hund sei viermal so schnell wie das Wiesel, kommentiert er. Wie wolle sie ihm da entkommen? Wir raten ihr, das Wiesel müssen einen kurzen Kreis beginnen und dadurch den Hund zu einer längeren Strecke zu zwingen. Dann, wenn der Radius des Wiesels zum Rand klein genug ist, kann es gerade ausbrechen und ist schnell genug.

Das Rätsel ist gelöst und wir kehren zu „unserem“ Raum zurück.

Offenbar ist Malwig soweit befreit. Ich gebe ihm ein paar Tropfen Blut. Irgendwann erwacht er, bleibt aber bleich. Er ist zu lang, grazil und gestreckt, gemessen an uns bekannten Menschen. Seine Augen sind fast schwarz.

Er bedankt sich und nennt sich unseren ergebendsten Diener. Der Vogt heißt Kerdach, seine Frau heißt Redana, erzählt uns Malwig. Er selber sei dem Haushalt durch Treue und Pflicht verbunden. Daher fesselten ihn die Qualen der Diener.

Malwig sagt, er dürfe uns Wissen nicht einfach weitergeben, da sein Meister möglicherweise Gegenleistungen erwarte. Er meint jedoch, dass ein „Pfad“ alles Mögliche sein könne, ein Hügel, ein Tor, was auch immer. Wir sollen diesen Raum als eine Art Vorhalle verstehen, an der wir uns auf einen Eintritt vorbereiten können, wie die Vorhallen der Hallen der Sippen. Man kann schon ein wenig von dem erkennen, was dahinter kommt, kann gesehen werden und sich vorbereiten. Der Raum ist Teil des Hauses von Herrn Kurn. Er existiert aber quasi noch einmal, wie eine Kopie oder ein Abbild, für uns. Malwig ist für die Dienerschaft da, Herr Kurn für alles in diesem Haus.

Malwig bietet uns an, anhand des Beckens unsere Affinität zu erkunden. Das sei keine Festlegung. Er lässt Alidia ein Flakon aus rotem Glas bringen, aus welchem er Nebel in das Becken gießt. Das Flakon war versiegelt, doch wir konnten es nicht richtig sehen.

Sodann gibt er uns aus einer Kiste ein saftiges grünes Blatt in die Hand, welche wir in den Nebel halten sollen. Wir sollen uns vorstellen, wir könnten aus dem Blatt ein metallenes Blatt machen. Ich stelle mir ein Blatt aus silberigem Metall vor, wie ein Stück Kunsthandwerk. Ich merke, wie sich das Blatt verhärtet. Der Nebel ist weg, in meiner Hand liegt zuerst ein silberner Klumpen, der sich aber langsam zu dem Blatt entfaltet, welches ich mir vorgestellt habe. Svartkjil hat ein kupfernes Blatt, Kjaelnyr ein bronzenes.   

Malwig sagt, wir haben die Fähigkeit Wunder zu wirken. Ich habe eine Affinität zu Silber. Das Blatt wird in unserer Welt nach einem Tag zerfallen. Um mehr über die Affinität zu erfahren, müsste ich das Blatt jetzt schon gehen lassen.

Kjaelnyr hat eine Affinität zu Wundern in der letzten Zeit des Zwielichts, Herbst, etc.. Er könnte auch noch andere haben

Mein Blatt wird zu Wasser à Winter, Finsterdunkel. Dies muss nicht die einzige sein, auch nicht die stärkste, aber jetzt ist sie da.

Wenn wir in diesem Raum sind, kann es sein, dass die Zeit in unserer Welt anders vergeht. Das Haus steht in den tiefen Marschen von Slochteren.

Malwig bittet darum, dass er uns über einen Traum kontaktieren darf. Wir würden von den Blättern träumen, die wir hier erschaffen haben.

