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Gabhan - 
Kapitel 1 - Begegnungen

Biodh an rathad ag èirigh gus coinneachadh riut, cùm a ’ghaoth aig do dhruim an-còmhnaidh.

Bha a ’ghrian a’ deàrrsadh gu soilleir air d ’aghaidh.

Leig leis an uisge tuiteam gu socair air na h-achaidhean agad gus an coinnich sinn a-rithist

  • Elfische Verabschiedung


Der Wind flüsterte geheime Verse in die Baumkronen, die derlei Mysterien wie stets und ständig mit leisem Geraschel kommentierten, das schließlich zu einem solchen Brausen anschwoll, das der ganze Wald sich an dem Gespräch zu beteiligen schien.

Der Hexer, der unter jenem Brausen einherschritt schüttelte nur den Kopf über eine derartige Geschwätzigkeit von Pflanzen und schob noch einmal den Seesack auf seiner Schulter zurecht, an welchem die hölzernen Löffel und der hölzerne Becher aneinander schlugen. Früher hatte sich der Hexer sorgen gemacht, dass die Transportweise jenem Becher schaden könnten, der ihm doch so viel bedeutete, aber bislang hatte er sich also ebenso robust wie sein jetziger Eigentümer erwiesen. Womöglich sogar noch robuster. Robuster als sein letzter war er auf jeden Fall.

Gabhan hob den Blick um den Biegungen der Straße zu folgen und sich Orientierung zu verschaffen. Er hatte nicht mehr allzu viel Zeit, bis er sich wieder nach Toussaint begeben musste, um Atheris wieder abzuholen. Andererseits hatte er auch nicht vor auf dem Weg dort hin jede Nacht unter freiem Himmel zu campieren - und das würde sein Los werden, sofern er nicht irgendwie wengistens einige Oren zusammenbekam. All sein Vermögen war während der Überwinterung auf Yngars Zahn in die Ausbesserung und Reperatur der Feste geflossen, die zwar noch immer nicht an Gemütlichkeit gewonnen, dafür deutlich an feuchten Stellen und Ratten verloren hatte. Letztere vor allem in jenem langen Winter, in dem die Bärenhexer das Mittagessen mehr als einmal hatten improvisieren müssen.

Doch auch diesmal ließ das Glück Gabhan nicht im Stich - wenngleich er selbst es auch nie so genannt hätte. Dort vorne, in einer kleinen Talsenke und unmittelbar vor den Ausläufern der blauen Berge, lag ein kleines Dorf. Gabhan zog noch einmal an dem vermaledeiten Sack, der stets und ständig zu rutschen schien und beschleunigte seine Schritte, ehe er das Dorfschild erreichte, das in großen, wenn auch eher krummen, Lettern den Namen verriet: 'Grünzeug'.

Sehr einfallsreich war das nicht, wie Gabhan beschied - das ganze Dorf war wirklich grün. Kleine, weiß verputzte Häuser mit langen, reetgedeckten Dächern, an deren Wänden sich Efeuranken und Weinreben entlang zogen. Kleine, mit Holzpfählen abgesteckte Gärten und dazwischen allerlei Nutz- und noch viel mehr Unkraut. Hohe Blumen, Cosmeen, die Gabhan um einen Kopf überragten und noch dutzende weitere, wunderschöne Blumen. Doch für diese Schönheit hatte Gabhan, wie immer, nichts übrig. Sein Blick galt etwas anderem - und dies ließ ihn erst stutzen, ehe er das Haus des Dorfschulzen anlief. Das Haus eines jeden Dorfschulzen war in jedem Dorf das gleiche - so anders es auch war. Es war stets ein klein wenig schöner als die anderen und stets sehr mittig zum Dorf. Gabhan klopfte - und das dralle junge Ding, das ihm öffnete und das seinen Blick einen halben Augenblick länger als sonst auf ihr mit Blumen bestickten Dekoltée gefangen hielt, bestätigte seine Vermutung, wessen Haus das hier war.

