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1. Prolog

Unsere Geschichte handelt von einem ganz besonderen Jungen. Niemand weiß, wo er herkommt, denn eines Tages lag er einfach vor der Tür von zwei Menschen, die sich mehr als alles andere ein Kind gewünscht hatten. Sie fanden ihn an einem bitterkalten Morgen Ende Dezember in einem kleinen Körbchen auf ihrer Türschwelle. Ein zartes Baby mit heller Haut und noch helleren Augen, das sie auf eine ganz besondere Art ansah.

Erschrocken holten sie den Säugling ins warme Haus. Im Körbchen fanden sie sonst nichts außer einer Decke, ein paar Kleidungsstücken und einem abgewetzten Stofftier, das weder besonders niedlich noch kuschelig war. Eigentlich sah es aus wie ein alter Putzlappen, dem man ein Gesicht aufgemalt hatte. Es gab keine Nachricht und auch keinen Hinweis auf seine Herkunft.

Sie diskutierten aufgeregt, was sie nun tun sollten. Währenddessen lag der kleine Junge seelenruhig in seinem Körbchen auf dem Küchentisch. Er musterte die beiden auf eine Art, die ihm sehr eigen war: neugierig und nachdenklich. Erst als sie beschlossen, den Jungen als ihr Weihnachtswunder zu betrachten und ihn fortan als ihren Sohn aufzuziehen, lächelte das Baby zum ersten Mal. Von diesem Tag an verloren sie kein Wort mehr über die außergewöhnliche Art, wie er zu ihnen gekommen war.

Da er einfach anders war als alle anderen Babys, die sie kannten, nannten sie ihn „Anders“. Anders war ein sehr lieber Junge, aber er war eben, nun, anders. Er war ziemlich groß und hatte blasse Haut, schwarzes Haar und helle Augen. Aber trotz seiner Größe war Anders oft sehr schüchtern und still. Um nicht aufzufallen richtete er den Blick ständig auf den Boden oder in den Himmel, wo er spannende Sachen entdeckte und beobachtete. Natürlich fiel er den anderen Kindern deswegen erst recht auf. Außerdem interessierte er sich für andere Dinge als seine Altersgenossen, und das machte ihn schon im Kindergarten zum Einzelgänger. Dazu kam, dass seine Eltern oft mit ihm umzogen, weswegen er nur schwerlich neue Freunde fand und auch behalten konnte.

Manchmal wusste er gar nicht, in welcher Stadt er nun war, oder wie der Kindergarten hieß, in den er ging. Oft verwechselte er auch Namen und Leute. Viele lachten ihn deshalb aus, und die meisten Kinder fanden ihn zu seltsam, um mit ihm zu spielen.

Im Sommer des siebten Jahres, nachdem Anders auf der Türschwelle seiner Eltern aufgetaucht war, hatte er seinen ersten Schultag. Der Schulstoff bereitete ihm mal weniger, mal mehr Probleme, aber er war fleißig und übte nach der Schule in den Fächern, die er nicht besonders gut konnte. Dazu gehörten alle mit Zahlen und Buchstaben, Kunst und Musik dagegen liebte er.

Aber auch in seiner gesamten Grundschulzeit fand er keinen einzigen Freund. Auch hier ärgerten die Kinder ihn oft. Als aber seine Reaktion ausblieb und er sie während ihrer Gemeinheiten nur interessiert und ein bisschen verwirrt ansah, wurde es ihnen zu langweilig und sie ließen ihn in Ruhe. Irgendwann redete einfach niemand mehr mit ihm und die ersten vier Schuljahre zogen an ihm vorbei. Seinem Wechsel auf die weiterführende Schule, die aber zum gleichen Schulkomplex gehörte, sah Anders mit wenig Freude entgegen. Fast sehnte er einen erneuten Umzug herbei. Er erwartete nicht, dass sich dort irgendetwas ändern würde, warum auch? Die gleichen Kinder, nur andere Lehrerinnen. Aber damit sollte er gewaltig falsch liegen.

Nach den langen Sommerferien, am ersten Schultag der fünften Klasse, änderte sich Anders‘ Leben auf turbulente Weise: er fand endlich eine Freundin. Genauer gesagt, seine beste Freundin fand ihn. Und sie ließ ihn vom ersten Tag an nicht mehr in Ruhe.

Darf ich vorstellen: Ka.

Ka war das genaue Gegenteil von Anders. Sie war laut, wild und stand gerne im Mittelpunkt. Sie nannte sich selbst Ka, denn auf ihren Anmeldeformularen für die Schule stand K. Berger. Sie behauptete, sie wüsste selbst nicht mehr, wofür K. stünde. Zu lange wäre es her gewesen, dass man sie mit ihrem Vornamen angesprochen hätte.

Kas Vater arbeitete sehr viel und man sah ihn eigentlich nie. Ihn konnte man also auch nicht fragen, für welchen Namen das K. in K. Berger stand. Da die Lehrerinnen und Lehrer Herrn Berger nie erreichten, gaben sie es irgendwann auf und nannten das Mädchen ebenfalls Ka.

Der Name ließ sich außerdem hervorragend brüllen, wenn Ka wieder einmal etwas angestellt hatte – und das tat sie ständig. Darum musste sie die fünfte Klasse auch wiederholen und saß am ersten Tag von Anders‘ fünften Schuljahr in seiner Klasse. Auf dem einzig freien Platz im Klassenzimmer. Neben ihm.

Anders hatte gar nicht mitbekommen, dass sich jemand zu ihm gesetzt hatte. Erst, als Ka ihn ansprach, drehte er sich überrascht zu ihr um. Neben ihm saß ein kleines, rundliches Mädchen mit dunklen Kulleraugen. In den blonden, etwas strohigen Haaren steckten viele bunten Spangen. Sie sah ein wenig verlottert aus, denn an ihrem Kinn klebte noch Zahnpasta, und ihr T-Shirt war mit Kakaoflecken gesprenkelt.

„Du bist Anders, richtig?“, fragte sie. Dabei grinste sie ihn an und sah frech an ihm herab. Anders folgte ihrem Blick. Viel gab es nicht zu sehen. Er trug immer weiße T-Shirts mit Kragen, eine dunkle Stoffhose und weiße Turnschuhe. Zu viel Auswahl im Kleiderschrank sorgte nur dafür, dass er sich morgens nicht entscheiden konnte. Also kauften seine Eltern ihm immer nur das gleiche in entsprechenden jahreszeitlichen Ausführungen.

