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Consuelas Einstiegsgeschichte

Consuelas Einführung

Die Finsternis der wolkenverhangenen Winternacht lag fast vollkommen über der Lagune. Die meisten der äußeren Inseln hatte sie gänzlich verschlungen, nur wenige boten ihr die Stirn in Form von winzigen Lichtpunkten. Schatten bedeckten die Kanäle, wo kaltes Wasser leise gegen modernde Hausbohlen und die Pfosten der Anlegestellen platschte, umfing auch Häuser und die Plätze der sieben Sestiere und scheuchte die Rechtschaffenen in ihre Häuser. Obgleich die Nächte im Herzen der Serenissima lange nicht so dunkel wurden, wie in der umliegenden Terraferma, wog vielleicht die wartende Umarmung des schwarzen Wassers, die stets nur einen kurzen Fehltritt entfernt war, das Maß an Schrecken in den Köpfen ihrer Bewohner wieder auf. So folgten die Menschen ihren Instinkten und duckten sich mit dem Schwinden des Lichts in ihre Häuser, suchten dort Sicherheit im Schein von Kerzen und Fackeln, der Gemeinschaft ihrer Familie und verriegelten fest die Türen vor dem Unbekannten, das sich draußen verbarg. Was man nicht sehen, nicht verstehen kann, gebiert Ablehnung und Furcht. Das Zwielicht, das die Fackeln auf den Straßen und Plätze schufen, genügte nur den Wackeren, den Tollkühnen und jenen niederen Männern, die naturgemäß ihre lichtscheuen Geschäfte darin abzuwickeln suchten.

Während die letzteren unter den Schwingen der Nacht umherschlichen, nicht selten in der Angst, dort einem noch schlimmeren Übel zu begegnen, waren es die Wachen der Quarantia, die in Gruppen mit Fackeln durch die Straßen und über die Brücken marschierten, um den Schlaf der braven Bürgern zu bewachen.

Gerade im prächtigen Sestiere Castello hörte man häufig die schweren Stiefel der Stadtwache, wenn ihre gleichmäßigen Schritte durch die vereinsamten Gassen hallten. Ging man zur südlichen Grenze des Sestiere, wurden die Häuser kleiner und ihre Bewohner ärmer. Dort sah man seltener die stolzen Männer mit ihren Hellebarden und den gelben und braunen Uniformen. Die Uferstraße aber mieden sie geradezu, als glaubten sie den Legenden um ein Monster am Grunde der Lagune, den Makaro, den das klägliche Licht ihrer Fackeln nicht zu vertreiben vermochte, ihm wohl aber verriet, wo er seine nächste Beute suchen könnte.

Schutz bezog das am Südufer gelegene Ospedale della Pietà, das Waisenhaus, daher wohl nur aus der unmittelbaren Nähe zur Marienkirche, der Santa Maria della Pietà.

Das fahle Licht des Mondes schien durch die fadenscheinigen Vorhänge und wanderte wie die Finger einer bleichen Hand über den alten Dielenboden. Es war still in dem großen Haus, doch dieser Stille fehlte es an Friedlichkeit, wie sie sonst aus den gleichmäßigen Geräuschen des Schlafes und der sanften Stimme des Windes geboren wird. Diese Stille war beredsam. Sie war die Freundin des schleichenden Jägers, von Gestalten, die sich in Schatten verbargen und vom angehaltenen Atem, der das Opfer in falscher Sicherheit wiegen sollte. Sie drückte die Lebensgeister nieder und hatte eine fast greifbare Präsenz, als wolle sie jede Störung strafen.

Consuela spürte diesen Unterschied, diese feine Nuance, welche die Gefahr hinter dem Gefühl der Geborgenheit verriet. Von ihrem Versteck hinter dem Wäschesack blickte sie auf die Eingangstür des Mädchen-Dormitoriums. Die anderen Kinder lagen in ihren Betten, ahnungslos, schutzlos. Consuela machte sich gar nicht erst die Mühe sie zu warnen. Sie konnte die Kinder nicht beschützen. Selbst wenn sie schreien würde – er würde sie sofort finden und zum Schweigen bringen. Und nichts würde sich ändern.

Ändern kannst Du sowieso nichts mehr, törichtes Mädchen!        

Also wartete sie, atmete so leise wie möglich und versuchte sich nicht zu bewegen.

Die Holzdielen war vor Jahrzehnten verlegt worden und wenn man nachts auf den Topf musste, war es schon schwierig nicht alle anderen zu wecken, so laut knarrten die alten Bretter selbst unter den Füßen kleiner, magerer Kinderkörper.         

Ganz ohne Vorwarnung und ohne irgendein Knarzen öffnete sich die Tür zum Flur und eine hochgewachsene Gestalt glitt mit bedächtigen Schritten lautlos in das düstere Zimmer. Consuela wusste, was nun geschehen würde. Sie blieb absolut reglos, während ihr Magen sich in einen Stein zu verwandeln schien. Unvermittelt beschlich sie die absurde Vorstellung, der Schemen könne ihre Aufregung durch den Stoffsack hindurch sehen.           

Sei jetzt nicht albern! Hier ist er machtlos, in Deiner Hand. Es gibt überhaupt keinen Grund für Furcht!

Sie sammelte ihren Willen und setzte dazu an, mit aller Macht die Angst beiseite zu schieben, die von ihr Besitz ergriffen hatte. Doch das eisige Gefühl lastete weiterhin auf ihr, unverrückbar wie ein Berg, so sehr sie sich mühte, so sehr sie sich auch an das Wissen klammerte, das dieses Gefühl vollkommen unbegründet war. Unwillkürlich berührte sie Ihr linkes Handgelenk, doch sie spürte dort nur nackte Haut.

Irritiert fischte sie aus ihrem Nachtgewand ein Fläschchen hervor. Sie hatte es kurz zuvor aus der Küche gemopst. Einen Moment lang sah sie es an und überlegte. Dann zog sie den Korken vorsichtig heraus und trank den Inhalt in einem Zug. Die Flüssigkeit schmeckte wie erwartet nach gar nichts. Es war bloß Wasser, lauwarm, geruchlos und fade. Ohne ihr vertrautes Flakon hatte sie etwas improvisieren müssen, um an ein einigermaßen brauchbares Medium zu gelangen und musste nun darauf hoffen, dass es ausreichte.

Sie hatte gelernt, dass Wasser ein mächtiges Instrument ist, einer Leiter für bestimmte Energien. Es war ein Symbol für Reinheit und man nutzte es seit Jahrtausenden in Ritualen dazu, um sich von störende Einflüssen zu befreien, bevor man ein wichtiges Unterfangen begann. Sie hatte gelernt, dass man für ein Ritual der Reinigung möglichst Mondwasser benötigte. So bezeichnete man Wasser, welches aus einer schwarzen Quelle, etwa einem tiefen Brunnen, geschöpft wurde, wo es nicht mit den Geräuschen der Oberfläche oder gar dem Wind in Berührung kam. Dennoch musste das Wasser an einer Stelle entnommen werden, wo sich der Mond darin spiegelte. Das Wasser in der kleinen Flasche kam nur aus einem dunklen Bottich, den sie ins Mondlicht geschleppt und aus welchem sie es mit angehaltenem Atem geschöpft und in ihr Fläschchen gefüllt hatte. Nachdem sie es in besagter Küche aus einem Krug in das vom Alter geschwärzte Holzgefäß gegeben hatte. Ihr war klar, dass dies streng genommen nicht der Lehre entsprach, aber mehr Vorbereitung war ihr in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich gewesen. Wenn sie es richtig verstanden hatte, fand der wichtigere Teil ohnehin in ihrem Kopf statt. Sie musste die Klarheit des Wassers in sich aufnehmen. Hier hatte Consuela nur vage Vorstellungen davon, was zu tun war. Die Störung kam aus ihr selbst und hielt ihr Herz gefangen, daher hatte sie das Wasser getrunken. Nun begann sie sich auf dessen Qualitäten zu konzentrieren. Sie nahm ihren Willen und versenkte sich in den besonderen Eigenschaften des Wassers. Ihre Gedanken sammelten sich um dieses Ziel und sie wiederholte gebetsmühlenhaft:

Nichts, Leere, Stille, Nichts, Leere, Stille, Nichts, Leere, Stille, …

Ihre Gefühle, allen voran die Angst, schmolzen in wenigen Momenten dahin.

Oh Gott, danke Rosana! Danke für alles, was Du mir gezeigt hast!