"Gänseblümchen, kannst du uns einen Tee bringen?" der Dorfschulze rieb sich die schwieligen Hände, während Gabhan dem drallen Gänseblümchen nachsah, das den Raum verließ und sich erst danach wieder an den Dorfschulzen wandte. "Wieso sterben hier Leute?" kam er gleich auf den Punkt, offenbar mit solch einer Geschwindigkeit, das seine Worte dem Schulzen hart vor den Kopf stießen. "Wie meinen?"

"Draußen stehen etwa vier Häuser leer. Dies ist ein kleines Dorf - wenn jemand stirbt, findet sich meistens schnell ein Sohn oder ein anderes Mitglied der Dorfgemeinschaft, die den Platz brauchen können. So viele Häuser stehen nur leer, wenn in kurzer Zeit viele Leute gestorben sind. Ich frage: Wieso?"

Der Schulze schluckte, nickte langsam - wie ein Schuljunge, der ertappt worden war. "Ihr habt recht Meister Hexer. Hier geht etwas vor - eine Schreifrau treibt ihr Unwesen und bringt uns Tod und verderben!" - "Eine Schreifrau sagst du?" - "Das sage ich, Meister. Sie ist groß. Schlank und furchtbar, furchtbar bleich. Geht in einem weißen Leibchen um und schreit. Eine Schreifrau!" - "Ich verstehe. Das ist ungewöhnlich. Beann'shie... Schreifrauen kündigen einen Tod an - das kommt vor. Doch meistens um Savoinne oder einen der anderen vier magischen Tage herum. Ich kann es mir ansehen Meister. Aber das hat seinen Preis!" Der Schulze schluckte. Das taten sie immer. Dann begannen die Verhandlungen und am Ende tat es Gabhan für einen Preis, der etwas niedriger war als das, was er vor einem Jahr noch für so einen Auftrag bekommen hatte. So ging das bereits seit Jahrzehnten. "Nicht nötig. Wir haben bereits einen Hexer beauftragt!" erwiderte der Schulze und Gabhan hob die Augenbrauen. Das war neu.

"Ein Hexer? Hier?" - "Ja Herr! Er hatte ein Amulett wie ihr, aber mit einem Schlangenkopf!" - "War er Kahlköpfig?" - "Würde ich so nicht sagen Herr!"

Das war seltsam. Gabhan kannte nur einen Schlangenhexer - Lado von Eifers. Wobei, er kannte zwei, aber Atheris trat nie so auf. Und das Amulett war das letzte, was an ihm auffiel. "Wann habt ihr ihn beauftragt?" - "Vor drei Tagen!" - "Und seitdem nichts?" - "Seitdem nichts!" - "Dann ist er vermutlich tot. Ich mache euch einen Vorschlag - ich mache es für zwanzig Oren weniger als der Hexer von der Vipernschule. Dafür bekomme ich das Geld im Voraus. Wenn ich auch draufgehe, könnt ihr das Geld von meiner Leiche zurück holen. Und ich liefere euch Ergebnisse. Einverstanden?" - "Einverstanden!"

Gabhan hatte sich gewundert, weshalb der Schulze so schnell auf den Vorschlag eingegangen war. Er hatte sich nicht mehr gewundert, als er den Beutel in der Hand hielt. Wenn der Betrag wirklich dem entsprach, was der Hexer hätte bekommen sollen... Die Viper hatte schlecht verhandelt. Aber es half nun nichts - Vertrag war Vertrag. Gabhan ließ den Seesack beim Schulzen, rüstete sich aus und ging in die Richtung, die ihm gewiesen wurde.

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Das Blätterwerk unter seinen Füßen raschelte, mokierte sich über die schweren Stiefel des Mannes, der über sie hinweg lief. Doch die geübten Bewegungen des Stiefelträgers verhinderten, dass er allzu tiefe Spuren hinterließ - und kaum, dass das Geräusch verklungen war, hatten auch die Blätter und der Waldboden vergessen, dass er hier gewesen war.