Sie ließ ihm gerade genug Zeit, um zu nicken, da griff sie schon nach seiner Hand und schüttelt sie so heftig, dass ihm die Zähne klapperten. „Ich bin Ka und sitzengeblieben. Hoffentlich bist du gut in der Schule und lässt mich von dir abschreiben.“ Sie rollte demonstrativ mit den Augen. „Schule nervt voll, und wenn ich noch öfter wiederholen muss, dauert das ganze hier ja noch länger.“

Bevor Anders etwas sagen konnte – er brauchte immer ein bisschen länger, um sich eine passende Antwort zu überlegen – hörte er, wie die Kinder in der Reihe hinter ihnen laut tuschelten und dann lachten. Anders verstand so etwas wie „da haben sich ja die zwei Verrückten gefunden“. Er wollte schon seufzend an seiner Federtasche rumnesteln (das machte er nämlich auch immer, wenn er nicht wusste, was er sagen sollte), da griff sich Ka seine Federtasche und warf sie einem der Kinder hinter sich mit voller Wucht ins Gesicht. „Halt‘ den Rand, du Fiesling!“

Genau in dem Moment betrat natürlich die Klassenlehrerin Frau Ludwig den Raum. Als sie den Tumult zwischen Ka und den beiden anderen Kindern entdeckte, sah sie so aus, als würde sie am liebsten direkt wieder gehen. Doch dann packte sie ihren Kaffeebecher fester und schritt mit Tasche und Heften unter dem Arm ans Lehrerpult. Dort ließ sie die Hefte mit einem lauten Klatschen auf den Tisch fallen. Alle anderen Kinder setzten sich schnell auf ihre Plätze. Ka allerdings war mittlerweile aufgesprungen und wedelte mit ihrer Faust in der Luft.

„Kinder, willkommen zurück in der Schule!“, sagte Frau Ludwig laut. Und als Ka immer noch tobte, fügte sie etwas lauter hinzu: „Ka! Willkommen in unserer Klasse! Mach doch bitte nicht schon am ersten Tag Ärger!“

Anders war sich sicher, dass sie danach noch leise etwas murmelte, das wie „da habe ich mich ja drauf gefreut“ klang. Endlich ließ sich Ka auf ihren Stuhl fallen. Sie verschränkte die Arme und motzte: „Die haben Anders geärgert!“

Alle Kinder drehten sich jetzt zu Anders um und starrten ihn an. Frau Ludwig runzelte die Stirn. „Stimmt das, Anders?“

Anders zögerte. Nach einigen Sekunden nickte er langsam. Frau Ludwig seufzte. „Na, gut. Ihr zwei dahinten, lasst Anders in Ruhe. Aber Ka, hier wird trotzdem nicht mit Sachen geworfen! Können wir jetzt bitte mit der ersten Schulstunde anfangen?“

Nachdem sie sich zur Tafel gedreht hatte, warf Ka den Kindern hinter Anders noch einen drohenden Blick zu. Anders lächelte in sich hinein, als er seine Federtasche vom Boden aufhob. Er hatte wohl endlich eine Freundin gefunden.

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2. Ka

Diesmal sollte Anders Recht behalten. Vom ersten Tag an waren Anders und Ka unzertrennlich. Ka war lustig und voller Energie, und Anders hatte immer viel Spaß mit ihr. Umgekehrt sorgte Anders für die nötige Ruhe bei Ka und hielt sie von zu großem Blödsinn ab. Wenn sie wieder einmal wütend wurde und sich mit irgendwem prügeln wollte, reichte ein irritierter Blick von Anders (der oft einfach nicht mitbekommen hatte, worüber sie sich schon wieder aufregte) und Ka entspannte sich ein wenig.

Sie arbeiten bei jeder Gruppenarbeit zusammen und verbrachten auch die Nachmittage nach der Schule miteinander. Anders‘ Eltern waren sehr froh, dass er endlich jemanden zum Spielen gefunden hatte. Ka wiederum genoss es sehr, von Anders‘ Eltern umsorgt zu werden. Generell sorgten sie sich sehr viel: sie umsorgten die Kinder mit Aufmerksamkeit und Liebe, versorgten sie mit leckerem Essen und Süßigkeiten und besorgten Ka einfach von allem, was sie für Anders einkauften, auch ein Exemplar.

So schaffte Ka es auch endlich, in der Schule mitzukommen. Vorher waren ihre Hausaufgaben manchmal schlicht daran gescheitert, dass sie ihr Heft irgendwo verloren hatte und kein neues hatte kaufen können. Oder dass sie keinen Stift dabei hatte. Oder nie genug Geld, um sich die Bastelmaterialien für den Kunstunterricht zu kaufen. Oder, oder, oder. Aber das war nun vorbei.

Anders war aber auch gerne bei Ka Zuhause. Dort konnten sie nämlich einfach machen, was sie wollten. Manchmal war es ihm sehr unangenehm, wie sehr sich seine Eltern um ihn kümmerten, und bei Ka kümmerte es niemanden, ob sie sich vor dem Essen die Hände gewaschen hatten, ob sie zu viel fernsahen oder sich zu oft eine Tiefkühlpizza in den Ofen schoben. Zuhause durfte Anders in der Küche nur Wasser holen. Der Herd und der Ofen waren für ihn tabu. Ka dagegen kochte sich schon selbst Nudeln und trank den ganzen Tag Limo.

Auf Anders‘ Fragen, was ihr Vater denn arbeitete und wo überhaupt ihre Mutter wäre, bekam er jedes Mal eine wilde Geschichte von Ka zu hören. Ihre Mutter war eine Prinzessin, die auf einer weit entfernten Insel auf dem Schloss lebte und sich nur heimlich mit Kas Vater, der ihr Diener war, eingelassen hatte. Als der König und die Königin das mitbekamen, brachten sie Kas Mutter an einen geheimen Ort, weit weg von Kas Vater. Die gemeinsame Tochter hatte der Vater zwar mitnehmen können, doch seitdem versuchte er, Kas Mutter zu finden. Und auf seiner Suche kämpfte er gegen böse Wesen, die Kas Mutter bewachten, oder stritt sich mit Feen um Zauber, die ihm helfen konnten. Aber für Kinder war eine solche Suche zu gefährlich. Und außerdem musste Ka in die Schule.

Anders kaufte ihr die Geschichten natürlich nicht ab. Aber während sie erzählte, sah er die Traurigkeit in ihren Augen, weil sie ihren Vater sehr vermisste und die Bewunderung, die sie für ihren Abenteurer-Vater empfand. Insgeheim hoffte er, dass eine der Geschichten wahr wäre.

Ka selbst hörte Anders gerne zu. Sie fand alles, was er sagte, unfassbar schlau. Er konnte Ka all seine Gedanken erzählen, selbst wenn sie noch so abwegig waren. Als er sich einmal fragte, ob Ameisen auch so etwas wie Freizeit hatten, half Ka ihm, einige Ameisen mit bunten Punkten zu markieren und ihre Ameisengeschäfte ein ganzes Wochenende zu verfolgen und zu dokumentieren.

Oder als er wissen wollte, wie viele Wolkenformationen es wohl gäbe und ob Wolken lieber wie Tiere oder wie Dinge aussähen, beobachtete sie den ganzen Nachmittag mit ihm den Himmel. Immer hörte sie ihm zu und nie sah sie ihn auf diese Art an, wie die andere Leute es taten. Als wäre er ein bisschen plemplem.

Anders wäre er, ja, das fand Ka auch. „Aber auf die coole Art“, sagte sie dann immer.

