previous

Ihm gegenüber stand eine kleine und eher schmale junge Frau, das konnte er nun, da sein Verstand langsam hoch fuhr, deutlich am anderen Ende des Raumes sehen. Aber wieso schaute sie ihn auf diese Art an? Ja sicherlich, der enge Anzug war seiner Figur nicht gerade zuträglich aber mit seinen 1,90m würde er sich bei seinem Gewicht als leicht übergewichtig einordnen, ihr Blick schrie ihm allerdings -du bist FETT- entgegen. Das fängt ja gut an...

Der Blick brachte Jeremia dazu seinen Blick abzuwenden -lass gut sein Jeremia, du wolltest einen Neuanfang- und sich ein wenig genauer in dem Raum um zu sehen. Außer einer weiteren offenen Kapsel, der wohl Miss Oberflächlich entsprungen war, waren alle weiteren geschlossen. Seltsam, er hätte eher gedacht, dass es hier in der Aufwachphase voll und gedrängelt zuginge. Oder wurde der Schlaf gesteuert und in bestimmten Intervallen bei den Schläfern gestoppt. Man weiß es nicht.

und dann plötzlich sprach die junge Frau. Zuri Lockley war also ihr Name. Das sagte ihm nichts, den Nachnamen hörte er auch zum ersten mal. Aber sie scheint sich die selben Gedanken machen wie ich... ganz auf den Kopf gefallen ist sie also nicht! Aber wieso fragte sie ihn das, so wie es aussah schien Zuri Länger wach zu sein als er.

Mein Name, wie ist mein Name? Er fühlte sich wie ein minder Bemittelter, als ihm dieser nicht direkt einfallen wollte. aber schließlich brach auch diese elementare Erinnerung einen Weg durch die mentale Mauer, die der Kryoschlaf erbaut hatte.

"Jeremia... Jeremia Rickson. Und nein, zu den anderen Kapsel..." da war wieder so ein Anflug von Übelkeit. er streckte ihr die flache Hand entgegen und hoffte sie würde diese Geste, sich einfach einmal kurz wegzudrehen, verstehen, während er sich wahrscheinlich neue Bröckchen in den eigenen Vollbart spie. Zu seiner Freude blieb es bei einem Aufstoßen. "...also nochmal: Zu den anderen Kapseln kann ich nichts sagen, ich war damit beschäftigt mir das Paradies einmal vor Augen zu führen" Er grinste sie einmal kurz an, wartete aber nicht, ob sie seinen Humor teilte, sondern trat, sich den Bauch haltend, zu der Kapsel zu seiner Linken.

Weit geöffnete Augen, die außerordentlich weit aus der Höhle getreten waren und deren Iris von geplatzen Adern eingerahmt waren, starrten Jeremia anklagend durch eine waberne Flüssigkeit an. Der Körper wirkte aufgedunsen - ähnlich wie bei faulenden aufgeblähten Körpern. Das kann nicht normal sein! "Verdammte Scheiße!" Es sah so aus, als hätte die Frau, die seiner Schätzung nach wohl mitte dreißig war, alles bei Bewusstsein mitbekommen, was hier geschehen war. Neben der Kryokammer war ein kleines Bedienfeld, nach dem mehrfachen wahllosen Tippen auf das Touchpad, war allerdings klar, dass diese Technik wohl zentral entriegelt werden musste - auf sein Tippen hin passierte nichts. "Sind die hier tot?!"

Er drehte sich wieder zu der jungen Frau um "Wie lange bist du schon wach?" Auf diese Antwort war er gespannt. Aber davon ab kam es ihm alles etwas seltsam vor, dass sonst niemand hier war, abgesehen davon dass in diesem Raum definitiv etwas nicht stimmte. Wo war die Crew? Oder das Empfangskomitee im Paradies? Wo war die freudige Zukunft ohne die ständige Gewalt, die Toten und Infizierten?