 

Rosana war ihr einziger Lichtblick in dem Waisenhaus gewesen. Die freundliche Küchenfrau mit ihrem herzlichen Lachen und ihrem Hang zur Redseligkeit hatte ihr die Wärme einer Mutter sowie ein Gefühl von Geborgenheit gegeben. Und sie hatte ihr alles Mögliche über Heil- und Giftkräuter, Schutzzeichen und sogar Geister und derlei Dinge erzählt. Zuerst wollte Consuela das alles abtun und nahm an, Rosana höre sich einfach gerne selbst reden oder wolle sie auf den Arm nehmen. Doch was die geschäftige Küchenfrau erzählte, war dafür viel zu… sinnvoll, zu überzeugend. Bald musste Consuela anerkennen, dass sie die Weisheiten der fülligen Frau nicht einfach als Gerede abtun konnte.

Offenbar hatte Rosana etwas in ihr erkannt und beschlossen, sie zu ihrem Zögling zu machen. Sie hatte Consuela gewarnt und erklärt, dass man bestimmte Begabungen besser verbergen sollte. Vielen Leuten, allen voran den Kirchenmännern, gefiel es gar nicht, wenn an Frauen etwas Besonderes war oder sie etwas konnten, was ihnen selbst verwehrt blieb und das sie nicht verstanden.

Consuela konnte Dinge sehen, Dinge, die für andere unsichtbar blieben, und das schon seit sie denken konnte. Manchmal wundervolle Dinge, meist aber Seltsame oder gar Abscheuliche. Als sie kleiner war, hatte ihr dies so viel Angst gemacht, dass sie sich irgendwann entschlossen hatte, mit niemandem mehr zu sprechen, besonders nicht mit Erwachsenen. Rosana hatte das stumme Mädchen, das sie einmal gewesen war, als sie in das Waisenhaus kam, einfach bei der Hand genommen und war mit ihr zum Kräutersammeln ausgezogen. Dabei sprach sie unentwegt, plapperte, ohne auf eine Antwort von Consuela zu warten. Und wenn sie dann alleine waren, sprach sie von den Dingen, die sonst niemand außer dem kleinen Mädchen selbst hatte sehen können. Und Consuela fühlte sich nach und nach von ihr verstanden. Irgendwann begann sie zu antworten. Und stellte fest, dass Rosana sogar noch besser zuhörte, als sie sprach. Doch nun war Rosana schon lange fort und hatte sie alleine zurückgelassen. Zuerst war sie darüber enttäuscht gewesen, sogar zornig, dann hatten Sorge und Angst den Zorn vertrieben. Consuela hatte nie erfahren, warum Rosana fortgegangen – oder warum sie verschwunden war.        

Du schweifst ab, konzentrier‘ Dich, oder es war alles umsonst!

 

Die Angst war fort, solange sie die Konzentration nicht verlor. Rosanas Übung hatte tatsächlich funktioniert, sogar hier!

Es waren nur Momente seit seinem Erscheinen vergangen und der Fremde stand noch immer in den tiefen Schatten nahe beim Eingang. Sie atmete sachte ein und wieder aus. Schließlich setzte er sich in Bewegung. Er näherte sich den Schlafenden wie ein aufziehender Alptraum, doch als er an den schlichten Schlafstätten aus Decken und Stroh vorüber glitt und die darin ruhenden Formen musterte, machte er keinerlei Anstalten ihnen ein Leid zuzufügen. So sehr sich Consuela auch anstrengte, sie konnte kaum Einzelheiten an der schemenhaften Gestalt erkennen. Das Licht war einfach zu dürftig. Größe und Statur verrieten ihr gerade noch, dass es ein Mann sein musste. Es war nicht nur die Dunkelheit des Zimmers, sondern es schien vielmehr, als trüge er die Schatten wie einen geschmeidigen Umhang, so schmiegten sie sich um ihn. Bloß etwas farbiger Stoff hier und ein wenig Haut dort waren zu erblicken, fast weiß im Mondenschein. Ein paar Schritte vor ihrem Versteck blieb der Fremde schließlich stehen. Consuela konnte nicht erkennen, wohin er schaute. Sie bemerkte auf eine stumpfe, entfernte Art und Weise, wie Gefühle in ihr aufwallen, wie ihr Herz seinen Schlag beschleunigen wollte. Und ebenso dumpf ärgerte sich ein anderer Teil von ihr über diese Anwandlung.           

Es gibt nichts zu fürchten. Bleib still, sonst machst Du alles nur kaputt, Du törichtes Kind!

 

So bezeichnete sie sich nur, wenn sie wirklich ärgerlich war. Ein Vorrecht, dass sie nur sich selbst gestattete. Auch wenn ihr albernes Herz gerne schneller schlagen wollte, konnte es ihrem Willen doch nichts entgegensetzen.

Der Fremde bemerkte sie vermutlich nicht, doch absolut sicher sein konnte sie sich freilich nicht, bevor alles vorbei war. Und selbst dann… Er wandte sich schließlich einfach um und bot ihr den Rücken.

Hier, vom Ende des Raumes aus, ließ er seinen Blick über die Reihen der Betten schweifen. Mit seiner Drehung schwang auch sein Umhang elegant herum und fächelte ihr einen feinen Duft zu, der ihr nun zum ersten Mal auffiel und sie verblüfft erstarren ließ. Rosen? Ein Duft, wie hohe Herren und Damen ihn gerne verwendeten. War dies am Ende ein Nobile? Einer jener hohen Herren, die ohnehin über dem Gesetz standen? Aber was sollte es für einen Unterschied machen? Dieser „Mann“ war überhaupt kein Mensch. Das hatte sie schon lange durchschaut. Er war irgendwie zu „blass“. Und sie meinte nicht seine Haut, welche tatsächlich ebenfalls sehr hell war.

Wenn Consuela genau hinblickte und sich ganz darauf konzentrierte, konnte sie noch etwas anderes an Menschen erkennen. Sie nannte es selbst ihren Seelenschimmer. Es war wie ein Glanz, welcher immer da, doch nur zu sehen war, wenn man sehr genau hinsah. Der Seelenschimmer des Fremden war vollkommen fahl. Blasser, als sie es bei einem lebendigen Ding überhaupt für möglich gehalten hätte. Es verwirrte sie zutiefst, dass er sich verhielt, als sei er ein normaler Mensch.

Inzwischen hatte der Mann sich einer Bettstatt genähert, sank dort auf ein Knie, nahm vorsichtig die Hand eines schlummernden Mädchens auf und beugte sich darüber, wie zu einem eleganten Kuss in einem Märchen.

Was auch immer er tat, Consuela war sich sicher, dass es kein gewöhnlicher Kuss war, denn er dem Kinde schenkte. Doch was tat er dort wirklich? Sie wollte es wissen!

Consuela fürchtete sich ein wenig vor dem, was nun folgen würde. Doch sie hatte sich einen Plan ausgedacht und alles so gut vorbereitet, wie es möglich war. Wenn sie Antworten wollte, würde sie jetzt handeln müssen. Also raffte sie erneut allen Mut zusammen und erhob sich vorsichtig hinter ihrem Versteck. Mit zunächst zaghafter Stimme setzte sie zu einer weichen Melodie an. Nur leise und für sich selbst. Ihre Stimme war klar und wie zum Singen geschaffen. Dennoch bemühte sie sich inzwischen nach Möglichkeit nicht einmal einfache Melodien unbedacht zu summen, denn wenn sie sang, geschahen häufig die merkwürdigsten Dinge. Nun aber musste sie ihre Stimme einsetzen. Sie hatte lange darüber nachgedacht. Trotz ihrer Bemühungen zu lernen, hatte sie nur wenig Erfahrung damit, ihre Stimme gezielt zu benutzen. Ob sie hier damit den gewünschten Erfolg erreichen konnte, wusste sie schon gar nicht. Doch was blieb ihr? Sie hatte schon ein Dutzend Mal versucht den Fremden zu beobachten, doch fiel sie ihm auf, dann verschwand alles oder verändert sich zu sehr, als das sie noch gewiss sein konnte, dass ihre Beobachtungen der Wahrheit entsprachen. Ganz abgesehen von den schrecklichen Dingen, die er dann tat. Jedes Mal etwas anderes, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.

Obwohl ihr leiser Gesang in der vollkommenen Stille des Zimmers überlaut wirkte, reagierte der Fremde in keiner Weise auf die plötzliche Störung. Das hatte sie inständig gehofft. Nichts regte sich, weder die Kinder in den Betten, noch der hockende Fremde.    