Anders hatte sich auch vorgenommen, Kas echten Vornamen herauszufinden. Zu diesem Zweck sprach er sie so oft und so unschuldig wie möglich mit irgendeinem Namen an, der mit K begann. „Sollen wir jetzt in die Turnhalle, Katharina?“ oder „Ich habe Hunger. Du auch, Klara?“. Die ersten paar Male ignorierte sie ihn, doch eines Tages explodierte sie richtig. „Hör‘ auf damit, Anders! Ich heiße Ka, verdammt noch mal! K-A, wie ‚keine Ahnung‘, verstanden?“

Danach ließ er sie lieber damit in Ruhe. Er führte aber heimlich eine Liste mit Vornamen, die mit K anfingen. Jedes Mal, wenn er auf einen weiteren Namen mit K stieß, fügte er ihn seiner Liste hinzu. Er schwor sich, eines Tages das Geheimnis um Kas Vornamen zu lüften. Menschen brauchten Namen. Richtige Namen, davon war er überzeugt.

Und wenn sich sonst niemand an ihren richtigen Namen erinnerte, er würde ihn garantiert niemals vergessen.

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3. Schokolade und Papier

So vergingen die ersten Monate in der fünften Klasse. Kas Noten wurden immer besser und Anders hatte endlich eine Freundin gefunden. Die anderen Kinder ließen die beiden soweit in Ruhe und die Lehrerinnen waren froh, dass ihre heimlichen Sorgenkinder Ka und Anders endlich Anschluss gefunden hatten.

Zu zweit machte die Schule sogar Spaß und nachmittags konnten Anders und Ka gemeinsam die Dinge tun, die ihnen Freude bereiteten. Dabei wechselten sie sich immer ab: an einem Tag war Anders der Bestimmer, am nächsten Tag war es Ka. Denn oft wollten sie eher unterschiedliche Dinge unternehmen, weshalb sie sich diese Regel hatten einfallen lassen.

So machte Ka zusammen mit Anders bei einer Schnitzeljagd mit, die von der Bücherei veranstaltet wurde. Die ging quer durch die Stadt, und Ka lernte dabei allerhand über die Gründung ihrer Stadt – was sie aber furchtbar langweilig fand. Anders dagegen lernte in einem Herbstferienkurs zusammen mit Ka Schwimmen, und dass, obwohl er schlimme Angst vor Wasser hatte. Die Angst wurde nach dem Kurs eigentlich sogar noch schlimmer. Aber immerhin hatte Anders nun keine Angst mehr vor dem Ertrinken, denn Schwimmen konnte er jetzt. Und Ka wusste jetzt, wer ihrer Stadt gegründet hat, auch wenn sie sich immer noch nicht sicher war, wofür das wichtig sein sollte. Aber so ergänzten sie sich und das Leben war für beide perfekt.

Bis zum ersten Advent, der in diesem Jahr zufällig auf den ersten Dezember fiel.

Zur Weihnachtszeit stellte sich das Leben von Anders und Ka nicht nur auf den Kopf, es machte einen Salto Rückwarts. Ka übernachtete an diesem Wochenende bei Anders und beide Kinder freuten sich schon den ganzen Samstag auf den nächsten Tag, denn Anders‘ Eltern hatten für jeden einen Adventskalender besorgt. Und mit dem ersten Dezember würden sie auch die ersten Türen ihrer Adventskalender öffnen dürfen.

Sie gingen extra früh ins Bett, damit die Nacht schneller verging. Ka lag auf einer ausgezogenen Matratze neben Anders‘ Bett und betrachtete im Licht der Leselampe die beiden Adventskalender. Der für Anders zeigte eine Weihnachtsbäckerei, und auf dem für Ka sah man den Weihnachtsmann auf einem Schlitten voller Geschenke. Auf beiden wirbelten Schneeflocken umher und in beiden warteten vierundzwanzig kleine Schokoladenplättchen darauf, von ihnen verputzt zu werden. Draußen prasselte der Regen ans Fenster. Ka beobachtete eine Weile, wie die Tropfen am Glas zerplatzten. Dann sah sie zu Anders hinüber, der mal wieder in ein Buch versunken war. „Das Wetter weiß noch nicht, dass bald Dezember ist.“

„Mh?“, machte Anders. Das kannte Ka schon von ihm – sobald seine Nase in einem Buch steckte, bekam er kaum noch etwas mit. Trotzdem redete sie weiter. „Sollen wir uns nicht einen Wecker stellen und um Mitternacht einfach schon das erste Türchen aufmachen?“

„Mhmh.“

„Technisch gesehen fängt der erste Dezember doch schon um Mitternacht an, oder?“

„Mhmh.“

„Ach, bestimmt kann ich eh nicht schlafen, dabei sind es noch vier Stunden bis Mitternacht!“

„Mh.“

„Was soll ich nur machen? Das ist langweilig! Noch vier Stunden. VIER Stunden, Anders. ANDERS!“

Anders sagte, ohne seinen Blick von den Zeilen zu lösen: „Du könntest ein Buch lesen.“

Ka sah ihn verständnislos an. „Und was ist daran weniger langweilig?“

Anders seufzte und legte sein Buch weg. „Was machst du denn eigentlich zu Weihnachten? Feierst du Heiligabend mit deinem Vater?“

Kas Gesicht verdunkelte sich. „Keine Ahnung. Letztes Jahr kam er erst irgendwann in den Ferien, ein paar Tage nach Heiligabend. Er war mit Piraten segeln und weil Piraten kein Weihnachten feiern, konnte er sie nicht überreden, an Heiligabend am Hafen anzulegen und ihn von Bord zu lassen.“

Anders zog die Augenbrauen hoch, da sprang Ka auf und wühlte in ihrer Tasche. „Da!“, rief sie nach einer Weile und zog etwas Goldenes heraus, das sie auf Anders‘ Bett warf. Fasziniert betrachtete er den Gegenstand und hob ihn schließlich auf. Es war eine Goldmünze, handtellergroß, mit einem Totenkopf auf der einen Seite und zwei vor einer Schatztruhe gekreuzten Säbeln auf der anderen. Sie war ziemlich schwer, viel schwerer als die Goldmünzen, die man zum Spielen kaufen konnte.

Ka setzte sich neben Anders aufs Bett. „Die hat er mir als nachträgliches Weihnachtsgeschenk mitgebracht. Eine Goldmünze aus einem Piratenschatz.“ Während Anders die Münze in der Hand hin und her drehte, fügte Ka leise hinzu: „Das ist doch viel cooler als Weihnachten feiern. Mit langweiligem Essen und langweiligen Liedern und blöden Geschenken und diesem ganzen anderen blöden Zeug.“

Irgendwie glaubte Anders nicht, dass Ka jemals etwas von diesem angeblich so blöden Zeug gemacht hatte, schon gar nicht, als sie sich auf ihre Matratze fallen ließ und sich mit einem „Ist ja auch egal, gute Nacht!“ die Decke über den Kopf zog.

Anders saß noch eine Weile auf dem Bett und blickte nachdenklich zwischen der Goldmünze und den Adventskalendern auf seiner Kommode hin und her. Er ertrug es nur schwer, wenn Ka traurig war, und eigentlich war sie ziemlich oft traurig, auch wenn sie andauernd wilde und lustige Geschichten erzählte.