Seit einer gefühlten Ewigkeit durchkämmte der Hexer der Vipernschule schon diesen gottverdammten Wald und noch immer war weit und breit keine Beann'shie in Sicht. "Wenn das so weiter geht" - sagte Desvan leise zu sich selbst - "dann soll mir das das Dorf doch gestohlen bleiben." Es ärgerte ihn. Es ärgerte ihn sogar sehr. Sein Magen war leer, sein Geldbeutel auch und beides bedingte einander zuweilen mehr, als er bereit war zuzugeben. Die Gerüchte über eine Beann'shie waren ideal gewesen - eine Möglichkeit endlich wieder Geld in die Kasse zu spülen. Doch offensichtlich war er tumben Bauerntrotteln aufgesessen, die den Gesang einer Nachtigall nicht von dem Schrei eines Totengeistes unterscheiden konnten. Diese Zeit hätte er auch Sinnvoller nutzen können.

Er war gerade im Begriff sich wieder auf den Weg zu machen, doch dann hörte er einen markerschütternden Schrei. Zeitgleich fing sein Medaillon an zu vibrieren. "Na sieh mal einer an. Vielleicht war die ganze Sache ja doch nicht so sinnlos." Desvan zog sich seine Kapuze tief ins Gesicht und zog mit einem sirrenden Klingen sein Silberschwert, das einzige Schwert, das er trug. Leise schlich er in die Richtung aus der der Schrei zu kommen schien - die Nerven angespannt, die Augen weit offen - bereit jede noch so kleine Bewegung wahrzunehmen und seinen Fangzahn tief in jeden Gegner zu vergraben.

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Der markerschütternde Schrei zog durch Mark und Bein. So schrie kein Mensch. So schrie kein Tier und keine Bestie. Das schwere Amulett mit dem Bärenkopf ruckte derart stark, dass das Leder, welches den Hals des Hexer schützte, protestierend knirschte. Gabhan knurrte nur und wandte sich in jene Richtung, aus der der Schrei gekommen war. Selbst wenn er Taub gewesen wäre - das Zerren seines Amuletts und die aufgerichteten Härchen an seinen Armen und in seinem Nacken hätten ihm ebenfalls unmissverständlich den Weg gewiesen.

Gabhan beschleunigte seinen Schritt, kam in einen gemächlichen Trab, während das Gewicht seiner Schwerter spürbar auf seinen breiten Schultern lag. Schließlich, er hatte beinahe den Rand des Waldes erreicht, blieb er stehen und richtete seinen Blick gen Südwesten. Dort, auf einem Hügel hatte sich Nebel gesammelt. Ungewöhnlich - sowohl für die Jahres- als auch die Tageszeit. Noch ungewöhnlicher war jedoch die Gestalt auf dem Hügel, die sich kaum vom Nebel abhob. Doch sie war da. Er spürte sie. Sie forderte seine gesamte Aufmerksamkeit und das in einem Maße, das er beinahe die Gestalt übersehen hätte, die aus dem Wald sprang - schnell und behände, katzengleich. Gabhan wirbelte nicht herum. Wenn der Gegner ihn würde angreifen wollen, wäre er ohnehin nicht schnell genug gewesen. Er würde das Überraschungsmoment nutzen, wenn der Fremde ihm das Schwert irgendwo hinein stieß und sich damit selbst entwaffnete - dann würde er töten. Aber er glaubte nicht, dass er dies würde tun müssen. Wenngleich der Hexer auch wusste, was es bedeutete, dass er den Schrei der Beann'shie gehört hatte. Jemand würde heute sterben.