Gut, jetzt bloß nicht nachlassen!     

Kein Seufzen entrang sich den Kehlen der Schlafenden mehr, kein Knarren drang aus den Dielen unter ihren nackten Füßen, als sie sich dem Fremden vorsichtig näherte. Sie spürte ein Hochgefühl und wollte im Inneren jubilieren. Doch sie schluckte das Gefühl hastig hinunter.

Werde nicht zu selbstsicher! Konzentriere Dich!     

Sie wusste sehr wohl, dass dieser besondere Gesang sie rasch sehr anstrengen würde. Also legte sie die letzten Meter zu dem Paar eilig zurück. Da hockte vor ihr reglos der Fremde, tief über das schlafende Mädchen gebeugt. Der Mondschein machte die Szene zu einem Spiel aus Licht und Schatten. Nichts regte sich, während Consuela leise und sanft – und voll beherrschter Anstrengung – ihre Waise sang. Auch aus der Nähe umfingen Schatten die Gestalt des Fremden und machten ihn undeutlich, doch jetzt sah sie, in welch unmöglicher Weise die Schatten dem schimmernden Mondlicht trotzen. Sie wurden fast gar nicht von ihm durchdrungen und nur an wenigen Stellen gab die dunkle Masse den Blick auf die helle Haut des Schattenmannes frei. So wie um seine blutbenetzten Lippen, welche auf die Innenseite des Unterarms des Mädchens gepresst waren. Ein glänzender Faden des Blutes rann über die helle Haut ihres Armes und troff von ihrem Ellenbogen zu Boden. Consuela bemerkte, dass einige Tropfen noch in der Luft schwebten, wie rote Perlen auf einem unsichtbaren Band. Dieser Fremde hatte das Mädchen gebissen, und nun stahl er ihr Blut. Oder hatte sich ihre Erinnerung wieder verselbstständigt? Was war er nur? Was für eine Art Monster? Ein Schauer überlief sie. Sie hatte keine Ahnung mit was sie es zu tun hatte, war sich nicht sicher, ob sie nun echte Erinnerung sah oder nur trügerische Einbildungen. Konnte so etwas Verrücktes überhaupt wahr sein? Doch sie hatte bereits einiges erlebt und gesehen, was nicht leicht zu erklären war.

Es kostete sie nun einige Mühe das Lied weiter zu singen. Dieses Lied, das die Zeit in ihren Träumen einzufrieren vermochte. Doch was waren schon solche Mühen im Vergleich zu der Gewissheit, die sie so lange gesucht hatte? Die Erinnerungen hatten sie seit langem verfolgt, und mit ihnen die Frage, was sich in jenen Nächten wirklich abgespielt hatte. Frühere Versuche in ihren Erinnerungen und Träumen nach Antworten zu suchen waren stets gescheitert. Blieb sie an dem Platz, an welchem sie sich in ihrer Erinnerung befand, konnte sie nichts erkennen. Verließ sie ihren Platz, führte das zu Problemen. Fiel sie dem Fremden in ihrer Erinnerung auf, beendete das häufig einfach ihren Traum. Manchmal blieb er auch bestehen, veränderte sich jedoch. Es konnten kleine Dinge sein, die ihr zunächst gar nicht auffielen. Die Kinder lagen plötzlich nicht mehr in den richtigen Betten oder der Mond verformte sich, als sei er nur sein Spiegelbild auf einer dunklen Wasserfläche. Oder es waren große Veränderungen, die einfach alles auf den Kopf stellten. Einmal hatten die Betten zu tanzen begonnen. Dann wieder wuchsen dem Fremden gewaltige Spinnenbeine, auf denen er herumstakste. Oder er sprang sie plötzlich an, während im aufgerissenen Oval seines Mundes riesige Zähne starrten. So oder so konnte sie nicht hoffen, in den veränderten Träumen die Wahrheit zu finden. Und der Schrecken, den sie in einigen Fällen davongetragen hatte, ließ sie mit ihren Experimenten etwas vorsichtiger werden.

Es machte alles den Anschein, als habe sie dieses Mal Erfolg gehabt. Zufrieden ließ sie nun das Lied verklingen, hielt nicht an ihm fest, als der Traum verblasste und ertastete sich ihren Weg über verschlungene Pfade aus schimmerndem Licht zurück aus dem Schlaf. Sie musste vorsichtig, doch entschlossen handeln. Sie konnte sich daran erinnern, dass auch Rosana sie vor Gefahren gewarnt hatte, die in Träumen lauern konnten. Bei Rosanas Erklärungen wusste man leider oft nicht genau, wann sie es ernst meinte und Weisheiten teilte und wann sie einem bloß Ammenmärchen und Fabeln erzählte. Manches, was sie zunächst für Geschichten gehalten hatte, erwies sich im Nachhinein als Wahrheit, die nur nicht recht in ihr Weltbild passen wollte. Doch einiges war auch ganz klar nur Unfug gewesen, nur dazu gedacht, ein einsames, kleines Mädchen zum Träumen zu bringen.

 

Ihr Erwachen wurde begleitet von einem unangenehmen Druck auf den Schläfen. Vage nahm sie die Umrisse der großen Schlafkammer war, wo sie ihre Pritsche zwischen Dutzenden anderer hatte. Die Räume des Lazzaretto Vecchio waren nichts für Kinder. Ihre Formen waren seltsam und hatten unerklärlichen Zwecken gedient. Hier und da waren ein paar alte Schnitzereien verblieben, auf den Regalen und Fensterbänken verteilt, Ikonen von Heiligen, der Jungfrau Maria oder einfache Kreuze, doch wirkte alles eher unbeholfen und sah merkwürdig aus. Über dem allgemeinen Muff schmutziger Bälger lag zudem ein abstoßender Geruch, der trotz regelmäßigen Putzens nicht weichen wollte.

Schlafende Körper lagen auf niedrigen Betten um sie herum, genau wie in ihrem Traum. Hier und da vernahm sie ein Schnarchen, unverständliches Gemurmel bei manchen, klagendes Wimmern bei anderen.

Im nächsten Bett lag Cassio, ihr treuer Freund. Er war ein fester Schläfer, den so schnell nichts wach bekam. Das war schon damals im Waisenhaus so gewesen, aus dem sie gemeinsam weggelaufen waren, weil sie es nicht mehr ausgehalten hatte.

Sie war nicht nur wegen des Fremden weggelaufen, der in manchen Nächten das Ospedale heimgesucht hatte. Der war immerhin nie auf sie aufmerksam geworden. Doch sie hatte immer um Cassio gefürchtet, der in einem anderen Saal untergebracht war, gemeinsam mit den übrigen Jungen. Sie hatte in der Angst gelebt, dass auch er eines Tages von dem Eindringling verändert würde. Sie hatte es bei vielen gesehen. Es war nur schwer zu sagen, was mit den Kindern geschehen war. Aber Personen, über welche sich der Besucher hergemacht hatte, die er gebissen hatte, wie sie nun wusste, schienen langsam zu anderen Menschen zu werden. Ihnen haftete etwas Marionettenhaftes an, das sie nicht näher erklären konnte. Doch Cassio hatte sich nicht verändert, bevor sie schließlich beschlossen gemeinsam davonzulaufen. Ähnlich wie sie hatte er den Fremden bemerkt und sich vor ihm versteckt. Ähnlich wie sie war auch er etwas Besonderes.

Für sie war die Flucht aus dem Waisenhaus aus einem ganz anderen Grunde unvermeidlich geworden. Sie konnte nicht mehr im Chor singen. Wer aber im Ospedale della Pietà nicht zum Lobpreis Gottes im Chor sang, hatte dort keinen Platz. Das Waisenhaus war berühmt für die feinen Stimmen seiner Kinder. Cassio genoss den Chor, wie er alles genoss, was ihm das Waisenhaus hatte zuteilwerden lassen. Man brachte ihnen nämlich sogar ein wenig Lesen, Schreiben und Zählen bei. Doch für sie wurde der Gesang, den sie anfangs ebenfalls sehr liebte, im Laufe der Zeit zur Tortur.