Entschlossen stand Anders auf und ging zu den Adventskalendern. „Komm, Ka. Lass uns einfach das erste Türchen aufmachen.“

Seine Mutter erzählte immer, dass Schokolade gute Laune machte, und die konnte Ka jetzt gebrauchen. Ka sprang sich sofort auf und grinste breit. Dinge, die entweder richtig verboten waren oder die man einfach „nur nicht machte“, bereiteten Ka immer die größte Freude. So auch jetzt. Das erste Türchen VOR Mitternacht zu öffnen, da war sie natürlich sofort dabei. Sie hüpfte aus dem Bett, flitzte zur Kommode und fummelte direkt das erste Türchen mit der goldenen und glitzernden „1“ darauf auf. Dahinter steckte ein kleines Stück sternförmige Schokolade, das sofort in ihrem Mund verschwand. Sie grinste Anders an. „Jetzt du!“

Im Gegensatz zu Ka fühlte Anders sich bei solchen Dingen nie besonders wohl. Für seine Freundin gab er sich aber einen Ruck und öffnete das erste Türchen seines Kalenders. Dahinter steckte aber keine Schokolade, sondern ein kleines Stück gefaltetes Papier. Verwundert zupfte Anders es heraus, während Ka ihm erstaunt über die Schulter blickte. Er entfaltete das Papier und las laut vor, was darauf in winzig kleiner Schrift geschrieben stand:

Anders, hilf uns!


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4. Nachricht von der anderen Seite

Anders, hilf uns?“, wiederholte Ka ungläubig. Auch Anders las wieder und wieder, was auf dem kleinen Stück Papier geschrieben stand. „Das muss ein schlechter Witz sein. Da will dich jemand veräppeln. Das waren bestimmt deine Eltern“, meinte Ka. Anders überlegte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass seine Eltern so etwas tun würden. Eigentlich waren sie immer sehr ernst und würden niemals jemandem einen Streich spielen. Und ihm schon gar nicht.

„Der Kalender war noch eingeschweißt, als ich ihn hier mit ins Zimmer genommen habe. Erst vorhin habe ich die Folie abgemacht. Du warst doch dabei, Ka!“ Anders blickte zum Papierkorb, in dem die Folie noch lag, aus der er erst vor dem Schlafen die Adventskalender ausgepackt hatte. Er drehte den Kalender um, aber auch hinten sah er keine Spuren, dass ihn jemand geöffnet hätte. Ein Sticker über der Faltlasche wirkte unberührt. „Hinten wurde der Kalender auch nicht geöffnet, das würde man sehen.“, dachte Anders laut nach. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und überlegte.

Ka sah ihn erwartungsvoll an. Anders hatte diesen einen bestimmten Gesichtsausdruck, den er immer hatte, wenn er ein Problem wälzte. Ka fing an, auf den Füßen herum zu wippen. Sie wusste aber schon, dass man Anders in solchen Momenten nicht stören sollte, also wartete sie. Irgendwann begann sie, wie ein Tiger im Käfig in Anders‘ Zimmer auf und ab zu marschieren. Anders überlegte immer noch und so langsam wurde Ka richtig ungeduldig. Woher kam dieser Zettel? Wer hatte ihn geschrieben und was sollte die Botschaft bedeuten?

Schließlich hielt Ka es nicht mehr aus. „Anders, wir müssen die anderen Türchen aufmachen!“ Erschrocken sah Anders sie an. Alle Türchen, und das noch vor dem ersten Dezember? Allein der Gedanke daran brachte ihn aus der Fassung. Das hatte man also davon, wenn man sich nicht an die Regeln hielt. Wenn man eine brach, folgte direkt die nächste auf dem Fuß.

Manchmal nervte Anders sie richtiggehend mit seiner Vorsicht, aber dennoch hatte Ka oft im Nachhinein eingestehen müssen, dass Anders die Dinge besser oder zumindest schlauer angepackt hatte als sie. Oft war ihnen nämlich Ärger erspart geblieben, weil Anders nie etwas Unüberlegtes tat. Darum tat ihr tatsächlich ein wenig Leid, was sie als nächstes machte: sie flitzte zum Kalender und öffnete Türchen Nummer 2.

Anders atmete erschrocken ein und brauchte eine Weile, um sich von dem Schock zu erholen. Währenddessen öffnete Ka schon Türchen Nummer 3 und danach direkt die Nummer 4. Keine Schokolade, sondern ein weiteres gefaltetes Papierstück nach dem anderen segelte auf die Tischplatte. Beim fünften Türchen gelang es Anders endlich, sich aus seiner Schockstarre zu befreien. Schnell schrieb er die Zahlen der Türen auf die Zettelchen, damit sie hinterher nicht puzzeln mussten. Währenddessen arbeitete Ka sich durch den ganzen Kalender und warf ein Zettelchen nach dem nächsten auf Anders Hausaufgaben, die ordentlich auf dem Schreibtisch lagen und darauf warteten, morgen erledigt zu werden. Normalerweise erledigte er sie immer direkt nach der Schule, aber Ka war am Freitag direkt mit zu ihm nach Hause gekommen, und nach Schulschluss wollte Ka mit Schulsachen nichts mehr zu tun haben.

Als der Kalender leer war, setzte sich Ka an den Schreibtisch und sah zu, wie Anders die letzten Zahlen auf die Zettelchen schrieb. Dabei strich er sich nervös durch die schwarzen Haare und öffnete mit zitternden Fingern ein Papierstück nach dem anderen. Er hatte ein sehr, sehr ungutes Gefühl, denn auf allen stand mit der gleichen sauberen Schrift und in ganz kleinen Buchstaben etwas geschrieben. Anders legte alle vierundzwanzig Zettel nacheinander auf den Tisch und las vor:

Anders, hilf uns! Der Sumpfkönig hat mich gefangen genommen und nur du kannst mich retten. Du musst nach Hause kommen! In das Land hinter den Spiegeln.
Der Geschichtenerzähler kennt den Weg. Finde den Geschichtenerzähler!
Deine Mutter von der anderen Seite.



Anders schwieg, und das ungute Gefühl breitete sich weiter in ihm aus. Ka sah ihn besorgt an und fragte unsicher: „Deine Mutter von der anderen Seite? Also deine echte Mutter?“

Anders sah sie verwirrt an. „Meine echte Mutter? Was meinst du damit?“

Jetzt war Ka verwirrt. „Aber … ich dachte immer, deine Eltern sind gar nicht deine richtigen Eltern.“

„Wie kommst du denn darauf?“

„Naja…“ Ka wusste gar nicht, wie sie das vorsichtig sagen sollte. Sie war nicht gut darin, Dinge vorsichtig zu sagen. Außerdem hatte sie Angst vor Anders‘ Reaktion, richtig große Angst sogar. Trotzdem wagte sie es.

„Naja, also erstmal seht ihr euch gar nicht ähnlich. Und dann sind sie … echt komisch. Ich meine, sie sind toll und lieb und so, und ich bin ja auch gerne hier. Aber findest du sie nicht auch echt komisch? So, als hätten sie viele Geheimnisse und würden nicht immer bei der Wahrheit bleiben?“

Ka kannte sich mit Lügen aus und hatte auch Erfahrungen damit, ständig Ausreden für irgendwas zu erfinden. Sie hatte große Angst, dass Anders genau DAS jetzt sagen könnte.

Trotzdem fragte sie: „Weißt du zum Beispiel überhaupt, was sie arbeiten?“

Anders aber wurde nicht böse über das, was Ka über seine Eltern sagte. Er war nun mal anders. Er überlegte. „Sie arbeiten bei einer Versicherung. Da verkaufen sie…Versicherungen.“ Seine Stimme klang zweifelnd.