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Das Gebüsch raschelte, als Desvan mit einem großen Satz hindurch fegte. Er sah die Banshee, wie sie dort in der Mitte der Lichtung im Nebel stand. Im Augenwinkel bemerkte er jedoch noch eine weitere Gestalt, welche er jedoch vorerst ignorierte. Seine verzweifelte finanzielle Lage ließ ihn nur an eines denken - die Banshee musste sterben! Er rannte in einer Zickzack-Linie auf die geisterhafte Kreatur zu und sprang mit einem Salto mit Spirale über diese hinweg während er Im Flug das Handzeichen Yrden formte. Er Landete - ein Runen Kreis bildete sich um ihn und die Banshee herum - und blickte auf. Seine Augen leuchteten grün unter der Kapuze hervor und er begann zu tückisch zu Lächeln.

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Gabhan tat einen halben Ausweichschritt zur Seite, als der Gegner an ihm vorbei zog und wie ein wild gewordener Hase durch das hohe Gras pfiff. Die Ähren verbeugten sich vor der Schnelligkeit des Hexers - denn ein solcher musste er sein - und vergingen, während er sie niedertrampelte. Gabhan hob die Augenbrauen, als sein Waffenbruder mit einem Salto über die Gestalt hinweg sprang, sah ihn bereits vor seinem geistigen Augen vom Schrei der Beann'shie aus der Luft gefischt werden, doch nichts dergleichen geschah. Yrden wurde gewirkt, zu erkennen an dem kurzen, kreisrunden aufflackern und Gabhan schrägte den Kopf an, löste langsam seine Finger von dem Griff des Silberschwertes, jenem blauen Leder, das die Spuren vieler Nutzungen wie Narben vergangener Schlachten trug und lehnte sich gegen einen nahen Baum. Seine Augen fixierten sich mehr auf den Hexer als das Monster und er schnaubte, als er das Lächeln sah. "Idiot" knurrte er und zog ein kleines Döschen mit Schnupftabak hervor. Er brauchte stärkeres, wenn er das hier überstehen wollte.

Er sah nur mit einem halben Auge hin, sah wie der Schlangenhexer um die Gestalt herum wirbelte, sich drehte und das Silberschwert dabei geübt über den Kopf führte. Wie er dabei immer wieder kleine, schnelle Schnitte ausführte, die das Kleid der Beann'shie zerrissen, an ihr hinab hingen ließen die ein zerfledertes Leichentuch. Wie der Hexer die Beann'shie immer wieder in die Ecke drängte, ihrem bleichen, ausgemergelten Leib einen todbringenden Hieb nach dem anderen verpasste. Diesmal jedoch achtete Gabhan nicht auf den Hexer, sondern auf das Monster. Das sich nicht verteidigte. Erst hatte es so gewirkt, als sei der Schwertträger einfach nur zu schnell. Aber das stimmte nicht. Die Wunden, die er schlug waren tief. Sie waren zahlreich. Der Hexer gewann die Oberhand. Er wirbelte umher, wirbelte Staub auf, drehte sich im Kreis. Perfekte Beinarbeit. Die Beann'shie tat nichts. Schritt. Beinarbeit. Perfekt. Kreisrund. Hieb um Hieb. Silber schwängerte die Luft. Die Beann'shie tat nichts. "Oh. Wie ungünstig" die Feststellung traf Gabhan eine halbe Sekunde zu spät, er duckte sich noch weg, wirkte Quen - doch der Schrei zerriss ihm die Sinne. Die Druckwelle zersplitterte sein Schild als wäre es aus dünnem Glas. Er sah noch, wie die Beann'shie sich auflöste - in ihrem Schrei verblasste. Wo der Hexer war konnte er nicht sagen, während er taumelte und ihm Blut aus Ohren und Nase lief.

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Die Druckwelle hatte Desvan kalt erwischt und ließ ihn meterweit durch die Luft segeln bis er, durch den nächstgelegenen Baum, gestoppt wurde. Als er mit dem Rücken gegen die Rinde stoß fuhr ihm ein Schmerz durch seinen gesamten Körper. "Scheiße!" - keuchte er und spuckte rot aus. Er hatte die Banshee eindeutig unterschätzt. Hätten Ivar oder Lado das ganze mit angesehen hätte er sich auf eine gehörige Standpauke einstellen müssen. Desvan war schon immer ein Hitzkopf gewesen und geriet dadurch des öfteren in "suboptimale" Situationen. 