Es begann mit Schwindelgefühlen, die sie während des Chores überkamen. Sie erkannte eine ganze Weile nicht, dass es das Singen selbst war, welches ihr so viel Freude bereitete, dass sich aber so dramatisch auf sie auswirkte. Nach und nach geschahen immer merkwürdigere Sachen, während sie ihre Stimme in den Klang der anderen einfügte. Anfangs glaubte sie nur immer wieder zwischen den Kinderstimmen noch andere zu hören, klarer und feiner. Doch war da natürlich niemand, und so sagte sie sich, dass es nur ihre Einbildung gewesen sein musste, die ihr etwas vorgegaukelt hatte.

Dann sah sie Dinge, die sich nicht so einfach erklären ließen. Einmal brannten die Kerzen in wenigen Sekunden komplett ab. Die Flammen wurden einen Moment lang gleißend hell, so dass sie kaum noch etwas sehen konnte und die Augen vor Schmerzen abwenden musste. Und einen Moment später waren die dicken Kerzen bis auf eine klägliche Wachspfütze fort. Ein anderes Mal glaubte sie in weiter Ferne ein Lärmen zu vernehmen, ein Geklirr wie von Waffen, begleitet von Schreien und entsetztem Geheul aus Tausenden von Kehlen. Sie wusste nicht, was mit ihr geschah, aber es machte ihr eine ungeheure Angst. Sie versuchte diese seltsamen Geschehnisse zu ignorieren und einfach weiter zu singen. Denn ihr war bewusst, dass man sie sonst nur allzu bald vor die Türe setzen würde.      

Eines Tages sah sie dann, wie der Hals der Frau Chorleiterin von etwas Unsichtbarem zerfetzt wurde. Das Blut spritzte in hohem Bogen hervor und verteilte sich über sie und die anderen Kinder, die einfach weiter sangen und nichts zu bemerken schienen. Der Kopf der Frau war fast zur Hälfte abgetrennt und rollte nach hinten, bevor sie zusammensackte. Aber niemand reagierte. Consuela wollte schreien, doch noch bevor sie Luft holen konnte, hatte sie sich übergeben und fand sich nach Luft schnappend auf allen Vieren wieder. Als sie wieder atmen konnte, sah die Chorleiterin besorgt, doch völlig unversehrt auf sie herab. Die junge Frau gab ihr für den Rest des Tages frei und erlaubte ihr im Bett zu bleiben. Sie war sehr nett gewesen. Consuela erzählte natürlich niemandem von ihrer Vision, aus Angst man würde sie für verrückt erklären. Und weiß Gott, was dann mit ihr geschehen wäre.

Tags darauf erfuhr sie, dass die Chorleiterin verschwunden war. Man vermutete, dass der zuverlässigen Dame etwas zugestoßen sei. Womöglich war sie ausgerutscht und in einen Kanal gefallen. Für sich genommen wäre das kaum eine Erklärung gewesen, da nahezu jeder Venezier ausgezeichnet schwimmen konnte. Doch es passierte immer wieder, dass Personen nach einem unfreiwilligen Bad nicht mehr aus den Kanälen kletterten und dann gab man bereitwillig dem Makaro die Schuld. Die Leiche der Frau tauchte jedenfalls nie auf.

Dies stürzte sie in ein Dilemma. Das Singen war im Ospedale Pflicht, doch sie konnte es einfach nicht mehr tun. Bevor man sie also auf die Straße setzte, im besten Fall mit nichts als den einfachen Kleidern am Leib, beschloss sie lieber selber von dort wegzulaufen, sich aber zuvor zu nehmen, was sie zum Überleben auf der Straße brauchte. Sie erzählte niemandem davon – außer Cassio, der damals bereits ihr einzig richtiger Freund war, seit sie ihn etliche Jahre zuvor vor einem größeren Jungen beschützt hatte.

 

Die Visionen – sie wusste nicht, wie sie ihre Tagträume sonst nennen sollte – konnte sie nicht so leicht wie das Ospedale hinter sich lassen. Es war nicht lange Zeit nach ihrer Flucht, dass sie das nächste Mal von ihnen heimgesucht wurde. Sie musste unbewusst angefangen haben zu singen, oder wenigstens zu summen. Und die Welt versank in Flammen. Es war das erste Mal, dass sie diesen speziellen Wachtraum hatte, den „Brennenden Traum“, aber von da an sollte er sie regelmäßig heimsuchen.

Große Flammen, die in unchristlichen Farben aufloderten, eine finstere Festung und schließlich das Gesicht eines Mannes, welches so unnachgiebig und hart wirkte, dass man Stahl daran hätte wetzen wollen. Manches Mal war sie sich nicht sicher, ob überhaupt Fleisch an dem Gesicht war, oder ob sie einen blanken Totenschädel gesehen hatte.

War es schließlich vorbei, fiel es ihr trotz der Intensität des Traumes schwer sich an Details zu erinnern.

Es passierte immer wieder, dass sie gedankenlos in ein Lied einstimmte oder eine irgendwo aufgeschnappte Melodie summte. Consuela wurde klar, dass es sinnlos war vor ihrem Problem davonzulaufen. Und so kam sie nach und nach zu dem Entschluss sich ihm zu stellen.

Sie sagte es nicht einmal Cassio, als sie eines Tages begann das Geheimnis ihres eigenen Gesangs zu entschlüsseln. Sie kletterte in ein verlassenes Bootshaus am Rande der Stadt und suchte sich einen verborgenen Platz zwischen den modernden Überresten einiger Kähne und stinkendem Tauwerk voll grünem Algenbewuchs. Dort, einsam bis auf ein paar neugierige Ratten, hockte sie sich hin und machte das Mutigste, was sie in ihrem jungen Leben je getan hatte. Sie sang.

Nicht immer kamen die Visionen. Wenn sie kamen, waren sie sehr unterschiedlich. Manchmal waren es schreckliche Eindrücke, wie der Brennende Traum, dann wieder ganz harmlose Dinge, die sie sah. Sie hätte nicht sagen können, wie viele Male sie noch in das alte Bootshaus zurückgekehrt war, um dort in aller Stille mit ihrem Gesang zu experimentieren.

Zugleich versuchte sie, alle Visionen in ihrem Gedächtnis zu verwahren. Rosanna hatte ihr einmal erzählt, das Träume wie Blasen im Wasser seien. Erinnerungen schienen ihr eher wie alte Zimmer, die lange unbewohnt verstaubten, bis man gelegentlich begann darin zu stöbern, wobei man meist auf Dinge stieß, die man ganz aus den Augen verloren hatte. Nach diesem Bilde begann sie, in ihrer Vorstellung für jede einzelne Vision, ja sogar für ihre gewöhnlichen Erinnerungen, Räume in einem Gebäude zu bilden, welches sie in ihrem Verstand schuf. Ihr war, als habe sie bereits zu viel vergessen, wovon die häufigen dunklen Korridore ohne Türen, Fenster und Enden Zeugnis ablegten. Darum ging sie diesem Vorhaben mit Eifer nach und füllte Flur um Flur mit Räumen, schuf Ebenen und Gewölbe, in welchen sie umherwandelte, wenn sie nicht gerade neue schuf.

Sie konnte dort in Erinnerungen versinken, sie noch einmal durchleben. Sie konnte sich auch in das Geschehen einfügen und den Ablauf verändern. Brach die Erinnerung dann nicht sofort zusammen, behielt sie die Kontrolle jedoch nur für kurze Zeit. Sie sah keinen echten Sinn darin, denn Erinnerungen, die sich beliebig veränderten, waren letztlich nichts anderes als Träume.

Doch heute hatte sie zum ersten Mal versucht, den Ablauf einer Erinnerung anzuhalten. Sie hatte stets geglaubt, dass Ihr Gesang ihren eigenen Geist irgendwie beeinflusste. Deswegen sah sie beim Singen die seltsamen Visionen, die niemand außer ihr wahrnahm. Ihr war aufgefallen, dass die Bilder ihrer Visionen in unterschiedlichem Tempo kamen, manchmal als rasende Abfolge von Eindrücken, beim nächsten Mal stillstehend – wie ein Gemälde. Und nun hatten sich die Stunden des Übens endlich ausgezahlt. Sie hatte eine eigene Erinnerung eingefroren. Dies war das erste Mal, dass sie den Gesang bewusst und für ein bestimmtes Ziel erfolgreich eingesetzt hatte. Das Hochgefühl, welches in ihr aufstieg, fegte alle Müdigkeit fort. Sie konnte nun nicht einmal mehr an Schlaf denken.

 

Während sie sich auf ihrer Pritsche auf die Seite drehte, bemerkte Consuela, dass sie von zwei aufmerksamen, grauen Augen aus dem dunklen Fleck neben Cassios Bett beobachtet wurde und ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.