Mehr wusste er darüber nicht, nicht einmal, wie die Versicherung hieß oder wo der Firmensitz war. Eigentlich redeten sie nie über die Arbeit. Oder über irgendwas anderes als über ihn. Ka hatte Recht, seine Eltern waren ziemlich seltsam. Wenn er über all die Dinge nachdachte, die sie so taten, konnte er sich tatsächlich vieles nicht erklären. Anders hatte nicht nur Schwierigkeiten, Freunde zu finden, weil sie ständig umgezogen waren, er hatte auch nie andere Kinder zu sich einladen dürfen. Auch hatten seine Eltern ihn nie irgendwohin gefahren. Sie hatten auch nie an irgendwelchen Bastelnachmittagen im Kindergarten oder Elternabenden in der Schule teilgenommen. Wenn ein Nachbar an der Tür geklingelt hatte, hatten sie nicht aufgemacht und ihm auch stets verboten, in der Nachbarschaft mit Kindern zu spielen.

Bei Ka war es anders. Sie war einfach mitgekommen und hatte sich nicht um irgendwelche Verbote geschert. Und weil seine Eltern sie einfach als Freundin akzeptiert hatten, dachte Anders, sie wären insgeheim auch froh um Ka gewesen. Aber wenn er jetzt genau darüber nachdachte, stellte er sich die Frage, ob sie Ka nur akzeptierten, weil sie selbst niemanden hatte, der nachfragte. Im Nachhinein schienen seine Eltern fast erleichtert zu sein, dass sie Kas Vater nie trafen oder er genauer wissen wollte, wo seine Tochter war. Anders hatte das Gefühl, als fielen gerade zwei Puzzleteile an ihren Platz.

Er wollte dazu etwas sagen, als die Zimmertür sich in dem Moment öffnete und Anders‘ Mutter im Zimmer stand. Schwungvoll rief sie „Ich habe Licht gesehen. Warum schlaft ihr …“ Die Worte blieben ihr im Hals stecken, als ihr Blick auf den geplünderten Adventskalender und die vielen Zettelchen auf Anders‘ Schreibtisch fielen. Die nackte Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben.

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5. In den Regen

Anders‘ Mutter war mit einem Satz beim Schreibtisch und starrte die Papierstückchen an, die Anders und Ka zu der geheimnisvollen Nachricht zusammengesetzt hatten: „Anders, hilf uns! Der Sumpfkönig hat mich gefangen genommen und nur du kannst mich retten. Du musst nach Hause kommen! In das Land hinter den Spiegeln. Der Geschichtenerzähler kennt den Weg, finde den Geschichtenerzähler! Deine Mutter von der anderen Seite.“

„Wo habt ihr das her?“, fragte sie mit schriller Stimme. Anders sagte nichts und Ka zeigte mit dem Finger auf den Adventskalender. Anders‘ Mutter nahm den Kalender, drehte ihn hin und her und betrachtete die offenen Türchen ohne Schokolade darin. Sie räusperte sich und bemühte sich um einen normalen Gesichtsausdruck. Es gelang ihr nicht besonders gut. Betont ruhig sagte sie: „Na, da hat sich wohl jemand einen Scherz erlaubt. Ich bringe ihn ins Geschäft zurück, damit du noch deine Schokolade haben kannst, mein Schatz. Aber jetzt müsst ihr ganz schnell schlafen. Es ist schon spät.“

Sie sammelte schnell alle Papierstücke ein und stürmte mit dem Kalender aus dem Zimmer. Die Tür knallte sie unbeabsichtigt hinter sich zu. Die beiden Kinder sahen sich an. Anders ging zur Tür, machte das Licht aus und öffnete die Tür einen Spalt, um zu lauschen. Unten hörte er seine Eltern aufgeregt diskutieren, aber sie sprachen so leise, dass er sie nicht verstehen konnte.

„Was machen wir jetzt?“, flüsterte Ka im Dunkeln.

„Ich weiß nicht“, sagte Anders, „aber ich fürchte, sie fangen an zu packen.“ Und tatsächlich hörte er, wie unten Schranktüren geöffnet und in Schubladen gekramt wurde. Durch den Spalt in der Tür beobachteten sie, wie Anders‘ Vater ihren großen Koffer aus dem Flurschrank hievte.

„Vielleicht solltest du das auch tun“, murmelte Ka, die neben Anders an der Tür stand.

„Was? Packen? Aber ich will nicht wieder wegziehen!“, sagte Anders.

„Das meine ich auch nicht“, grinste Ka. Ihre Augen funkelten im Dunkeln. „Wir sollten den Geschichtenerzähler finden und in das Land hinter den Spiegeln reisen.“

„Aber wo sollen wir da anfangen? Ich kenne keinen Geschichtenerzähler.“

„Ich schon“, erwiderte Ka. Sie knipste das kleine Nachtlicht an, zog hastig ihren Schlafanzug aus und ihre Kleidung wieder an. Dann stopfte sie die restlichen Sachen in ihren Rucksack. „Komm, Anders! Wenn du jetzt nicht abhaust, wirst du mit denen da umziehen.“ Ka zeigte demonstrativ mit dem Finger auf die Tür. „Und das vermutlich direkt nach dem Frühstück.“

Anders‘ Augen wurden riesengroß bei der Vorstellung, wieder umziehen zu müssen und seine einzige Freundin zurückzulassen. Schnell suchte er seinen Rucksack und eilte zum Kleiderschrank. Dort zögerte er jedoch. Was sollte er einpacken? Ein T-Shirt oder einen Pulli? Einen langen oder einen kurzen Schlafanzug? Er wusste doch gar nicht, wie das Wetter im Land hinter den Spiegeln wäre, wie um alles in der Welt konnte er das denn entscheiden?

Ka sah ihn ein wenig mitleidig an. Dann schob sie ihn sanft beiseite, griff in Anders‘ Schrank und stopfte von allem eine normale und eine gefütterte Ausführung in seinen Rucksack. Das entspannte ihn ein wenig. Nachdem er auch Socken und Unterwäsche für drei Tage rausgesucht hatte, blieb er mitten im Zimmer stehen. Er wusste nicht, was er als nächstes tun sollte. Ka wühlte in der Zwischenzeit in einer von Anders‘ Spielzeugkisten herum und fischte eine Taschenlampe heraus. Dann bugsierte sie Anders zum Fenster, drückte ihm Turnschuhe und Regenjacke in die Hand und öffnete das Fenster.

Anders Zimmer lag zwar im ersten Stock, aber das Dach vom Fahrradschuppen, der hinten im Garten stand, grenzte an sein Zimmer. Man konnte also bequem aus dem Fenster klettern und vom Dach des Schuppens die Regenrinne runterrutschen. Zum Glück hing ein altes, unbepflanztes Rosengitter an der Schuppenwand und erleichterte den Abstieg. Es regnete zwar immer noch, aber Ka warf ihr Bein schwungvoll über den Fenstersims, ließ sich lautlos aufs Dach nieder und huschte geduckt zur Regenrinne. Von dort aus raunte sie Anders zu: „Pass hier auf, es ist nass und rutschig!“ Und dann war sie auch schon über die Dachkante und aus Anders‘ Blickfeld verschwunden. Er war beeindruckt, denn Ka trug sie nur ihre Hausschuhe und eine viel zu lange Jacke von Anders, die sie aus seinem Kleiderschrank gekramt hatte, weil ihr Anorak und ihre Winterstiefel unerreichbar unten im Flur waren. Trotzdem hatte sie keine Minute von Anders‘ Fenster nach unten in den Garten gebraucht.