Sein Hirn war jetzt hochgefahren und nahm die Eindrücke, die sich aus diesen ersten Momenten ergaben nun gefiltert auf und stellte die Fakten klar nebeneinander: Die Schwerkraft funktionierte - sie waren also gelandet. Etwas stimmte hier nicht, viele Kapseln blieben geschlossen und die Schläfer scheinen tot zu sein - bei vollem Bewusstsein ertrunken? Wo war die Crew - sind auch sie tot? War er sich wirklich sicher, dass diese Frau dort hinten mit ihm das Schiff betreten hatte.

Er besann sich erst einmal auf seine oberste Überlebensregel: Vertraue niemandem, hinterfrage alles und Sicherheit existiert nicht!

next

Jeremia Rickson. Nie gehört. Was nicht viel heißen musste, Zuri kannte sich mit Menschen nicht aus. Sie wusste nicht, ob der Mann vielleicht reich oder berühmt war. Ein Politiker, ein Star oder ein Firmeninhaber. Wahrscheinlich aber war er ein ganz normaler Mensch, so wie sie auch. Er wirkte nicht, als ob er erwartete, dass sie ihn kannte. Vielleicht hatte er einfach genau wie sie einen Platz hier verdient, weil er nützlich war. Oder hatte Glück gehabt. Oder Geld. Wer wusste das schon? War das eigentlich überhaupt so richtig wichtig? Wer sie früher gewesen waren? Da auf der sterbenden Erde? Wenn jetzt auf Paradise alles neu anfing, fingen dann nicht auch die Menschen neu an? Natürlich, sie mussten ihre Fähigkeiten beisteuern, um etwas für die neue Gesellschaft zu leisten, um eine Kolonie überhaupt möglich zu machen, aber war da dann entscheidend, ob man früher mal berühmt gewesen war? Denn auf Paradise zählte doch erstmal nur, dass sie alle überlebten. Dass sie Häuser bauten, Essen produzierten und eben langsam aber sicher eine neue Gesellschaft auf einem fremden Planeten aufbauen konnten.

Während sie ihn so nachdenklich ansah und versuchte, sich vorzustellen, was er wohl früher einmal gewesen war, hob er kurz die Hand, während er sich unterbrach. Zuri sah dezent zur Seite, während sie versuchte, sich für das platschende Geräusch von Erbrochenem in Eimern zu wappnen, das – zum Glück – ausblieb. Wenn einem ohnehin schon schlecht war, war es nun wahrlich alles andere als hilfreich wenn man zuhören musste, wie andere sich von ihrem zweihundert Jahre alten Mittagessen verabschiedeten. Besser nicht zu genau drüber nachdenken…

Jeremia Rickson nahm seinen Gesprächsfaden wieder auf und machte wohl etwas, das ein Scherz sein sollte. Zuri wusste allerdings nicht, was daran lustig sein sollte. Wenn draußen das Paradies auf sie wartete, dann hatten sie sich das ja wohl alle schon mal ausgemalt. Wenn er das hier drin meinte…nun…das war wohl notwendiges Übel und würde vergehen, wenn erst einmal alle anderen wach waren und sie das Schiff verließen, die anderen Siedler trafen, die vielleicht schon mit dem Bauen angefangen hatten, immerhin waren sie ja schon eine Weile hier…

 

Falls sie aufwachten. Zuri war ganz selbstverständlich davon ausgegangen. Jeremia allerdings offensichtlich nicht. Er warf einen Blick in eine der Kapseln, fluchte, fing an, auf dem Kryokammer-Bedienfeld herumzutippen. Und stellte eine Frage, die Zuri die langsam abflauende Übelkeit gleich wieder in den Magen trieb. Als wäre sie in einem kurzen Sturzflug gefangen hüpfte ihr Magen einen Moment unbestimmt, fing sich dann schwer wieder und war mit diesem Gefühl offenbar keinesfalls zufrieden.