„Na, Du?“, flüsterte sie, und hielt ihre Hand den Schatten entgegen. Eine feuchte Schnauze näherte sich schnüffelnd und stupste sie erwartungsvoll an. Gehorsam suchte sie das Ohr des Hundes und kraulte das weiche, warme Fell dahinter. Ein leises, zufriedenes Geräusch sagte ihr, dass ihre Liebkosungen akzeptabel waren.

Sie stand auf und ging trotz der Kälte nach Draußen, um sich zu erleichtern. Als sie zurückkehrte, fand sie schon einige der anderen La Gazza dabei vor, wie sie sich langsam von ihren Matten wälzten. Der kleine Paolino, ein mageres Kerlchen, saß zitternd in seinem zerwühlten Schlaflager und hatte die frierenden Hände unter seine Achseln gesteckt.

Wenn er nicht bald was Wärmeres zum Anziehen bekommt, dann wacht er blau gefroren auf – oder gar nicht mehr.

Consuela half nun wie alle anderen die Unordnung zu beseitigen, welche eine Horde Kinder unweigerlich hinterließ, und bereitete das Frühstück vor. Wegen des Festessens am Vorabend war noch einiges übrig und sie konnten sich noch einmal auf volle Mägen freuen. Nachdem sie beim Fegen geholfen und ein paar Dutzend Schüsseln gereinigt hatte, wollte sie sich auf die Bank setzen, um sich an den verbliebenen Speisen zu bedienen. Noch bevor sie ihren Platz auf der Bank einnehmen konnte, legte sich ein schmutziges Paar Stiefel darauf, deren Besitzer sie höhnisch angrinste.

„Verzieh Dich, Mädchen!“ Der fette Junge ließ es wie eine Beleidigung klingen und schenkte ihr sein höhnischstes Grinsen.

Beppo, der von den anderen den Spitznamen "Klops" erhalten hatte, war schlicht die Pest. Er war ein widerlicher Tyrann, der alles herumschubste, was nicht stärker war als er. Leider gehörte er zu den älteren Kindern und bestand nicht nur aus Speck. Unter all den Falten war auch ein außergewöhnliches Maß an Kraft verborgen. Darum hatte nahezu jeder unter ihm zu leiden. Und darum wagte es auch keiner, ihm seinen Spitznamen ins Gesicht zu sagen.

Der einzige auf den er hörte war ihr Anführer Jaquopo, von allen Krächzer genannt. Und Consuela war sich nicht sicher, wie lange er das noch tun würde.

Sie sah ihn still an. Seine kleinen, dunklen, sonst so matten Schweinsaugen funkelten vor Vergnügen und die lefzenartigen Mundwinkel waren feucht, als erblicke er etwas Köstliches. Wenn er damit durchkommt, …

Gerade, als er seinen Mund öffnete, um ihr eine weitere Demütigung beizubringen, kam Consuela ihm zuvor.

"So?" Zufrieden bemerkte sie, dass ihre Stimme genau die richtige Mischung aus Ungerührtheit und drohendem Unterton verband. Sie spürte den Effekt sofort, den Funken Zweifel, der in Beppo aufflackerte, denn er war keinen Widerstand gewohnt. Nun musste sie die Flamme bloß noch anfachen…

Als sie Minuten später wieder den Schlafsaal betrat, schob sie das kleine Kristallfläschchen an der Lederkordel wieder ganz in ihren Ärmel zurück. Es hatte seine Tintenschwärze verloren und war nun wieder ganz klar, nachdem die Angst entwichen war.

Niemand hatte gesehen, wie es ein Stück weit hervorgerutscht war, weil alle mit offenen Mündern Beppo angestarrt hatten. Es waren nur wenige gewählte Worte nötig gewesen, bis aus seinem Gesicht alle Farbe gewichen war. Er würde sie jetzt in Ruhe lassen, vorerst, doch sie wusste, dass er diese Schande nicht ewig auf sich beruhen lassen konnte. Sobald er die Angst überwand, die ihn im Augenblick fest im Griff hielt, würde er auf Rache sinnen. Er war zwar nicht der Hellste, doch wenn es darum ging jemandem Leid zuzufügen, war er erstaunlich erfinderisch. Alles zu seiner Zeit.

Im Vorbeigehen warf sie Paolino wortlos das dicke Hemd ins Gesicht, das sie dem Klops abgenommen hatte.

„Zieh Dich gefälligst an, bevor Du blau bist wie eine Wasserleiche!“

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Consuelas 1. Einzelmodul

Der kleine Paolo wird von Beppo malträtiert, weil dieser sein Hemd zurück will. Wenn Consuela sich einmischt und Beppo verscheucht, wird ihr Vanni danken. Sie gibt ihr den Tipp mit Castellos Haus, welches sich im Süden des Stadtteils Castello befindet (s.u.).

Hintergrund:

Adriano De Castello ist ein ehrgeiziger Mann aus den Reihen der Himmlischen Stimmen. Er ist einer der 13 Choristen, die alsbald ausziehen, um den Nekromanten Cosmas zu vernichten. Während des vermeintlich erfolgreichen Unterfangens nimmt er etwas aus dessen Hort an sich. Einen menschlichen Schädel, welcher (vermeintlich) einen Geist in sich trägt, der über umfangreiches Wissen in magischen Dingen verfügen soll.

Adriano meinte, er könne den Geist kontrollieren (was sicher auch stimmte) und er könne so an erhebliches Wissen und damit an Macht gelangen.

Der Geist, Teschio genannt, ist an einen runenübersäten Totenkopf gebunden (ein magischer Fetisch). Seine tatsächlichen Kräfte, die er nur in Freiheit benutzen könnte, sind niemandem bekannt. Adriano konnte den Schädel nicht einfach offiziell behalten, weil dieser zum einen eine sehr finstere Aura durch rund eine Dekade bei Cosmas angenommen hat (Cosmas nahm ihn ca. 1403 aus dem Tempel mit und hatte ihn in Besitz, bis er etwa zeitgleich mit dem Dogen getötet wird). Es dauert lange, bis die Aura ausreichend abgeklungen ist. Außerdem wissen zahlreiche Leute, dass Cosmas diesen Schädel besaß und nutzte. Schließlich wäre eine Reliquie voll „heidnischer Runen“ für Choristen kaum akzeptabel.

De Castello versteckt den Schädel daher heimlich in Venedig, wo er ein ansehnliches Haus im Sestiere Castello hat. Dort unterrichtete er zudem einen Adepten, den jungen Diakon/Laienpriester Nikolaus. Castello ist häufig unterwegs, da er als politisch ehrgeiziger Karriere-Chorist überall zugegen sein möchte, wo wichtige Dinge geschehen und man Einfluss erlangen kann. Er will unbedingt ins Tribunal Miseracordium.

Kurz nach der Hinrichtung Cosmas und dem Diebstahl des Schädels wird Castellos Haus angegriffen. Die Nephandi, oder eventuell auch nur der Eburone, haben davon erfahren, dass Castello den Schädel hat. Der Eburone will ihn natürlich für sich. In seinem Irrsinn und Eifer geht er ziemlich rabiat vor und wütet ordentlich in dem Haus herum.

Doch der brave Nikolaus hat den Schädel noch in einem gut geschützten Versteck untergebracht, womit nicht einmal sein Meister, De Castello, gerechnet hat. Letzterer meint, der Schädel sei entweder durch den Brand seines Hauses zerstört worden oder der Angreifer habe ihn gestohlen. Der Eburone vermutet den Schädel dagegen bei Castello oder in einem anderen Versteck.

Nikolaus Versteck ist ein magisches und kombiniert Materie mit Korrespondenz-Magie. Man findet auf dem Boden zerbrochene Fragmente eines Spiegels (ein Tangram). Setzt man ihn zusammen, so verschmelzen die Teile und man kann durch den Spiegel durchgreifen, wo man den Schädel findet. 

 

Cosmas, der Schädel und Castello:

Cosmas wird zur gleichen Zeit wie der Doge angegriffen – in der Nacht des 26.12.1413. Dabei erbeutet Castello den Schädel, was er vor den anderen verheimlicht. Diese glauben, der Schädel sei vernichtet worden.

Anschließend bringt Castello seinen Fund in sein Haus, wo er auf magischem Wege noch am 27.12. eintrifft. Da die turbulenten Ereignisse seine Anwesenheit dringend andernorts verlangen, verlässt er das Haus sofort wieder. Dort ist noch sein Azubi Nikolaus.