Anders stand am Fenster und blickte hinaus in die verregnete Dunkelheit. Dann wieder zurück zur Zimmertür, unter der das Licht aus dem Flur hindurch schimmerte. Er hörte die Geräusche und das Gemurmel seiner Eltern und sein Herz wurde schwer. Aber eine leise Stimme in seinem Kopf drängte ihn, zu gehen. Einfach so konnte er aber nicht. Er ging zurück zum Schreibtisch, schlug sein Deutschheft auf und schrieb:

Es tut mir leid. Ich muss wissen, was es mit der Nachricht auf sich hat. Ich habe euch lieb, danke für alles. Euer Anders.

Wenn die beiden nicht seine leiblichen Eltern waren, war es doch total lieb, dass sie sich so viele Jahre um ihn gekümmert hatten. Obwohl Anders einen furchtbar dicken Kloß im Hals hatte und mit den Tränen kämpfte, ging er wieder zum Fenster. Nachdem er seine Jacke und Turnschuhe angezogen hatte, kletterte er ebenfalls hinaus. Vorsichtig ging er übers Dach und versuchte, Ka auf ihrem Weg zu folgen. Er stellte sich nicht ansatzweise so geschickt an wie Ka, sondern fing sich ein paar blaue Flecken an den Beinen und Schrammen an der Hand ein. Aber auch er schaffte es nach unten. Als er unten ankam, keuchte er vor Anstrengung. Ka wartete ungeduldig im Regen auf ihn.

„Wieso kannst du das so gut?“, fragte er atemlos. „Hast du das schon mal gemacht?“

„Och“, meinte Ka und stapfte los in Richtung Gartentor. „Vielleicht so zwei- oder dreimal.“

Es regnete heftiger und Anders‘ Haus verschwand hinter den Kindern in der Dunkelheit. Nur das hellerleuchtete Erdgeschoss, in dem Anders‘ Eltern von einem Zimmer zum nächsten hetzten, war hell erleuchtet. Anders‘ Tränen vermischten sich mit dem Regen, als er schniefend hinter Ka die Straße hinunter stapfte. Seine Freundin lächelte ihm aufmunternd zu, ergriff seine Hand und zog ihn mit sich in die Nacht hinaus.

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6. Der Geschichtenerzähler

Mit geschulterten Rucksäcken und den wenigen Habseligkeiten, die sie in der kurzen Zeit dort hatten einpacken können, stapften die Kinder durch die verregnete Nacht. Anders kämpfte mit seinem Abschiedsschmerz und Ka behielt die Straße im Auge. Zwei Kinder, die nachts durch die Gegend laufen, würden leicht auffallen, daher schlugen sie bald einen Weg durch die Gassen abseits der Hauptstraße ein. Anders kannte sich hier gar nicht aus und verlor schon bald die Orientierung. „Wo gehen wir denn hin? Was weißt du über den Geschichtenerzähler?“

Ka überlegte. „Das ist schon eine Weile her, da war ich mit meinem Papa in dem großen Einkaufszentrum hier in der Gegend. Kennst du das? Da hat mein Papa einen der Männer, die da immer im Eingangsbereich sitzen, gegrüßt und sich kurz mit ihm unterhalten. Als ich ihn gefragt hab‘, wer das sei, meinte er, es sei ein Geschichtenerzähler.“

Anders blieb stehen. „Du meinst doch nicht etwa einen der Obdachlosen da?“

Nun blieb auch Ka stehen und drehte sich zu ihm um. „Also erstens weiß ich nicht, wo die wohnen. Die sitzen da nur. Und zweitens hat mein Papa gesagt, in dieser Welt gibt es keinen Platz für Geschichtenerzähler, und deshalb sitzt der da halt den ganzen Tag rum und hat nix zu tun. Hast du etwa ein Problem mit … Obdachlosen?“ Das letzte Wort betonte sie ganz komisch.

Eine Weile lang war Anders sprachlos. Dann sagte er: „Wenn wir an Leuten vorbeikommen, die auf der Straße sitzen, sagt meine Mama immer, dass ich schnell an denen vorbeigehen und ihnen kein Geld geben soll.“ Jetzt, wo er es gesagt hatte, merkte er, dass es sich irgendwie falsch anfühlte. Ka zog die Augenbrauen hoch, was sein Gefühl bestätigte. Sie drehte sich jedoch kopfschüttelnd um und ging weiter. Anders folgte ihr und war sich mit einem Mal nicht mehr so sicher, ob dieser Ausflug eine gute Idee gewesen war.

Eine halbe Stunde waren sie schweigend durch den Regen gegangen, und mittlerweile waren sie ziemlich durchnässt (Ka trug immer noch nur ihre Hausschuhe). Da sahen sie das Einkaufszentrum, dessen Leuchtreklame in der Nacht hervorstach, während der Rest drum herum im Dunkeln lag. Ka steuerte einen der Eingänge an, wo einige Gestalten sich in Decken und Schlafsäcke gewickelt hatten. Sie lauschten einem Mann, der in ihrer Mitte auf einer umgedrehten Getränkekiste saß. Als sich die Kinder näherten und endlich aus dem Regen unter das Vordach traten, setzten sich einige von ihnen auf. Der Mann in der Mitte aber erzählte weiter. Zu seinen Füßen hockte ein kleiner struppiger Hund, der seine Nase in Kas und Anders‘ Richtung reckte und schnüffelte.

Aus einem Haufen aus löchrigen Decken und alten Daunenjacken ertönte die raue Stimme eines Mannes. „He, ihr zwei! Was macht ihr denn hier draußen? Ist doch viel zu spät für Kinder! Und kalt ist es auch!“

Ka trat zwischen die abgerissenen Gestalten und sagte mutig: „Wir suchen den Geschichtenerzähler.“ Dabei blickte sie dem Mann in der Mitte herausfordernd in die Augen.

Der Mann drehte sich auf seiner Bierkiste um und lächelte. Er war ziemlich schmutzig. Seine Haare und sein Bart hingen bis zu seiner Brust herab und erinnerten Anders an altes, feuchtes Stroh. Er trug etwas, das aussah wie ein altes Clownskostüm, mit Glöckchen und Zotteln überall. Die meisten von ihnen waren aber zum Teil schon abgerissen oder hingen am letzten Faden. Der Blick des Mannes wanderte nun von Ka zu Anders herüber, um sein Lächeln verbreiterte sich zu einem Grinsen.

In Anders‘ Kopf explodierten bruchstückhafte Erinnerungen. Er kannte diesen Mann, kannte dieses Grinsen. Aber woher und wie? Anders schüttelte den Kopf, um die verschwommenen Bilder gerade zu rücken. Der Mann aber sagte leise: „Hallo Anders, schön dich zu sehen.“

Ka blickte verwirrt zwischen den beiden hin und her, kannte Anders ihn doch?