Tot?!“, widerholte sie mit schriller Stimme. „Nein…was?“ Das konnte nicht sein. Die anderen Passagiere waren nicht tot. Sie lagen doch friedlich in ihren Kammern. In ihrer Flüssigkeit. Wie… Zuris Hirn wanderte zurück zu dem Vergleich, den es bei der ersten Betrachtung ganz automatisch angestellt hatte. Wie Insekten in Bernstein eingeschlossen. Aber Insekten in Bernstein lebten nicht mehr. Zitternd wandte sich Zuri der nächsten Kammer zu. Sie war sicher, dass die ersten, in die sie geschaut hatte, ausgesehen hatten, als hätten die Menschen geschlafen. Ganz sicher. Doch als sie einen Blick in die nächste Kammer riskierte, starrten leere Augen zu ihr zurück. „Oh du meine…was zum…du liebe…“, stammelte sie, während sie zurücktaumelte. Noch nie in ihrem Leben hatte Zuri einen toten Menschen gesehen. Man hätte meinen sollen, es wäre nicht so beängstigend. Doch es war vielleicht das Erschütterndste, was sie je gesehen hatte.

Vollkommen überfordert sank sie auf den Boden. Alles schien sich zu drehen. „Was ist hier bloß passiert? Wir…wir müssen…die anderen aufwecken…“ Die, die nicht tot waren. Oder die zumindest nicht tot aussahen… Zuri war heiß und kalt gleichzeitig, sie wollte weinen, glaubte, dass es sich gehört hätte, um die Toten zu weinen, auch wenn sie diese gar nicht kannte. Aber der Schock saß viel zu tief für Tränen.

„Ich will hier raus…“, fiepte sie leise. Mindestens zwei Menschen hier drinnen waren tot. Vielleicht mehr. So wie Jeremia klang. Und sie wollte wirklich nicht in einer Leichenhalle seine. Dafür war sie nicht hergekommen! Sie war für Leben hergekommen, nicht für den Tod.

 

Endgeistert blickte sie den älteren Mann an. Wie lange sie schon wach war? Was hatte das mit…irgendwas zu tun?! „Ich…weiß nicht…fünf…Minuten? Zehn?“ Sie konnte es nicht einschätzen. Mit einem Mal wirkte alles unwirklich und ein Gefühl für Zeit zu haben, nachdem man gerade erst aus einem langen Schlaf aufgewacht war, war sowieso schwierig…

next

Die Kleine nahm das Gesagte spürbar mehr mit als Jeremia, der aber, wenn er ehrlich war, auch ganz schön erschrocken und überfordert mit der Situation war. Kein Wunder, da schläft man zwei Jahrhunderte, wacht auf und das versprochene Paradies scheint so fern wie die Erde zu ihrem Standpunkt zu sein. Was war jetzt sinnvoller Weise zu tun? Auf keinen Fall die Kammer der Toten öffnen - vielleicht war eine Krankheit hierfür verantwortlich! Am besten auf die Brücke gelangen und schauen, wem noch zu helfen war.

Zuris Gestammel und das Zusammensinken zeigten Jeremia deutlich, dass die junge Frau einer Panikattacke nahe war, wenn sie nicht bereits schon eine hatte. Kein Wunder, ihrer Artikulation zu folge war auch der Insasse der Kammer, vor der die Frau stand, ebenfalls tot. Was war nun also sinnvollerweise zu tun? Zuri beruhigen und mit ihr schnellstmöglich diese Kammer verlassen. Sie muss sich beruhigen! Vorher am besten schnell die verbleibenden vier Kammern untersuchen, ob auch diese Insassen nicht mehr unter den Lebenden weilten. Obwohl nein, sein Hauptaugenmerk sollte erst einmal auf den Lebenden liegen.

Er ging langsamen Schrittes auf Zuri zu machte beruhigende Armbewegungen und redete behutsam auf Sie ein "Zugegeben, die Situation ist verfahrene Scheiße, aber wir machen das Beste draus, immerhin sind wir nicht allein, Kleine. Ruhig durchatmen ... und einatmen.. und ausatmen. Erstmal schaffen wir dich aus diesem Raum" Jetzt hatte er die junge Frau fast erreicht und streckte ihr seine große Hand entgegen. " Komm erstmal hoch und dann schauen wir weiter."

Es hilft ja nun nichts... wir müssen hier zusammen arbeiten. Ich hoffe nur es gibt weitere Überlebende. Mit einem solchen Nervenkostüm allein auf der Talon... Jackpot!