Das Haus befindet sich im südlichen Castello und liegt – was in Venedig generell selten ist – recht einsam. Es ist das letzte Haus einer Straße, welche am Venedig umgebenden Gewässer endet. Zu dem Haus davor besteht eine größere Lücke, in welche einige geknickte Bäume wachsen und einen gewissen Sichtschutz für Castellos bieten.

Castellos Haus ist als Spukhaus verschrien und soll angeblich Menschen verschlingen – behaupten zumindest die La Gazza. Soll heißen, nicht alle die reingehen, kommen auch wieder raus. Stimmt auch, wegen der Fallen.

 

Das Haus nach dem Angriff der Nephandi:

Das Haus wurde in der Nacht des 27.12. von den Nephandi angegriffen, welche von Castellos Fund wissen und für sich wollen. Woher sie ihre Kenntnis haben, kann offen bleiben. Denkbar wäre, dass einer der Choristen für sie arbeitet und ebenfalls den Schädel suchte. Da er ihn nicht fand, hat er noch einmal scharf nachgedacht und ist auf etwas gekommen, was Castello als den Dieb implizierte, der er ist. Z.B. die Tatsache, dass er nach dem Angriff erstmal schnell wegmusste.

Das Haus ist äußerlich recht unbeschadet, doch innen sieht man Zeichen der Verwüstung.

Im Atrium, das einen schönen Garten beherbergt, standen mal zwei Engelsstatuen (Wächter-Konstrukte). Mit ihren vor das Gesicht gelegten Händen sehen sie aus wie die berühmten Weeping Angels. Hier ist eine Statue ganz zerstört, der zweiten fehlt Schulter und Arm auf einer Seite. Um das Podest sind Brandspuren zu erkennen (die Figuren haben einen Feuerstoß auf die Eindringlinge abgeschossen). Von den Wänden und Balkons des Hauses hängen Efeuranken tief herab. Die Rosenbüsche des Gartens sind sehr ungewöhnlich. Die Blüten sind zum Teil extrem groß und sie haben außergewöhnliche Farben in dunklen Tönen. Von einem der Balkone schwingt mit einem Seil um den Hals Nikolaus, der Lehrling von Castello. Dank dem Zauber des Eburonen wurde sein Alterungsprozess rasend beschleunigt und sein Körper ist mumifiziert.

Viele kleinere Statuen des Gartens wurden ebenfalls im Kampf zerstört. Anders gesagt, die Fallen hier sind ausgelöst bzw. zerstört. Es kann aber durchaus sein, dass hier oder da noch eine Feuerfalle auslöst.

 

Im 1. Obergeschoss ist der Wohn- und Repräsentierbereich. In Falle von Castello ist dieser freilich pompös. Kartenzimmer, mehrere Salons und ein großer Saal. Alles mit schönen Gemälden etc. geschmückt. Will man hinauf in den oberen Wohnbereich, wo auch das Arbeitszimmer ist, muss man über eine Treppe gehen, die einen (dank eines Illusionszaubers) immer wieder in den Ausgangsflur zurückschickt. Mondän betrachtet ist sie wie ein Hufeisen geformt und es gibt keinen Weg nach oben.

Überwindet man diesen Trick, gelangt man in einen Flur (2. OG). Eines der dort abgehenden Zimmer ist das Vorzimmer zum Arbeitszimmer. Die Geister, die Consuela stets begleiten, werden sie womöglich versuchen zu warnen. In dem kleinen Raum ist alles feucht. An der Decke sind hauchfeine Glöckchen, die klingeln, wenn man den Raum betritt. Sie bewirken durch ihr Läuten, dass eine Heiligenfigur, welche Meinrad von Einsiedeln darstellt, aktiviert wird und alle Zugänge sich schließen (der Heilige war von Räubern erschlagen worden). Durch eine einfache Anrufung des Heiligen lässt sich die Falle deaktivieren.

Der Heilige hat zwei Raben zu seinen Füßen, aus deren Schnäbeln sich Wasser ergießt. Das Gesicht des Heiligen schaut nach der Aktivierung plötzlich sehr ernst... Ziel der Falle ist es natürlich, Einbrecher zu ertränken. Möglichkeiten zu Entkommen: Schwachstelle finden (Entropie), Gegenmagie (schwierig), den Heiligen Meinrad anrufen (Wissenswurf, ob sie diesen Heiligen kennt). Zeitmagie kann auch helfen, indem sie versucht hier in die Vergangenheit zu blicken. Bei Erfolg hört sie das ferne Echo eines Lobgesangs auf Meinrad.

Auch im Arbeitszimmer finden sich wieder einige zerstörte Statuen und Brandspuren. Das Haus ist nicht abgebrannt, denn die Fallen haben eine besondere, heilige Art von Feuer erzeugt, welches nichts beschädigt, dass es nicht zerstören soll.

Doch Obacht, denn auch der Eburone hat für Adriano eine fiese Falle hinterlassen:

An der Wand wurden Worte eingebrannt. Dort steht „Superbia, Avaritia, Gottesmann. Wissen Deine Brüder, was Du genommen hast?

Einziges Ziel dieser Worte ist es, Adriano an die Stelle im Raum zu locken, von wo man sie gut lesen kann. Sobald man an die Stelle tritt, schießen Ketten aus Boden und Wänden und legen sich um die Gelenke des Opfers. Mit Magie sind sie kaum zu lösen. Zum Glück hat Consuela andere Möglichkeiten. Von der Decke seilt sich dieweil eine dicke Spinne herab, gerade außer Reichweite. Sie ist von etwas Schleimigen umgeben und beginnt nun zu wachsen. Nach ein paar Runden ist sie groß wie ein Hund, dann wie ein Pony. Sie wird den Gefangenen angreifen. Für die – ausgewachsenen – Werte s. Infernalism, S. 114, Markadu. Natürlich hat Consuela keinerlei Chance gegen die ausgewachsene Spinne, doch wenn sie schnell genug ist, kann sie sie einfach zertreten, wenn das Vieh auch einen harten Panzer hat (ja, ungewöhnlich).

Der Schreibtisch wurde durchsucht. Es finden sich noch Papiere mit irgendwelchen kirchlichen Schreiben, jedoch nichts von Bedeutung.

Bei gründlicher Suche findet man noch einige wertvolle Gegenstände, wie eine feine Schreibfeder mit Griff aus Elfenbein und einige Heiligenfiguren aus Bernstein.

Vom Flur an der Treppe aus geht ein weiteres, schmales Treppchen in das  3. OG. Dort ist nur die Kammer des Nikolaus. Sie enthält ein schmales Bett, eine Kiste mit mageren Habseligkeiten und einen zerbrochenen Spiegel. Dieser ist auffällig, weil er so eine ungewöhnliche Form hat. Der Rahmen hängt an der Wand, sieben Teile liegen davor. Es ist ein Korrespondenzzauber. Setzt Consuela den Spiegel zusammen, kann sie darin Teschio, den Schädel, sehen. Befreit sie ihn, bietet er ihr einen Bund an. Er sagt, sie müsse ihn nähren, dafür wolle er ihr mit seinem Wissen helfen. Der Pakt muss mit Blut besiegelt werden (muss verbrannt werden, um in eine ätherische Form zu kommen).

Nimmt sie sein Angebot an, so ändert sich sein zuvor etwas düsterer, formeller Charakter und er wird etwas freundlicher, fast ein bisschen überdreht. Er nimmt stets in großen Teilen den Charakter seines jeweiligen Herrn an – und in Consuelas Fall spielt ihr elfisches Erbe wohl eine Rolle.  

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Protokoll I. des Spielverlaufs

Start: 25.12.1413. Consuela wird der Stadtteil San Marco zugelost. Sie geht in den Markusdom und beklaut die reichen Leute…

10 Zecchinen, 2 Zecchinen, 10 Zecchinen, 9 Zecchinen, 8 Zecchinen, 10 Zecchinen, 8 Zecchinen, 2 Zecchinen, 7 Zecchinen, 4 Zecchinen à 70 Zecchinen

Danach ein paar Straßen weiter zur Kirche San Moise. Dort knackt sie ein Schloss und entwendet einen kostbaren, roten Mantel sowie ein Messdienergewand und 38 Zecchinen.

Consuela wird nicht beobachtet. Sie versteckt 100 Zecchinen und den Mantel in einem Versteck unter einer Brücke und legt, mehr intuitiv, einen Gedanken-Zauber drauf, der es uninteressant macht. Gibt Beppo 8 Zecchinen und schüchtert ihn noch einmal tüchtig ein.