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Das Mosaik der Welt

 

Versonnen blickte Kjaelnyr auf den kleinen Holzwürfel, den er in den Händen hielt. 6 Seiten, eine jede anders bemalt. Die erste Seite hatte er mit Ruß aus der Esse der Schmiede schwarz gefärbt. Schwarz wie die Nacht. Die zweite Seite leuchtete in einem rostigen Rotbraun, welches er aus Ziegelstaub und Wasser zu einer Paste verrührt und auf das offenporige Fichtenholz aufgetragen hatte, ein Leuchten wie Herbstlaub in der tiefstehenden Sonne. Die nächste Würfelfläche leuchtete in einem strahlenden Gelb, das Kjaelnyr aus den Blättern einer Sumpfdotterblume gepresst hatte. Seine Farbe erinnerte an die helle Mittagssonne eines Hochsommertages, an dem man barfuß durch den Fleuw watete und nach Forellen stach, die sich im Schatten des Uferüberhanges versteckten. Die vierte Seite war mit zerstoßenen Farnblättern grün gefärbt worden, ein Grün wie man es von den jungen Trieben der ersten Krokusse des Jahres kannte. Die 4 Farben bildeten einen Ring um den Würfel, wobei sich gelb und Schwarz, sowie rot und grün gegenüberlagen. Die fünfte Seite hatte er mit Alaun und Kalk aus der Papiermühle gebeizt, so dass die natürliche Maserung des Holzes verschwunden und eine gräuliche, schlierige, fast nebelhaft wirkende Oberfläche entstanden war. Wenn er seinen Blick in die Unendlichkeit schweifen ließ, wie er es zuletzt auf seiner Reise ins Finsterdunkel so oft getan hatte, meinte er beinahe, Umrisse darin zu erkennen, so wie man es an einem der selten Sommertage tut, wenn man im Gras liegt und den Wolken zusieht. Manchmal waren es Tiergestalten, teils auch Gesichter oder gar Runenzeichen oder die Gestalt eines mächtigen Ahnen.

Die letzte Seite des Würfels war unbehandelt geblieben, die Maserung des Holzes trat deutlich hervor, in der Mitte befand sich ein Astloch, das Kjaelnyr an ein Auge erinnerte, das starr und ewig Wacht hielt.

Dieser Würfel war der Baustein allen Seins, und alles was war, bestand aus einem Mosaik aus unzähligen solcher Würfel. Wesen, Aussehen, Eigenschaften und Wirkung auf den menschlichen Geist hing nur davon ab, welche Seite der unzähligen Würfel dem jeweiligen Betrachter zugewandt waren. Über diese Gedanken hatte Kjaelnyr es sich auf seiner kargen Bettstatt bequem gemacht und war eingeschlafen. 

Er befand sich wieder in dem prächtigen Badehaus, in dem er und Rokbur das Rätsel der Badewanne gelöst hatten. Er kniete, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, auf dem Boden des Raumes, der vormals mit prächtigen Mosaiken geschmückt gewesen war. Nun aber bedeckte Nebel den Boden, eine einzige schlierige, graue Oberfläche. Verschwunden waren die Farben und Formen der zuvor dargestellten Gestalten, selbst die Geschichten, die sie erzählt hatten, waren vergessen, versunken im Nebel.

SCHMERZ!!!! Erneut war die vielschwänzige Peitsche, in deren derbe, schwarze Lederzöpfe kunstfertig kleine Kristallsplitter eingeflochten waren, auf Kjaelnyrs unbekleideten Rücken niedergefahren, um die kümmerlichen Reste unversehrten Fleisches ebenfalls in eine blutige Masse zu verwandeln, wie es schon so viele Male zuvor geschehen war.

Am Ende der Peitsche erhob sich hünenhaft eine lange, sehr schlanke Gestalt, die von einer dunklen Robe aus schwarzer Seide bedeckt war, das Gesicht verhüllt durch den Schatten einer raumgreifenden Kapuze. „Kjaelnyr hat es schon wieder falsch gemacht. Seine Unfähigkeit ist beschämend. Man möchte sein Mosaik zurückhaben, all die kleinen Tiere und Menschen und Geschichten. Er hat eine Sanduhr lang Zeit“ – sprach es, drehte die kleine Sanduhr um und stellte sie neben Kjaelnyr auf die nebelverhangene Bodenfläche. 

Eine Sanduhr war es freilich nicht, die Kjaelnyr in die engen zeitlichen Schranken wies, war es doch eine dickflüssige, blutrote Flüssigkeit, die sich mühsam und behäbig, aber stetig durch den engen Hals quälte, der die beiden gläsernen Kolben miteinander verband.