Er lächelte sie an " Nun komm schon, wir suchen die Brücke"

next

Zuri bemühte sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen, sich zu sammeln, nicht in Panik zu verfallen, aber das war ganz schön schwierig, wenn man zwischen toten Menschen in Hartplastiksärgen saß, denn genau das war es ja. Das einzige, was das hier von einem ausgebuddelten Friedhof unterschied, war vermutlich, dass die Särge aus Plastik und Aluminium bestanden. Wenn überhaupt. Wie hatte das passieren können? Kryoschlaf war lange getestet, Kryoschlaf war sicher! Hatte es einen Systemfehler gegeben? Das konnte doch nicht sein, das musste doch wieder und wieder geprüft worden sein. Ein Angriff auf das Schiff von irgendeiner außerirdischen Spezies? Unwahrscheinlich, warum sollten sie dann nicht alle Kapseln zerstört haben? Und warum hätte man sie überhaupt töten sollen? Schlafende Menschen taten einem ja nichts. Zuri wollte keine Antwort einfallen, die Sinn ergab, in ihrem Kopf drehte sich mittlerweile alles deutlich stärker als ihr Magen. Nichts ergab Sinn. Gar nichts.

So richtig Sinn ergab von außen betrachtet vielleicht auch nicht, dass Jeremias Tonfall und ganzer Gestus sich auf einmal änderte, als er langsam auf sie zutrat und beruhigend auf sie einredete. Fast ein bisschen seltsam, nachdem er gerade noch so forsch gewesen war, aber Zuri wollte sich nicht bescheren. Ruhige Worte brachten sie gerade besser weiter als mehr erschreckende Erkenntnisse oder die harsche Anweisung, sich zusammenzureißen. Dass sie das musste, war ihr bewusst. Aber das war eben nicht so einfach, wenn auf einmal alles um einen herum zusammenbrach, alles, wovon man überzeugt gewesen war. Wenn die Angst einen auf einmal in den Fängen hatte.

 

Zuri nickte stumm, bemühte sich weiter, ruhig zu atmen, in dem Rhythmus, den Jeremia vorgab und griff schließlich die Hand, die er ihr hinstreckte, ließ sich auf die Beine ziehen, fühlte sich immer noch zittrig. „Puuuuh…okay…“, murmelte sie, fuhr sich kurz mit den Händen übers Gesicht und schüttelte den Kopf. Schluss jetzt. Sie kannte diese Leute nicht. Sie bedeuteten ihr nichts. Risikos wurden eingegangen, Unfälle passierten, sie musste rational an die Sache herangehen und Jeremias Vorschlag folgen. Auf die Brücke. Ja. Genau. Die Crew würde schon wissen, was passiert war. Und wer von den Menschen hier in den Kammern vielleicht noch lebte…möglicherweise hatte ihr erster Eindruck sie ja doch nicht getäuscht und zumindest ein paar der Passagiere schlummerten einfach noch friedlich.

Knapp nickte sie also und tappste mit immer noch weichen Knien auf die Tür zu, berührte das Touchpad. Nichts geschah. Zuri wurde wieder flau, aber das Pad reagierte nicht. Fahrig suchten ihre Finger nach dem ID-Chip, fanden ihn, brachten ihn in die nähe des Pads. Vielleicht musste es nur aktiviert werden? Doch nichts.

„Jeremia…“, begann sie, versuchte dabei ruhig zu bleiben, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Stimme ein kleine bisschen hysterisch klang. „Warum geht die Tür nicht auf?“ Waren sie hier eingesperrt? Wer um alles in der Welt hatte sie hier eingesperrt? Ängstlich sah sie sich um. Gab es noch einen zweiten Ausgang? Es sah nicht danach aus…

next

Na also, geht doch! Sie scheint meinen Ratschlägen zu folgen ... also eher der Emphatische Rickson heute dachte Jeremia, als sich Zuris Atmung verlangsamte und sie seine dargebotene Hand ergriff um sich empor zu ziehen. Nach einem knappen Nicken ging sie auf die augenscheinlich einzige Ausgangstür zu und tippte auf dem Bedienteil herum.