 

Am folgenden Tag:

  • Traum, in welchem sie in einem Raum gefangen ist. Immer, wenn sie hinaus will, wird ihr übel. à Getränke wurden vergiftet
  • in der Stadt kann sie Zeuge der oben genannten Geschehnisse um den Dogen werden. 


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Protokoll II. des Spielverlaufs

26.12.1413: Consuela lässt sich zwar beim Frühstück vergiften, kommt aber dank guter Konstitution drüber hinweg. Sie macht sich sehr erfolgreich zurecht und sieht schließlich aus, wie eine junge Dame der Mittelklasse.

Beim Diebstahlversuch in der nächsten Kirche geht etwas arg schief und Consuela flüchtet. Ihr Messer fiel ihr beim Versuch des Beutelschneidens runter. Zeitgleich sind Moriconi und sein großer Leibwächter anwesend und beobachtet amüsiert den Zwischenfall. C. behält ihren auffälligen roten Mantel nach der Flucht aber zunächst weiterhin an.

Auf dem Markusplatz klaut sie sich 7 Zecchinen über den Tag zusammen. An einem Marktstand hinterlässt Moriconi ihr ein Messer von recht erhabener Qualität (indem er es neben ihr liegen lässt) und zwinkert ihr verschmitzt zu. Ihn amüsiert die kleine Diebin. Da er eine Schwäche für Kinder und gute Arbeit hat, greift er ihr folglich ein wenig unter die Arme. Consuela erbeutet später weitere 6 Zecchinen.

In den frühen Abendstunden beobachtet sie den Attentäter, welcher sich über die Dächer dem Dogenpalast nähert. Auch Falcones Kutsche fiel ihr auf (Falkenwappen). Sie sieht die Auseinandersetzung des Assassinen hoch oben und geht sogar hinauf in den Turm der Kirche, um die Stelle des Kampfes aus der Nähe zu sehen. Dort oben verschwand der Attentäter mitsamt den merkwürdigen Angreifern in einem dunklen Nebel. Sie findet nur einige Steinbrocken, genau wie der, welcher ihr kurz zuvor auf dem Platz vor die Füße gefallen ist. Die Brocken sehen aus wie Teile einer Gargoyle. Vor ihren Augen zerfallen die Brocken zu einem durchsichtigen Schleim, welcher schließlich auch vergeht.

Dann erkennt sie, wie aus einem Fenster des Dogenpalastes plötzlich ein Pfeil oder Bolzen herausschießt, gepaart mit einem Seil. Daran rutscht der dunkle Kerl hinunter, welchen sie auf den Dächern hat kämpfen sehen.

Ihm kann sie nicht mehr folgen, doch der Kutsche von Falcone. Sie glaubt an einen Zusammenhang zwischen der Kutsche und dem flüchtenden Mann, da die Anwesenheit der Kutsche und Abfahrt kurz nach dem Geschehen aus ihrer Sicht kein Zufall sein können. Sie folgt der Kutsche, die schließlich vor einer Kirche hält. Der in graue Zivilkleidung gekleidete Falcone tritt heraus und geht in eine Kirche, um zu beten. Consuela folgt ihm, als er anschließend zu einem Haus in San Marco fährt und darin verschwindet. Sie sieht von der Straße, wie ein Licht im ersten Stock angeht. An einem Haken sieht sie eine Kardinalstracht. Consuela ist sich sicher, der Doge sei ermordet worden und die Kirche habe damit zu tun.

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Protokoll III. des Spielverlaufs

Sie beobachtet das Zimmer weiter in der Hoffnung mehr zu erfahren oder um zu sehen, ob der Attentäter oder anderer Besuch vielleicht auftauchen. Es ist bereits deutlich nach 22.00h. Sie klettert auf das Dach des Hauses, realisiert, dass die gegenüberliegende Seite für ihre Zwecke besser ist und lässt sich schließlich dort im Schatten eines warmen Kamines nieder. Eine Katze haut ab, die dort ihren Platz hatte. Sie beobachtet zweieinhalbstunden das Haus, bis das Licht im Zimmer gelöscht wird. Dann klettert sie vom Dach und es fällt ihr ein, dass das Haus einen Hinterausgang haben könnte. Um dem nachzugehen, geht sie in die kleine Gasse neben dem Haus.

Dort lauern ihr zwei Giovanni auf, die Moriconi im Auge behalten haben. Sie haben gesehen, dass auf dem Marktplatz irgendein Austausch zwischen Moriconi und ihr stattgefunden hat. Nun wollen sie schauen, was Consuela bekommen hat und ob sie irgendwie durch sie an Moriconi herankommen können. Einer der beiden hält sie an der Gurgel hoch, der andere gibt ihr einen magischen Befehl. Sie kann weder sprechen noch sich bewegen, sieht aber, dass beide Kerle eine sehr blasse Aura haben, was sie noch nie bei Menschen gesehen hat. Sie bemerkt nur vage, dass sich irgendjemand an der Mündung der Gasse vorbei bewegt. Der Vampir, der sie hochgehalten hatte, taumelt plötzlich aus unbekanntem Grund.

Der Bettelmönch, den sie mehrfach in dieser Nacht gesehen hat, aber selbst jetzt nicht richtig zur Kenntnis nimmt, war Bartolo von der Ardita. Er hat ihr von der Mündung der Gasse aus geholfen, doch sie bemerkte das nicht.

Sie fühlt sich durch die Männer physisch und psychisch bedroht, als sie plötzlich eine Stimme hört, die ihr zuflüstert: „Handle jetzt!“ Das war ihr Avatar. Im Nachhinein realisiert sie, dass die Stimme nicht von außen kam. Sie wirft den mentalen Befehl des Giovanni ab und nutzt Zeitmagie, um mit übermenschlicher Geschwindigkeit aus der Gasse zu rennen. Dabei prallt der taumelnde Vampir aufgrund ihrer plötzlichen Geschwindigkeit gegen die Wand und ist einen Moment aus dem Spiel. Der andere wird von dem mentalen Befreiungsschlag überrascht und stolpert ebenfalls zurück. Sie erreicht die Mündung fast, doch die beiden setzen ihr nach. Consuela überkommt ein Moment der Erleuchtung und sie versteht „die Zusammenhänge des Universums“. Ihre Sphären werden greifbar und sind in diesem Moment wesentlich stärker vorhanden, als sie es für lange Zeit wieder sein werden. Sie erhält 2-3 Punkt zusätzlich pro Sphäre. In diesem Zustand sind die beiden Vampire keine Gegner, solange sie den Kopf behält. Sie taucht ganz mondän unter dem Schlag des ersten weg, während sie den Geist des zweiten schon unter ihre Kontrolle gebracht hat (Mind 4). Wie eine Puppe lässt sie ihn den ersten Angreifer mit seinem Schwert attackieren. Der taucht übermenschlich schnell weg und ist erstaunt über den Angriff seines Kumpanen. Sie zischen sich an und Consuela erkennt die Zähne und glühende Augen. Wie zuvor behält sie einen kühlen Kopf und spielt beide gegeneinander aus. Sie überblickt, wie sie am leichtesten entkommen könnte (Entropy 1), entscheidet aber, dass sie lieber mit den beiden abrechnen möchte, zumal sie in ihnen keine Menschen sieht. Mit einem Fluch (Entropy 4) greift sie einen der beiden an und lässt seinen Körper verdorren.

Den anderen nötigt sie seine Sachen abzulegen und verflucht ihn ebenfalls. Er zerfällt in dem Moment, als er sich gerade von ihrer Gedankenkontrolle lösen kann.

Sie sammelt alles auf, was ihr wertvoll erscheint und packt es in einen der Umhänge ihrer Angreifer. Auch das Schwert nimmt sie mit und verbirgt es so gut wie möglich unter ihrem Mantel.

Loot der Giovanni: Gutes Bastardschwert (ca. 80-90), insg. 3 Zecchinen, Giovanni-Ringe aus Gold (10 Zecchinen pro Stück), 2 Dolche (20/30 Zecchinen).

 Während sie durch die Stadt geht, sieht sie die merkwürdigsten Dinge. Sie kann ins Nahe Umbra blicken, sieht Heinzelmännchen, Rotkappen und andere magische Dinge.