Kjaelnyr sah wiederum hunderte, tausende kleiner Würfel wild durcheinander geworfen auf dem farb- und schmucklosen Boden liegen, als hätte ein zorniges Kind diese achtlos weggeworfen. Auf einen Wink der schwarzgewandeten Gestalt hin war immer dann, wenn Kjaelnyr das Mosaik ein weiteres Mal nicht halten konnte, eine schwarze Flutwelle wuchtig durch den Baderaum gefegt und hatte die Würfel wild durch den ganzen Raum gespült. Mit vor Schmerz und Furcht zitternden Fingern ergriff er den ersten Würfel und drehte ihn unbeholfen zwischen den Fingern. Jede der unterschiedlich gefärbten Seiten stand für viel mehr als nur eine Farbe - eine Idee, ein Bekenntnis, ein Element, ein Gefühl, ein Gedanke, ungeahnte und geheimnisvolle Kräfte, die allem was war in unterschiedlichem Maße innewohnten.

Rot, die Farbe des herbstlichen Waldes, die der Geister und der Menschlichkeit, des Nachtagsschimmers, der Luft, der Reise und des Wechsels, Wehmut und Abschied

Gelb, die Farbe der Mittagssonne und des Sommers, des Lichtes, von Hitze und Feuer, von Treue und der Kraft von Reinigung und Zerstörung, Freude und Zorn

Schwarz, die Farbe der dunkelsten Nacht, von Winter, von tiefem kalten Wasser, von Betrug und Verzweiflung, Angst und Hass

Grün, die Farbe des Frühlings, des Vortagsschimmers, von Wachstum, Erstarken und Heilung, von Erde und Standhaftigkeit, von Liebe und Schönheit

 

Kjaelnyr schloss die Augen und rief sich die wunderschönen Bilder vor sein geistiges Auge, die den Boden des Bades geziert hatten, bevor seine Tortur begonnen hatte.

Ein Pfau, der seine farbenfroh schillernden Schwanzfedern zu einem prächtigen Rad aufgestellt hatte.

Eine badende Jungfrau an einem Wasserfall, mit sittsam geneigtem Haupt, züchtig die Brust mit ihrem Unterarm bedeckend.

Ein Satyr mit teuflisch verzerrter Fratze und Bocksfüßen, der eine seltsame Flöte hob.

Kjaelnyr begann abermals, die Bilder mit den Würfeln nachzulegen. Würfel um Würfel fand seinen Platz, doch je mehr Würfel er aneinanderreihte, umso schwieriger fiel es ihm, das Bild vor seinem inneren Auge aufrechtzuerhalten. Es war, als ob eine innere Spannung wuchs mit jedem Würfel, den er hinzufügte, bis es kaum noch zu ertragen war. Kurz bevor das Bild Kjaelnyr abermals entgleiten konnte, rutschte ein weiterer Würfel aus seinen feuchten, zitternden, vor Kälte tauben Fingern, fiel, drehte sich taumelnd einen Augenblick auf einer Ecke, um dann jäh zum Stillstand zu kommen, genau an der Stelle, die Kjaelnyr für ihn vorgesehen hatte - allerdings zeigte er nicht, wie beabsichtigt, die rote Würfelfläche, sondern die naturbelassene Holzseite. Mit einem Mal fiel die Spannung von ihm ab, ruhig lag das unfertige Mosaik auf dem feuchten Boden und harrte der kommenden Würfel. Es war, als hätte man die Sehne eines gespannten Bogens losgelassen, als hätte ein Schiff, dass von Sturm und Wellen getrieben war, plötzlich einen ruhigen Ankerplatz gefunden. Zaghaft ergriff Kjaelnyr einen weiteren Würfel und fügte ihn dem Mosaik hinzu, und noch einen, einen weiteren. Schneller und immer schneller, bis er wiederum die wachsende Anspannung spüren konnte. Eine weitere Holzfläche ließ die Anspannung vergehen, und so gelang es ihm, den Pfau aus Mosaikwürfeln nach und nach zusammen zu setzen. Der sengende Schmerz der grausamen Peitsche blieb aus. „Endlich ein Erfolg, wenngleich ein äußerst jämmerlicher. Seine Aufgabe ist noch nicht beendet. Man hat es sich anders überlegt, man wünscht einen Phönix anstelle des Pfaus.“ Ein weiteres Mal ertönte vernehmlich und laut das Klacken des bronzenen Fußes der Sanduhr auf dem Fußboden.

