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Die Katze

Eines Abends ging sie des Weges. Sie ist eine lebenserfahrene und starke Frau mit einer langen Lebensdauer. In einem simulierten Leben nahmen viele sie nicht ernst, weil sie wie ein fröhliches Kind wirkte, auch als sie Erwachsen war. Doch nun hat sie sich mal wieder verändert. Jetzt wirkt sie wie eine ehrenwerte ältere Dame, doch das sie eine Hexe ist und auch noch ihre Gestallt wie sie es möchte verändern kann, ahnt keiner. In dem Leben das sie nun vorspiel ist sie eine Frau mit schwarzen Humor, makaberen Späßen und einer Düsteren Aura.

Sie war auf dem Weg nach Hause, während es schon dämmerte. An einer Weggabelung hörte sie eine junge Katze miauen. Sie schaute sich um und fand ein junges Kätzchen, welches sich in einem Dornenbusch verfangen hatte. Vorsichtig beugte sie sich zu dem Kätzchen hinab und flüsterte: „Oh du armes Ding! Deine Mutter wird dich sicher schon vermissen...“. Doch statt dem Kätzchen zu helfen, stand sie auf und schrie: „Geschieht dir Recht, du dämliches Vieh!“ Lachend setzte sie ihren Weg fort.

Bald darauf traf sie ein kleines Mädchen, das einen Namen rief. Nach einem kurzen Gespräch wusste sie, das die Kleine das Kätzchen suchte. Später fragte das Mädchen, die Hexe, ob sie eine kleine Katze gesehen habe. Die Hexe überlegte kurz und antwortete dann ernst: „Ja, einige hundert Meter zurück lag ein verwundetes totes Kätzchen mitten auf der Wegkreuzung.“ Das Mädchen erschrak und rannte schluchzend in die Richtung , in welche die Hexe während ihrer Antwort gedeutet hatte. Kaum war das Mädchen außer Hörweite, setzte die junge Hexe ihren Weg boshaft lachend fort.


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Das Zuhause der Bösen

Noch immer lief sie Richtung zu Hause und nun war es nicht mehr weit. Hinter der nächsten Kurve lag ihr eigenes Haus. Ihr großes Grundstück, war voll von verwilderten Pflanzen. Sie hatte sich seit dem Kauf des Hauses niemals mehr um den Garten gekümmert als nötig. Einzig der Weg zur Eingangstür war ordentlich gemäht und von hereinragenden Ästen befreit.

Ein kleinerer Baum wuchs aus dem oberen Stockwerk, durch die teilweise brüchige und zerfallene Mauer. Auf einem Ast imIinneren des Hauses und doch von außen deutlich sichtbar, saß ein wilder Rabe. Dieser besuchte sie mittlerweile täglich und war beinahe so was wie ihr Haustier geworden. Die Treppe nach oben war stark zerfallen und doch benutzte sie die Hexe täglich. Die Mauern, die noch keine Löcher zeigten, waren von braun-schwarzem Moos bedeckt, wodurch das Haus einen noch älteren Eindruck machte. Schauerlich und gespenstisch wanderten die Lichtreflexe von Blitzen durch das Haus. Jedes mal machten alle einen noch größeren Bogen um das Haus, wenn es gewitterte. Dies vermutlich auch, weil dann aus dem Gemäuer heiseres, kaltes, hämisches Lachen dringt.

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Die Villa und das neue Selbst

Einige Jahre später lief sie auf ein altes marodes Haus zu, dessen Anblick ihr nur allzu bekannt war. Es war ihr altes Heim, welches vor ein paar Monaten durch einen Blitzeinschlag beinahe komplett abgebrannt war. Da sie es nun nicht mehr bewohnen konnte, hatte sie es aufgeben müssen.

Seitdem hat sie ihr Aussehen erneut verändert und wird nicht mehr von den Dorfbewohnern erkannt. Für sie ist sie eine knapp volljährige junge Frau mit unendlicher Freundlichkeit, die vor einigen Wochen ins Dorf gezogen ist. Ein wenig wehmütig ging sie daran vorbei, den Weg entlang und kam zu einem großen Haus mit einem kleineren Garten. Das Haus strahlte schon aus weiter Ferne eine herzliche Atmosphäre aus. Vor dem kleinen Grundstück hing ein Schild, welches zum klingeln einlud. Oft hatte sie Gebäck und Limonade auf einen kleinen Tisch gestellt, den sie außen an den Grundstückszaun geschraubt hatte. Daran durften sich die Kinder bedienen, welche sich gerne vor dem Haus zum gemeinsamen Spielen trafen. Sie malten mit Kreide, spielten Ball und lachten viel. Auf der kleinen Veranda standen Blumenkästen mit selbstgezüchteten Lilien, Rosen und Orchideen. Im Garten tummelten und tobten mal Eichhörnchen, mal Katzen und auf den Bäumen und Sträuchern saßen meist singende Vögel und trällerten im Chor.

Doch trotz dieser positiven Atmosphäre plauderte niemand von den Erwachsenen mit ihr. Das lag an den Resten der dunklen Aura ihres "letzten" Lebens, welche erst nach einiger Zeit verschwinden würden. Erst dann kann sich der Argwohn der Erwachsenen legen. Doch die Kinder sprachen mit ihr, wenn sie sich für die Erfrischungen bedankten oder darum baten einen Ball aus dem Garten holen zu dürfen.

Egal ob Argwönisch oder nicht, alle wollten wissen, wie es wohl im Inneren sein möge, weil viele die junge Hexe sahen, wie sie das Haus und den Garten stundenlang fein säuberlich pflegte. Nur ein einziges Fenster lies sie verdrecken und erblinden. In diesem Zimmer wohnte ihr treuer Rabe. Beide wohnten glücklich in diesem bunten Haus mit Ziegeln, die in der Sonne glänzen, und einem Obergeschoss, das von Efeu umschlossen war. In den Fenstern spiegelte sich jedes Wölkchen.


Das ganze Haus sah aus, als sei es aus einem Märchen in die Realität gefallen und wolle nie wieder zurück.

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