Als er wieder bei halbwegs klarem Verstand war versuchte er sich aufzurappeln und zu orientieren. Sehr weit war er nicht geflogen, doch die Banshee war verschwunden. Er schaute sich weiter um. "Hier war doch noch jemand." - murmelte er und schleppte sich in die Richtung in der der Fremde zuvor gestanden hatte. 

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Gabhan hatte sich wieder aufgerichtet, wischte sich mit dem Rücken seines Handschuhs das Blut ab und blinzelte für einen Augenblick, ehe seine Augen wieder das taten, für was sie gezüchtet worden waren: Sie stellten scharf und gewährten ihm einen Überblick. Die Felder waren niedergedrückt worden. Konzentrische Kreise, die wohl einige Einheimische zu wilden Spekulationen über tanzende Feen und feiernde Kobolde anhalten würden. Verdammtes Bauernvolk. Ein erneutes Rascheln fesselte die Aufmerksamkeit des Hexers, als aus den wenigen verbliebenen mannshohen Ähren der Fremde hervor kam. "Was eine Vorstellung," kommentierte Gabhan. "Es wird dich freuen zu hören, das du dich ausruhen kannst. Ab hier übernehme ich!" er hob den Geldbeutel und klimperte damit. "Es gab einen Wechsel beim Dienstleister. Kundenwunsch. Du verstehst."

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Die Zornesröte fuhr dem Schlangenhexer ins Gesicht, als ihm der stinkende Bär direkt mit den ersten Worten derart dumm kam. "Kommt nicht in Frage! Erst suche ich wie blöd nach dieser Banshee und als ich sie endlich gefunden habe will mir ein stinkender Bär die Belohnung streitig machen?" - fuhr Desvan den anderen Hexer an. "Kannst du sowas von vergessen!" Er war stinksauer. Aber tief im Inneren wusste er, dass er sich übernommen hatte. Eine Erkenntnisse, die er sich jedoch selbst nur allzu gerne verweigerte. Sie vergrub. Tief durchatmen - dachte Desvan, um sich selbst zu beruhigen. Genau diese Hitzigkeit hatte ihn ja in diesen Schlamassel getrieben. Er musste nun bedachter vorgehen.

"Was hältst du davon, wenn wir zusammen arbeiten?" - schlug die Viper vor. "und dadurch, dass du deine Belohnung bereits erhalten hast, kann ich mir meine immer noch vom Schulzen holen. Der wird bestimmt überrascht sein mich noch einmal zu sehen." Er musterte den Bären, und versuchte seine Reaktion zu lesen, jedoch kannte dieser wohl nur einen Gesichtsausdruck: Grimmig.

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Gabhan ließ den Zorn des anderen an sich abprallen, wie eine Welle die auf die steinigen Klippen Skelliges traf. Ungerührt betrachtete er den anderen, zog die Nase hoch, in der sich noch ein wenig Blut gesammelt hatte und schluckte den blutigen Rotz hinunter. Der bekannte Geschmack nach Eisen wurde dabei von einem unangenehmen, faden Beigeschmack begleitet - und Gabhan fürchtete, das dies nun den Rest dieses Auftrags prägen würde. Erst als die Viper begonnen hatte ihre Idee vor ihm auszubreiten widmete er dem anderen wieder die verdiente Aufmerksamkeit.