Doch das erwartete "sssssp" mit dem die automatischen Türen sich normalerweise öffneten blieb aus. Genau genommen tat sich überhaupt nichts, keine anderen Geräusche, die auf eine Fehlfunktion hindeuteten, keine elektronische Stimme die raumerfüllend erklärte, warum sich die Tür nicht öffnen ließ - nichts! Auf den ersten Blick würde ich sagen, sie hat alles richtig gemacht.

Sogleich drehte sich Zuri um und die Maske des Selbstbewusstseins, die sie sich kurz aufgezogen hatte, begann schon wieder zu bröckeln, während sie ihn fragte ob er wusste, was hier los wäre. Also gut, es hat eben geklappt, also weiter beruhigt auf sie einreden! Es bringt schließlich nichts, wenn wir beide panisch umherlaufen.

"Das kann ich dir nicht sagen, lass mich mal versuchen." sagte er, legte seine Hand auf ihre Schulter und schob sie mit sanfter Gewalt zur Seite, während die junge Frau sich hektisch im Raum umsah. Auch er hielt seinen Unterarm, in dem der ID-Chip eingebracht war vor den Sensor des Bedienteils. Nichts außer dem stetigen Jucken des Chips unter seiner Haut. Als würde dies irgendetwas nutzen, rieb er sich über den Unterarm und hielt ihn erneut vor den Sensor. Das Ergebnis war das gleiche wie zuvor. Was war also nun zu tun? Eingesperrt in einem Raum, aus dem es vorerst keinen Ausweg zu geben schien, ohne Ahnung von Zeit und Raum. Das Bedürfnis mit aller Kraft gegen die Tür zu trommeln wurde immer stärker und machte sich schließlich Bahn. Doch bereits nach dem ersten Schlag mit der rechten Faus gegen die Stahltür wurde ihm klar, dass dies nicht sehr zielführend sein würde. Zum einen besaß er nicht ausreichend Kraft um auch nur irgendetwas an diesem Schließmechanismus auszurichten, zum anderen würde eine unkontrollierte Panikreaktion seinerseits Zuris Zustand auch nicht verbessern.

Er versuchte sich möglichst selbstbewusst herumzudrehen, die Tatsache vollkommen ignorierend, dass er wie ein Gorilla gegen die Tür gehämmert hatte und sagte dabei "Gut, das funktioniert auch nicht. was könnten wir sonst probieren?" Die Frage ging mehr an ihn selbst, als an Zuri.

Er ließ ebenfalls den Blick schweifen und wie befürchtet, schien die verschlossene Tür vor der er stand der einzige Ausweg aus dem Raum zu sein. Dann fiel sein Blick hinter die "Schlafsärge" und eine Erinnerung kam ihm in den Sinn. Die Tresore mit dem persönlichen Hab und Gut in den Kabinen! Sie waren jeweils hinter den Ovalen Kryokammern in der Wand eingelassen. Vielleicht waren die Kabinen in einem seperaten Stromkreislauf geschaltet oder liefen mit einer Batterie! Dann könnte man dort vielleicht etwas nützliches finden. Er versuchte sich krampfhaft zu erinnern, was er beim Start dabei gehabt hatte - auch dies ohne nennenswertes Ergebnis. Während er überlegt ließ er seinen Blick schweifen und ihm kam eine andere Idee: Es musste irgendeine Möglichkeit für die Crew geben, die Passagiere zu überwachen, die Folge - Kameras!

"Zuri, wir müssen ruhig bleiben. Wie wäre es wenn einer von uns versucht die persönlichen Schließfächer in den Kabinen zu öffnen? Vielleicht finden wir dort etwas hilfreiches..." während er sprach fing er bereits an, die Decke nach einer Optik abzusuchen "...der andere könnte diese Kammer nach einer Kamera absuchen, vielleicht ergibt sich dadurch eine Kommunikationsmöglichkeit nach draußen!"