Auf dem Weg zu ihrem Beuteversteck begegnet sie Julian von den Battistrada, der sie schon an einer Straßenecke erwartet. Er plaudert eine Weile mit ihr und erzählt, sie habe gute Chance beim Wettbewerb. Sie solle sich Gedanken darüber machen, worin sie ihre Berufung sieht. Dann verschwindet er wieder, erstaunlicherweise ohne das Schwert gesehen zu haben, welches sie bei sich trägt.

Consuela verstaut einen Teil ihrer Beute, das gute Bastardschwert und die beiden Ringe mit dem Giovanni-Emblem, und geht dann zurück zum Lazzaretto. Dort klopft sie gegen vier Uhr morgens an und holt Beppo aus den Federn. Sie herrscht ihn an, ja alles abzugeben. Da er noch unter dem Eindruck ihrer letzten Einschüchterung steht, gehorcht er bereitwillig.

Sie gibt Beppo 16 Zecchinen & 2 Dolche (Wert 20/30 Zecchinen)

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Protokoll VII. des Spielverlaufs

27.12.1413; Beim Essen macht Consuela erneut Beppo zur Sau. Weil er Paolino das Hemd wieder abnehmen wollte. Vanni ist beeindruckt und gibt ihr einen Tipp wegen des Hauses von Castello. C. macht einen guten Charisma Wurf und Vanni erwähnt, dass Franko im Kanal gelandet ist, evtl. mit Cassios Unterstützung

C. kauft bei Schattenfinger zwei gute Stahl-Dietriche für insg. 15 Zecchinen. Über 4-5 Stunden klaut Consuela 2 Zecchinen zusammen. Nachdem sie das Haus von außen ausgekundschaftet hat, geht sie mit Einbruch der Nacht über die ca. 3m hohe Außenmauer. Dazu klettert sie über einen der Bäume, die außen davor stehen. Sie klettert auf das Dach, statt durch den offenen und erleuchteten Haupteingang zu gehen. Zuerst versucht sie etwas im Atrium zu erkennen und sieht schließlich auch den aufgeknüpften Adepten, der nun ein alter Greis, fast eine Mumie, ist. Von dort klettert sie in ein offenes Fenster im 1.OG und macht auf ihrem Weg durch das Haus folgende Beute:

12 Karten (See und Land)

12er Set Besteck aus massivem Silber

Goldene Messutensilien

6 Ringe (einfach bis pompös, insg. 100)

Im Zimmer mit der Wasserfalle leuchtet C, weil ihre hilfreichen Geister ihr Licht schenken.

Offener 3 Punkte Negativ-Backlash

Consuela findet mit Entropie die Schwachstelle der Tür und tritt sie kaputt.

Beute im Arbeitszimmer: Schreibfeder mit Elfenbeingriff und Heiligenfiguren aus Bernstein.

Sie löst die Falle des Eburonen aus und wird von Eisenfesseln an allen Gelenken gefangen. Doch sie schafft es sich mit ihren Dietrichen zu befreien, während sich vor ihr die rasant wachsende, grünliche Spinne mit dem Totenschädel (Als Signum des Eburonen) von der Decke herablässt. Statt zu fliehen stürzt sie sich mit einem Stuhl auf die Spinne und zerschlägt sie mit einiger Mühe, bevor sie zu groß dafür ist (4 HL Schaden bis sie außer Gefecht ist). Consuela ist klar, dass die Falle und die Schrift an der Wand für den Hausherrn bestimmt waren. Sie ahnt auch, dass die gesuchte Sache, was immer es sein mag, noch im Haus sein muss. Denn die Falle sollte den Hausherrn offenbar nur festhalten, bis der vorherige Einbrecher zurückkehrt. Sie entschließt sich weiter zu suchen und findet schließlich in Nikolaus Zimmer den Spiegel, welchen sie rasch zusammensetzt. Als Teschio sie nett begrüßt, ist sie misstrauisch und beschließt lieber nur den Spiegel mitzunehmen, ohne Teschio herauszuholen.

Consuela gibt Beppo alles bis auf den Spiegel.

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Protokoll IX. des Spielverlaufs

An diesem Spielabend beschäftigt sich Consuela weniger mit meinen Modulen, sondern geht lieber einigen Dingen nach, die ihrem Charakter wichtig sind. Da ihre Umgebung, das Lazzaretto Vecchio, hinreichend ausgearbeitet ist, soll mir das nur recht sein.

Als Consuela erwacht, liegt Cassio noch im Bett und schläft. Er sieht für Consuela ziemlich erledigt aus. Consuela geht in die Gänge des Lazaretts. Naturmagierin die sie ist, möchte sie Gewitterregen zur Fokussierung ihrer Gedankenmagie auffangen und stellt Schüsseln unter einigen Löchern im Dach auf. Dazu begibt sie sich in Bereiche, wo die anderen La Gazza nicht hingehen und die Stille stören. Sie nutzt sieben verschieden große Fläschchen aus Glas, die mittels Korken geschlossen werden können. Die starken Emotionen, welche das Gemäuer dieses Ortes durchdrungen haben, spürt sie deutlich. Mit abgestorbener Materie in Form von Staub macht sie sich die Schemen der Toten sichtbar. Sie bemerkt auch andere, weniger menschliche Schemen, welche dauernd in ihrer Nähe zu sein scheinen. Es handelt sich um die Geister, welche sie regelmäßig unbewusst anzieht (Hintergrund Spirit Magnet). Diese wohlgesonnenen Wesen sind ganz unterschiedlich und versuchen ihr stets irgendetwas zu zeigen, sie zu manövrieren. Oder sie tanzen sinnfrei um Consuela herum.

Während ihrer Wanderung findet sie die Tür, welche zu den Räumen des Hippokratischen Zirkels führt. Zunächst ist sie etwas ratlos, was sie angesichts der seltsamen Tür ohne Schloss oder Griff tun soll. Schließlich versucht sie durch ihren Gesang einen Blick in die Vergangenheit zu wagen. Sie erkennt, mit welcher Wischbewegung die Tür geöffnet wird.  Sie macht die Bewegung nach und als die Tür aufschwingt betritt sie den sich öffnenden Bogen in den Gang dahinter. Im Gang wie im größeren Untersuchungsraum liegt alles voller Scherben, umgefallener Apparate etc. Sie geht hindurch und untersucht oberflächlich den Raum mit den Knochen. Von letzteren liest sie einige auf. Sie empfindet die Luft wie elektrisch aufgeladen (weil es sich um eine Node handelt). Sie bemerkt, wie sich hier ihre Kräfte regenerieren. Kurz mutmaßt sie, die am Boden umherliegenden Knochen könnten etwas mit der Energie zu tun haben, welche sie spürt.

Mit ihren Dietrichen öffnet sie auch die hintere Tür und erhält einen Blick auf den Raum mit den bronzenen Wannen. Da löst sich von der Rückwand des Raumes aus den Schatten eine lepröse Kindergestalt (Meat Puppet, s. Lazzaretto Vecchio im Wiki) und schießt auf sie zu. Sie springt zurück und haut die Tür zu, doch nicht, bevor die dämonische Fleischpuppe ihren Arm durch den Spalt gesteckt hat. Während der folgenden Rangelei um das Schließen der Tür verletzt sie den Angreifer etwas, doch schließlich erkennt sie, dass sie die Tür nicht mehr schließen kann und entscheidet sich stattdessen zu fliehen.

Da erkennt sie einen hageren, in schwarze Lumpen gekleideten Jungen, der mit ihr im Raum steht (Teja). Nicht ahnend wer er ist und ohne groß nachzudenken rennt sie auf ihn zu, schnappt sich seinen Arm und möchte ihn mit sich aus dem Raum zerren. Sie geht irrig davon aus, er gehöre zur La Gazza. Doch der Teja möchte nicht davonlaufen. Zwar hat er ein gewisses Interesse an der dämonischen Fleischpuppe, doch er möchte auch nicht, dass sie jemanden verletzt. Als wendet er sich um und attackiert das Wesen mit seiner Feenmagie. Mit zwei raschen (und sehr erfolgreichen) Angriffen durch einen Zauber erledigt er das untote Wesen (Lesser Elfshot, Dark Ages Fae S. 158).

Consuela unterhält sich anschließend eine Weile mit dem seltsamen Jungen, der nur wenig von sich verrät. Er findet seltsam, dass C. ihn sieht. Sie wundert sich über seine Fähigkeiten – und seine Anwesenheit auf der Insel. Dazu erläutert er nur, dass er diesen Ort im Krankenhaus faszinierend findet. Schließlich verabschiedet der Junge sich.

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