Er hatte bereits den Mund geöffnet, um dem anderen zu erklären, dass er alleine arbeitete - doch dann erinnerte ihn das Gewicht des Säckels in seiner Hand an die elementarste Wahrheit in den Worten des anderen: Er war bereits bezahlt worden. Selbstverständlich - er hätte nun auch mit dem Geld gehen und die Viper die gesamte Arbeit machen lassen können, aber das wäre gegen den Kodex gewesen. Und Regeln waren wichtig. Verdammt wichtig, wenn sie noch die nächsten Jahrzehnte arbeiten wollten. Professionalität. Jeder Hexer der von diesem Pfad abwich schädigte alle anderen - und Gabhan war viel, aber kein Nestbeschmutzer. Aber er war auch kein Samariter. Sollte die Viper ihn begleiten und ihm einen Teil der Arbeit abnehmen, für die er sowieso schon lächerlich wenig bezahlt bekommen hatte. Ob er dann am Ende auch vom Schulzen ebenfalls bezahlt wurde wagte Gabhan zwar zu bezweifeln, aber das sollte nicht sein Problem sein.

"Na gut," antwortete er also statt dem, was ihm zuvor auf der Zunge gelegen hatte. "Du willst, dass wir zusammenarbeiten? Gut. Dann arbeiten wir zusammen. Dann hol mich mal ab - die Beann'shie ist ein Elfengeist. So weit, so gut - doch normalerweise erscheinen sie nur in der Savoine- oder Velen-Nacht. Doch weder haben wir einen dieser beiden, noch einen anderen besonderen Tag. Und Nacht haben wir auch nicht. Das bedeutet, das wir es hier mit einem Sonderling zu tun haben - wieso? Was ist hier anders? Du bist seit drei Tagen hier, hast du schon was rausgefunden?"

Desvan überlegte knapp, ehe er zu einer Antwort ansetzte: "Naja, bisher nicht viel. Wie du schon sagtest sie ist ein Elfengeist und Dol Blathana ist nicht sehr weit entfernt. Vielleicht gibt es da einen Zusammenhang? Außerdem, und vielleicht ist das nur Zufall, gibt es erst Berichte zu dieser Erscheinung seit es das Dorf Grünzeug gibt. " Der Hexer kramte in seinen Erinnerungen, ob er nicht etwas vergessen hatte aber es war echt nicht viel, dass er herausgefunden hatte. Er fühlte sich gerade nicht sehr nützlich. Hoffentlich würde die Zusammenarbeit mit dem Bären gut laufen und was noch viel wichtiger war, hoffentlich würde der Schulze ihn wirklich noch bezahlen. Ansonsten wären die letzten drei Tage eine Zeitverschwendung gewesen.

Gabhans Gesichtsausdruck blieb weiterhin wie in Stein gemeißelt, während er sich die Worte des Anderen durch den Kopf gehen ließ. Don Blathanna - das Tal der Blumen - mochte wirklich nicht weit entfernt sein, aber sich dorthin zu begeben wäre reine Zeitverschwendung gewesen. Das einzige noch bestehende Königreich der Elfen - sofern man dies unter der Schirmherrschaft Nilfgaards überhaupt so nennen konnte - war abgelegen. Und die Elfen mochten es so. Brauchten es geradezu - Gabhan konnte es ihnen nicht übel nehmen. Es war ja nicht so, als dass die anderen Völker ihnen bisher Glück gebracht hätten. "Don Blathanna ist keine Option," stellte er daher nur knapp fest und fuhr mit einem Daumen über das schwere Amulett mit dem Bärenkopf. "Das bedeutet, dass wir uns ein wenig in diesem wunderbaren Dörfchen umhören müssen. Wird schon seinen Grund haben, weshalb die Schnepfe erst seitdem hier rumspukt. Und diesen Grund müssen wir rausfinden, wenn wir eine Chance haben wollen. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass wir es hier mit einer alten Entität zu tun haben - wird also verteufelt schwierig." - "Na dann sollten wir keine Zeit verlieren und uns zurück ins Dorf begeben." kommentierte Desvan.

Die beiden Hexer machten sich auf den Weg zurück in das Dorf. Als Sie dort ankamen erwartete sie das Übliche. Jeder Dorfbewohner wollte, dass das Monster erledigt wurde aber niemand wollte sich mit den Hexern abgeben. Das würde nicht einfach werden.