Fieberhaft versuchte er, mit klammer Hand einzelne Würfel des Mosaiks umzudrehen, um mehr gelbe Flächen nach oben zu befördern, wollte er doch dem Phoenix ein flammendes Gefieder verschaffen – doch die Würfel hielten fest zusammen, und selbst mit Gewalt gelang es Kjaelnyr nicht, auch nur einen der farbigen Würfel zu drehen. Erst als er es an einem der mit der Holzfläche nach Oben liegendem Würfel versuchte bemerkte er, dass sich dieser mühelos herausziehen ließ. Sofort war die Spannung wieder zu spüren, und er wusste, dass im nächsten Augenblick die dunkle Gestalt wiederum die eiskalte, schwarze Welle durch den Raum schicken würde. Also drehte er entschlossen den Würfel um und steckte ihn mit der nebelgrauen Seite nach oben wieder in das Mosaik. Urplötzlich fiel die Spannung von dem Jungen ab und hinterließ ein Gefühl erwartungsvoller Schwerelosigkeit. Keine Welle rauschte durch den Raum, keine Peitsche pfiff heran, um sich erbarmungslos in helles Fleisch zu fressen. Der Pfau war immer noch da, jedoch schienen die Farben rund um den nebelgrauen Stein ein wenig blasser zu werden. So schnell es seine zitternden Finger zuließen, drehte der erschöpfte Knabe Stein um Stein, während die Farben blasser und blasser wurden, und auch die Gestalt des Pfaues immer schwerer abzugrenzen war. Auch die Verbindungen zwischen den Mosaiksteinen schienen immer schwächer zu werden, so dass er bald die farbigen Würfel drehen konnte, als wären sie wie Perlen auf einer Kette aufgezogen. Nach und nach hatte er alle Würfel in die gewünschte Position gebracht, und klarer und klarer trat das Bild eines mit Flammen gefiederten Phoenix hervor.

Ängstlich blickte er auf die nahezu abgelaufene Sanduhr und begann hastig, alle Nebelsteine wieder in Ankersteine umzustecken, und der Phoenix gewann weiter an Substanz.

 

Kjaelnyr erwachte mit schmerzendem Rücken. Sein Lager war zerwühlt, das grobe Sackleinen mit zahlreichen blutigen Flecken besudelt.

Ankersteine. Nebelsteine. Feste Steine, Lockere Steine. Wirklichkeit und Möglichkeit. Sein und kann sein. Unveränderlichkeit und Wandelbarkeit. Dies waren die letzten beiden Seiten der Würfel, mit Ihnen konnte bestimmt werden, ob sich die Natur von Dingen ändern lies oder nicht. Und wahrscheinlich ging das nicht nur mit Dingen, sondern auch mit Worten, mit Geschichten, mit Gefühlen, mit Stimmungen, vielleicht sogar mit der Zeit, dem Raum, mit Leben und Tod, und vielleicht sogar mit dem Sein und dem Nichtsein. Das war der Grund, warum er Dinge tun konnte, die sonst niemand vermochte. Er hatte begriffen, dass alles wie ein Mosaik aus vier Grundzutaten bestand, die einem höheren Prinzip von Beständigkeit und Wandelbarkeit untergeordnet waren. Er hatte den Trick mit den Ankersteinen und den Nebelsteinen verstanden. Es war, hätte ihm jemand einen Schlüssel gegeben, mit dem er eine bislang immer verschlossene Tür seines Zimmers öffnen konnte, nur um festzustellen, dass er bislang im kleinsten, schäbigsten und unbedeutendsten Zimmer eines herrschaftlichen Anwesens gelebt hatte, ohne davon zu wissen.

Kjaelnyr stand auf. Es war Zeit, die weiteren Räume zu erkunden.

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