Er ging einen Schritt nach vorn, legte erneut seine Hand auf ihre Schulter und zwang sich sie so natürlich, wie in dieser Situation möglich, zu lächeln und sagte "Wir kommen hier schon raus!"

next

Jeremia tat das gleiche, was Zuri getan hatte. Hielt den Chip vor den Sensor. Aber nichts geschah. Versuchte es noch einmal. Immer noch nichts. Dann hämmerte er einmal mit der Faust gegen die Tür. Ein dumpfes, hohles Geräusch, das Zuri kurz zusammenzucken ließ. Aber gut, das half natürlich nichts. Wie auch? Als ob man eine Tür, die gemacht war, um den Widrigkeiten des Alls zu widerstehen, einfach aufprügeln könnte. Diese Tür war mit Sicherheit mehrfach verstärkt, hatte keine Probleme mit Druckabfall in einem Teil des Schiffes, mit Feuer oder Wasser. Eine richtig echte Sicherheitstür, vorbereitet auf alle Eventualitäten. Wenn die sich nicht öffnen wollte, öffnete die sich nicht. Oder viel mehr: wenn das System nicht wollte, dass sie sich öffnete. Eine Notentriegelung gab es nicht. Noch ein Systemfehler. Wie der Einnahmezeitpunkt der Tabletten. Hatte denn hier niemand mitgedacht?!

Zuri sah sich weiter um. Mit brachialer Gewalt kamen sie nicht weiter. Mit ihren Chips auch nicht. Aber es musste andere Möglichkeiten geben. „Hier muss es doch irgendwo einen Notknopf geben, der eine manuelle Entriegelung ermöglicht…“, überlegte sie laut und ließ den Blick durch den Raum schweifen, aber nirgendwo war etwas zu erkennen, das wie ein Notfallknopf aussah. Kein großer, roter Butten, kein Hebel, keine Warnfarben, nichts. Hebel…

„Meinst du, wenn wir etwas geeignetes finden, können wir den Mechanismus aufhebeln?“, überlegte sie dann. Ein Brecheisen hatte sicher niemand hier irgendwo hinterlegt, aber vielleicht eine lange, stabile Stange, mit der man es mal versuchen könnte? Sie mussten ja die Tür nicht ganz aufbekommen, nur einen Spalt weit. Genug, dass sie sich hindurchquetschen und Hilfe holen konnte…

 

Jeremia schien ebenfalls davon überzeugt zu sein, dass man irgendwo hilfreiche Gegenstände würde finden können, allerdings wollte er dafür die Schließfächer der anderen Mitreisenden öffnen. Zuri zog die Nase kraus. „Aber da sind noch nur persönliche Gegenstände drin…Kleidung…Kleinigkeiten…“ Wie sollte ihnen das helfen? Alles, was man eventuell gebrauchen konnte, war vermutlich im Frachtraum zu finden… Und irgendwie war Zuri nicht davon überzeugt, anderer Leute Sachen zu durchwühlen, tot oder lebendig. Vor allem lebendig. Das erschien ihr falsch. „Ich suche die Kamera.“, erklärte sie also entschieden. Wenn Jeremia fand, dass es okay war, in den Sachen anderer Leute zu wühlen, dann konnte er sich gerne diesem moralischen Dilemma aussetzen, Zuri bevorzugte andere Varianten. Dennoch wusste sie zu schätzen, dass er seine Brummigkeit abgelegt hatte und sie weiter zu beruhigen versuchte. Er hatte ja auch recht. Sie würden schon irgendwie wieder rauskommen. Dieses Schiff war darauf ausgelegt, Leute am Leben zu halten. Und nach Paradise zu bringen. Nicht dafür, dass sie auf dem Kyrodeck eingesperrt einfach versauerten.