Dieser fragte unsicher: „Bist du der Geschichtenerzähler?“

„Das bin ich wohl“, sagte der Mann jetzt lauter und breitete seine Arme aus. „Ich erzähle Märchen und Geschichten, die das Herz wärmen, euch das Blut in den Adern gefrieren, euch Tränen der Trauer und Freude weinen und die euch vergessen lassen, wie leer eure Bäuche und wie trist eure Gedanken sind.“

Dieselbe raue Stimme, die gerade Ka und Anders angesprochen hatte, sagte nun: „Und zur Unterhaltung, wenn man halt kein Kabelfernsehen hat.“ Alle lachten. Einige husteten. Der Geschichtenerzähler grinste noch breiter. „Kommt, Anders und auch du, kleine Freundin von Anders. Setzt euch zu uns, ich will euch eine Geschichte erzählen.“

„Ich heiße Ka“, verkündete Ka, „und ich bin nicht klein.“

„Natürlich, verzeih‘ mir bitte, Ka. Ich wollte nicht unhöflich sein. Also, wollt ihr euch nun zu uns setzen?“

Die Gestalten am Boden rutschen beiseite, um Anders und Ka Platz zu machen. Ka ließ sich ohne zu Zögern auf eine fleckige Matratze fallen und zog sich eine müffelnde Wolldecke über die Beine, die ihr einer der anderen hingehalten hatte. Anders folgte ihr nach deutlichem Zögern. Nachdem sie es sich halbwegs gemütlich gemacht hatten, begann der Geschichtenerzähler.

„Hinter den Spiegeln, dort, wo kein Blick hinreicht, existiert eine fantastische Welt voller Wunder und Magie. Im Land hinter den Spiegeln regierten einst drei Schwestern, die mächtigsten Hexen, die man jemals gesehen hat. Sie waren die Herrinnen über die Zeit.
Die älteste der Schwestern war die Herrin des Tages. Sie war voller Tatendrang, Mut und sonnigen Gemüts. Ihre goldenen Haare waren wie Flammen und sie selbst war stets in Licht und Wärme gehüllt. In ihrer Zeit des Tages fand das Leben statt.
Die jüngste Schwester war die Herrin der Nacht, anmutig und geheimnisvoll. Sie war die Schutzherrin der Liebenden, aber auch aller anderen Dinge, die im Verborgenen geschahen. In ihren Augen glitzerten die Sterne, und ihre Gewänder leuchteten silbern wie der Mond.
Beide begegneten sich stets nur zur Tageszeit der mittleren Schwester, der Herrin der Dämmerung. Sie war die rätselhafteste und verträumteste der Schwestern, und ihre Stimme war sanft und kühl wie der Morgentau. In ihrem Zwielicht, dort, wo Tag und Nacht in einander übergehen, waren die drei Schwestern vereint. Innerhalb dieser wenigen Minuten besprachen sie die Geschicke des Landes hinter den Spiegeln und reichten die Bürde der Herrschaft unter einander weiter.
In diesem Land leben auch andere mächtige Zauberer und magische Wesen. Vier Zauberer regieren im Norden, Osten, Westen und im Süden. Sie ernannten sich zu den Königen der vier Reiche der Himmelsrichtungen. So auch der Zauberer des Ostens, der sich selbst Sumpfkönig nennt und dort über die sumpfigen Marschen regiert. Er ist ein kluger aber auch ein gieriger Mann, dessen liebste Tageszeit die Dämmerung ist. Er ertrug es nicht, dass die Dämmerung stets so schnell schwand wie sie aufkam, und so tat er sich mit der Nebelfee zusammen, einer der sieben Feen des Landes, um die Herrin der Dämmerung mit der Hilfe eines mächtigen Zaubers gefangen zu nehmen.
Seitdem befindet sich die Welt hinter den Spiegeln in ewigem Zwielicht, denn die Herrin der Dämmerung ist nicht da, um die Herrschaft an ihre Schwester abzugeben, die Herrin der Nacht. Das Leben ist aus dem Takt geraten, weil die drei Schwestern nicht mehr zusammenkommen können.
Doch gibt es einen Jungen, der zur Herrin der Dämmerung gelangen und sie befreien kann. Einen fünften Magier, auf den das Land hinter den Spiegeln zehn lange Jahre gewartet hat. Bis heute.“


Und damit warf er Anders einen sehr bedeutungsvollen Blick zu.


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7. Durch die Spiegel

„Schöne Geschichte“, tönte es aus dem Haufen aus Decken und Schlafsäcken heraus.

„Du und dein magisches Land“, seufzte eine andere Stimme.

Der Geschichtenerzähler ignorierte es und blickte Anders unverwandt an. Ka hatte von ihrem Vater ähnliche Geschichten gehört, von mächtigen Magiern, die sich zu Königen ausgerufen haben, und von noch mächtigeren Feen und den drei Hexenschwestern. „Wie kommen wir da hin?“, fragte sie schließlich.

Anders dagegen schien völlig aus der Bahn geworfen. Sein Mund stand offen, während er den Geschichtenerzähler anstarrte. Dieser drehte seinen Kopf in Kas Richtung, ohne den Blick von Anders zu nehmen. „Folgt mir.“

Er erhob sich, und der kleine struppige Hund sprang ebenfalls auf und hüpfte schwanzwedelnd um den Geschichtenerzähler herum. Der war ziemlich groß, wie Ka nun, da er aufgestanden war, sehen konnte. Als er hinaus in den Regen trat, schob sie Anders an, der immer noch wie vom Donner gerührt war. Dann aber folgten sie dem Geschichtenerzähler in die Nacht und ignorierten die weiteren Zurufe der übrigen Versammlung.

Der Geschichtenerzähler ging schnellen Schrittes voran, und die Kinder mussten sich beeilen, um nicht hinter ihm zurückzufallen. Sie bogen in die Gassen hinter dem Einkaufszentrum ein. Die Hallen und Lagerhäuser hier waren um diese Uhrzeit und am Wochenende leer und dunkel.

Anders fühlte sich nicht wohl. Ganz und gar nicht wohl. Ihm war kalt, er war durchnässt, und die Geschichte über den Sumpfkönig und die Nebelfee hallte in seinem Kopf wider. Außerdem kam ihm dieser Mann bekannt vor, und zwar auf eine ungute Art. In seiner Erinnerung war der Mann deutlich jünger, trug keinen Bart und hatte einen gehetzten Blick. Auch andere Erinnerungen tauchten auf: ein weites Moor, still und kalt, und tanzende Lichter über ruhigem Wasser. Die Stimme einer Frau. Ein Lied, traurig aber wunderschön. Nebel, der nach Herbstlaub roch und sich wie Heimat anfühlte.

Kas entrüstete Stimme riss ihn aus seinen verwirrten Gedanken. „Was? Das soll ja wohl ein Witz sein!“

Sie standen in einer Gasse, in der sich der Müll neben Tonnen stapelte. Nur eine einzige Straßenlaterne in der gesamten Reihe funktionierte noch, und die schien direkt auf einen Pappkarton. Es war einer von diesen großen, in denen Kühlschränke verschickt wurden. Vor der Öffnung hing ein alter Teppich mit Mottenlöchern, und auf die Seiten hatte jemand mit schmierigem Edding Fenster mit Blumenkästen gemalt.