Die Sonne stand bereits tief am Horizont und entließ ihr orangenes Licht seidengleich über die gesamte Ebene, tauchte das Dorf Grünzeug in ein pastellenes rosa, während die beiden Hexer über die mit Kies bestreute Hauptstraße schritten, aus der sich hier und da einige Gänseblümchen hervor gekämpft hatten. Gabhan warf ab und an einen Blick in die umliegenden, mit kleinen Pfosten begrenzten Gärten, wo riesige Kürbisse und saftige Tomaten trieben. Der Hexer verstand - dieses Dorf, diese fruchtbare Erde würde niemand verlassen der noch bei klarem Verstand war. So hatte es einst begonnen, nach der Landung der ersten Menschen. Auch sie hatten fruchtbares Land vorgefunden, bedroht von Monstern aus den sie umliegenden Wäldern. Hierfür waren sie einst geschaffen worden. Wenn es klassische Hexerarbeit gab, dann wohl diese.

Gabhan beugte sch zu Desvan hinüber, der missmutig zu überlegen schien, wie er mit klingender Münze aus diesem Schlamassel heraus kam und deutete zu dem großen Haus des Schulzen. "Wir sollten uns dort umhören - wenn jemand alles über das Dorf weiß, dann er. Vor allem, da sie keinen Dorfzauberer haben. Und ihm ist daran gelegen, dass wir eine Lösung finden."

Nachdem Desvan an der Tür des klopfte, wurde diese wieder von dem "Gänseblümchen" geöffnet. Er verharrte kurz mit seinem Blick auf der üppigen Oberweite, welche ihn in seinen Bann zog und blickte dann auf. "ist der Schulze zu sprechen?" Der Anblick von beiden Hexer schien ihr die Sprache verschlagen zu haben denn sie brachte keine Wort über die Lippen. Sie nickte bloß und führte sie in die Stube. Auch der Schulze schien deutlich überrascht zu sein von dem Anblick, der sich ihm bot." eeh die Herren Hexer. " stammelte er. "Es ist gut zu sehen, dass Sie wohl auf sind." Desvans Miene verfinsterte sich. "Würde das Monster bereits erlegt?" - "Nein, bisher noch nicht. Wir hätten da aber noch ein paar Fragen. Wann fingen die Erscheinungen der Banshee an?" - wollte Desvan wissen. "Diese Schreifrau belästigt uns schon seit der Gründung dieses Dorfes. Wenn ich ehrlich bin kenn ich es schon gar nicht anders!"

Gabhan nickte bei der Erklärung des Schulzen und fuhr sich mit einer Hand durch den dichten Schnauzbart. "Wann genau war das, Schulze?" fragte er leise. "Bitte sprich schnell und knapp. Die Zeit könnte drängen!" Der Schulze schien zu überlegen, um den Hexer nicht zu verärgern. "Mein alter Herr hat das Dorf gegründet, das ist jetzt etwa fünfzig Sommer her. Seitdem erscheint die Schreifrau dann und wann - sie schreit und dann, am nächsten Tag ist jemand Tod. Ertränkt, von einer Leiter gefallen, mit Messerstichen ermordet!"

In diesem Moment hob Gabhan die Hand. "Habt ihr je den Mörder gefasst?" der Schulze runzelte die Stirn. "Na, aber Herr Hexer - das war doch die Schreifrau!" Gabhan hätte schreien möge, unterdrückte diesen Impuls jedoch und schüttelte den Kopf. Nein. Die Bahnshee kündigt einen Tod an. Sie führt ihn nicht durch - und gewaltsame Tode sind sehr ungewöhnlich. Habt ihr nie nach dem Mörder unter euch gesucht?" - "Nein Herr Hexer und es gab auch keinen Grund. Hier hegt niemanden einen Groll - und wenn wir mal einen verdächtigen hatten, dann starb er doch schnell...." Gabhan nickte, nicht überzeugt und vor allen Dingen nicht zufrieden und warf Desvan nur einen knappen, vielsagenden Blick zu.


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