Also machte Zuri sich beherzt auf die Suche nach irgendetwas, das wie eine Kamera aussah und versuchte lieber nicht so genau darüber nachzudenken, warum man eine Kamera installieren sollte, um Menschen beim Schlafen zuzusehen. Auf den allerersten Blick war die Kamera nicht zu erkennen, aber ein Überwachungssystem musste es ja geben. Mindestens eine Lautsprecheranlage. Oder ein Belüftungssystem? Zuri entschied sich, all diese Dinge zu suchen. Eine Kamera. Einen Lautsprecher. Einen Luftschacht. Irgendetwas, das eine Kommunikation mit dem Draußen ermöglichte.

next

Zuri sagte ihm durch die Blume, dass sie die Idee, die persönlichen Sachen aufzunehmen nicht in ihrem Interesse war. Das hörte er mit seiner langjährigen Erfahrung heraus. Gut, soll sie die Kamera suchen! Dachte es wäre für sie angenehmer nicht zwischen den Krypkapseln herumsuchen zu müssen, aber gut, dann halt nicht! Er ging also auf die Tür der Umkleide zu, hielt seinen Unterarm vor den Sensor und erwartete wieder nichts zu hören. Zu seiner Überraschung schwang die Tür hinter seiner Kapsel mit einem kaum hörbaren sirrenden Geräusch zur Seite. Perfekt! Endlich klappt mal was!

"Wie ichs mir dachte, diese Tür scheint über einen anderen Energiekreislauf versorgt zu werden. Ich bin dann mal drinnen." Ohne auf eine Antwort zu warten, betrat er die kleine Kammer und schloss die Tür wieder hinter sich. Der Tresor war schnell geöffnet und der alte Mann zwängte sich erst einmal aus dem Anzug hinein in seine Kleidung, die er beim Betreten des Schiffs getragen hatte. Vor einem kleinen Spiegel betrachtet sich Jeremia einen kurzen Augenblick. Sein Look bestand aus einer dunklen Jeans, über halbhohen Lederstiefeln, einem hellgrauen Hemd und einer dunkelbraunen sehr gepflegten Lederjacke. Den schwarzen Schlips, den er beim Betreten getragen hatte, legte er sich nur einmal um den Hals, so wie er es nach einem langen Arbeitstag vor langer Zeit immer gemacht hatte, wenn er aus dem Büro gekommen war. Er war kein eitler Mensch aber als er sich in der ganzen Montur im Spiegel betrachtete musste er zugeben, Kleider machen doch Leute.

Hach, eindlich raus aus diesem engen Anzug. Ist es denn auch noch da? Er fingerte in seinen Hosentaschen umher und fand was er gesucht hatte: Eine Brieftasche mit Bildern aus seinem vergangenen Leben, oder besser gesagt mit Bildern von vor dem Crash. Seiner Familie... einen Moment nahm er sich, das Bild seiner Frau und seines Sohnes zu begucken. Doch das war vergangen und er musste jetzt weitermachen. Ebenso ein Schweizer Taschenmesser, sowie eine Schlüsselkette mit ein paar dieser daran Mist ich habe vergessen Jerry die Schlüssel zu geben, na dann viel Spaß den Safe zu öffnen Bei dem Gedanken wie er versuchte den massiven Safe zu öffnen musste er grinsen, hatte er doch noch großspurig behauptet, dass alles was ihm gehörte nun Jerrys Eigentum sei. Bis ihm aufging das Jerry mittlerweile wahrscheinlich tot war... immerhin waren vermutlich hunderte Jahre vergangen... wieder, wie auch bei den Bildern seiner Familie, ein Schlag in die Magengrube. Aber auch das, was er gesucht hatte fand er.Neben einigen Kleinigkeitenwar dort ein Chip sowie ein kleines Modul... seine Einnahmequelle! Er fingerte an einem versteckten Fach herum, merkte, dass es noch da war und steckte es wieder ein. Vielleicht könnte er mit dem Chip irgendwie die Steuerung des Kontrollpads der Tür überbrücken... Gut er war nicht so gut wie Jerry in diesen Dingen aber auch nicht ganz unwissend. Schaun wir mal, vielleicht hat Zuri mittlerweile auch etwas gefunden.

Die anderen Schließfächer zu untersuchen hat keinen Sinn, die funtionieren nur über die ID-Chips der jeweiligen Benutzer, also wieder raus hier Er öffnete wieder die Tür und betrat wieder die Kryokammer.

"Und liebes, schon was gefunden?"



next
mapcontextcommentchat