„Bitte!“, sagte der Geschichtenerzähler und verneigte sich. „Mi casa es su casa. Tretet ein! Drinnen können wir uns ein wenig aufwärmen.“ Er duckte sich unter dem Teppich hindurch und verschwand im Inneren des Kartons. Der Hund lief ihm bellend hinterher. Dann war es still in der Gasse.

Ka ging einmal verwundert um den Karton herum. Für einen Mann und einen Hund war er definitiv zu klein. Nachdem sie ihre Runde gedreht hatte, trat sie neben Anders. Sie zuckte mit den Schultern, grinste ihn schief an und verschwand dann ebenfalls im Karton. Anders gefiel das alles immer weniger, und er hätte gern mehr Zeit gehabt, um die Situation gründlich zu durchdenken. Aber nun stand er allein im Regen, in einer dunklen Gasse mitten in der Stadt, und das gefiel ihm noch weniger. Also gab er sich einen Ruck und trat ebenfalls ein.

Und lief direkt in Ka hinein, die mit offenem Mund stehen geblieben war. Bevor Anders sich umsehen konnte, fühlte er eine behagliche Wärme, roch Tee und süßes Gebäck und hörte ein Feuer knistern. „Mann…“, hauchte Ka. Und Anders, der Ka etwas beiseiteschob, konnte nun ebenfalls kaum glauben, was er sah.

Sie standen in einem gemütlichen, mit flauschigen Teppichen ausgelegten Wohnzimmer. An den Wänden hingen allerhand Bilder – Fotografien, richtige Gemälde und sogar ein paar Wandteppiche. Das Zimmer war jedoch dermaßen zugestellt, dass die Kinder nicht richtig erkennen konnten, was die Bilder zeigten. Überall standen Tische mit Dekokram und Nippes. Es gab auch allerhand verschiedene Sitzgelegenheiten sowie Regale mit allem möglichen Zeugs, von Spieluhren über Bücher bis hin zu Lampen. Es sah aus wie bei einem äußerst unordentlichen Antiquitätenhändler, fand Anders. In der Ecke vor einem großen Bücherregal stand ein gemütlicher Lesestuhl, und neben diesem prasselte in einem Kachelofen ein kleines Feuer.

Der Hund kläffte noch ein paar Mal fröhlich, dann sprang er auf ein Kissen, das auf dem Boden vor dem Kachelofen lag. Der Geschichtenerzähler stand mitten im Raum und sah aus, als würde er jeden Moment loslachen. „Kinder“, sagte er dann, „ihr seid bestimmt ganz durchgefroren und müde von eurem Spaziergang durch den Regen. Macht es euch gemütlich.“

Er verschwand hinter einer Wand aus Bücherstapeln, und kurz darauf ertönte aus etwa dieser Richtung das Klirren von Geschirr. Anders und Ka zogen ihren nassen Sachen aus, hingen sie über einen von etwa einem Dutzend Kleiderständern, die hier verstreut standen, und setzten sich auf eine gemütliche Couch. Sie war ein bisschen staubig, aber beide sanken förmlich in ihre weichen Polster ein. Kurz darauf kam der Geschichtenerzähler mit einem Tablett zurück, auf dem drei dampfende Tassen und eine Schüssel mit Keksen standen. „Ich nehme an, ihr mögt Kakao?“

Ka griff sofort zu und aß mit einem Happs zwei Kekse auf einmal, während Anders sich erst einmal die Hände an seiner Kakaotasse wärmte. „Wie heißt du eigentlich richtig?“, fragte Ka den Geschichtenerzähler mit vollem Mund. Dieser lächelte und antwortete: „Mein Name ist Fabil. Aber der Name des Geschichtenerzählers ist nicht wichtig, liebe Ka, sondern nur die Geschichte, die er zu erzählen hat.“

„Ich kenne dich“, sagte Anders plötzlich leise. Kas Schmatzen verstummte, und sie starrte ihn an.

„Ja.“ Das Lächeln verschwand aus Fabils Gesicht. „Ich habe dich damals hergebracht.“

„Warum?“

„Du warst in Gefahr, Anders. Deine Mutter musste dich in Sicherheit wissen, also habe ich dich hergebracht und dir eine andere Familie gesucht, damit sie sich um dich kümmert. Aber jetzt musst du zurück.“

„Ich weiß doch gar nicht, wie!“, protestierte Anders, aber Fabil antwortete in seiner besten Erzählerstimme: „Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Du wirst ihn beschreiten und zu deiner Bestimmung finden. Ich zeige dir, wo der Weg anfängt. Den Rest musst du allein schaffen.“

„Und wenn ich nicht will?“, fragte Anders zögerlich.

„Dann geh‘ zurück und leg‘ dich wieder in das Bett, in dem du vorhin noch gelegen und dein Buch über Abenteuer und Helden gelesen hast. Morgen früh nach dem Aufstehen wirst du alles für einen schlechten Traum halten. Deine Zieheltern werden dich, zusammen mit ein paar Kisten und Koffern, ins Auto setzen und mit dir in eine neue Stadt ziehen. Vielleicht wird deine Mutter dich in der nächsten Stadt nicht mehr finden, um dir Nachrichten zukommen zu lassen. Dann kannst du dein Leben in Ruhe und Frieden leben. Es ist deine Entscheidung.“

Aber Anders wusste, dass er niemals in Ruhe und Frieden leben würde. Das hatte er noch nie. Er hatte schon immer eine Sehnsucht nach etwas … anderem gespürt, ohne genau zu wissen, was das gewesen war. Er gehörte einfach nicht hierher. Wenn Fabil die Wahrheit sagte, würde das einiges erklären. Warum er so anders war, warum er keine Freunde fand (außer Ka vielleicht) und warum er sich immer fühlte wie im falschen Film. Wie ein Schauspieler in einem Zorro-Kostüm, der aus Versehen an das Filmset von Raumschiff Enterprise geraten war. Vielleicht war es wirklich Zeit, nach Hause zu kehren, auch wenn er sich an dieses Zuhause gar nicht erinnerte? Als könnte sie seine Gedanken lesen, lächelte Ka ihn an. Sie hatte keine Angst, und das machte ihn ein wenig mutiger. „Okay“, sagte er, „wie kommen wir in das Land hinter den Spiegeln?“

Nun grinste Fabil wieder breit. „Durch einen Spiegel. Aber nun müsst ihr euch erst einmal ausruhen und ein wenig schlafen. Morgen geht eure Reise los, und dann reden wir über die Details.“

Anders konnte sich nicht vorstellen, jetzt zu schlafen, so aufgeregt war er. Doch als Fabil Decken holte und Ka und Anders sich auf die gemütliche Couch kuschelten, war er plötzlich sehr müde. Er murmelte noch vor sich hin.

„Was brummelst du?“, fragte Fabil lächelnd.

„Es war ein Buch über das alte Ägypten, keine Abenteuer und Heldengesch...“ Das Letzte, was Anders vor dem Einschlafen mitbekam, war das Läuten einer Uhr. Es war Mitternacht, und der erste Dezember hatte begonnen.

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