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Elias - 
Elias' Geheimnis

Nachdem die Überfahrt nach Korjak nicht gerade ruhig verlaufen ist und Elias sich unentwegt Gedanken über den bevorstehenden Krieg machte, kam Elias an Deck, um das Treiben der Mannschaft zu beobachten.

Sofort kam ein Matrose auf ihn zugesteuert und berichtete davon, dass Radulf aus heiterem Himmel umgefallen war. Elias hatte die Entscheidung lange genug aufgeschoben, nun musste er geschwind handeln.

„CAAAAALVIN, komm sofort zu mir in meine Kajüte!“, brüllte Elias und ging schnellen Schrittes unter Deck. Als Calvin vor Elias Platz genommen hatte, musterte Elias Calvin ein paar Wimpernschläge, bis er seinen heiklen Auftrag verteilte: „Calvin, ich habe einen sehr geheimen und gefährlichen Auftrag für dich. Auf dem Turnier von Engonien versuchte NESTARIO OLIBANTIN mich zu vergiften. Dabei verwendete er Radulf als eine Art Marionette. Damit ist Radulf eine Gefahr für mich und den Krieg. Bevor du vorschlägst Ihn einfach einzukerkern, höre mir zu. DU, wirst mit Radulf nach Seehaven zurückkehren. Er soll dort das 7x7 Schenkel weiter aufbauen und sich dann meinem Gut Eschenweiler widmen. Ich verlange von dir, dass du mit ihm gehst und ihn Tag und Nacht beschattest. Ich vermute, dass sich OLIBANTIN irgendwo in Seehaven oder in der Nähe von Eschenweiler versteckt. Versuche sein Versteck ausfindig zu machen und bei Erfolg wendest du dich sofort an Magister Ulfaran, der dann hoffentlich in Eschenweiler weilt oder an die Edel Dame Agnes Marti. Ich werde beide von meinen Absichten in Kenntnis setzen“.

Elias starrte Calvin nun durchdringend an und fügte dann hinzu: „Du darfst keinen etwas über deinen Auftrag sagen. Offiziell bringst du Radulf nach Yddland zurück, da er kriegsuntauglich ist. Ich werde dir weiterhin einen Brief für Dorothin mitgeben, den du in Seehaven einem Boten übergibst, damit der schnellstmöglich Eschenweiler erreicht. Der Krieg ist damit für dich vorbei. Bedank dich dafür bei Radulf und OLIBANTIN. Hast du noch Fragen?“

Calvin antwortete mit leichten Zögern: „Wenn ich schon nicht mit in den Krieg kann, springt für mich wenigstens etwas extra Sold raus, da dieser Auftrag alles andere als, … ähm…, leicht ist!“

Elias wollte ihn sofort anschreien und ins Gesicht schlagen, aber im Grunde hatte er Recht. Gut das Elias 15 Gold von Kilians Vater bekommen hatte, dies war ihm seine Rache wert. So mussten die langfristigen Ziele seine Pferdezucht, die Schmiede und die neue Straße nach Seehaven wieder in der Priorität nach hinten geschoben werden.

Elias wandte sich wieder zu Calvin: „Dein Auftrag ist mir ein Gold wert. Wenn du den Aufenthaltsort von OLIBANTIN findest, bekommst du noch ein Gold extra. Und nun verschwinde. Den Brief erhältst du heute Abend. Pack deine Habseligkeiten und unterrichte Radulf von den neuen Befehlen!“

Elias begab sich dann eilends daran den Brief für Dorothin zu schreiben.

Geehrte Dorothien,

die Turney in Engonien ist vorüber und wir yddländischen Ritter können auf ein erfolgreiches Wettstreiten zurückschauen. Ritter Wulgar hat klar verdient das Turnier zu Fuß gewonnen und Ottokar konnte auf seinem ersten Turnier ordentlich abschneiden. Er wurde auch gleich zum Liebling des Volkes, ich kann stolz sein, wie er sich entwickelt hat.
Leider hat OLIBANTIN versucht mich durch einen Helfer zu vergiften und ich gehe davon aus, dass sich OLIBANTIN noch irgendwo in der Nähe von Eschenweiler versteckt hält. Wenn du diese Zeilen liest, packst du SOFORT die Sachen von dir und Elisa und reise nach Seehaven zum 7x7 Schenkel, gib der Baron Bertha einen Auftrag und reise dann unverzüglich zum Baron von Norderforst und bitte die Dame Agnes Marti um Obdach (ich werde die Dame bitten dich und mein Kind auf zu nehmen).

Du wirst weiterhin folgende Befehle ausgeben:

Marten, mein langjähriger Diener, wird ab sofort Verwalter von Eschenweiler und er soll das ganze Gelände und das Gut nach OLIBANTIN absuchen lassen. Zudem soll er die Ankunft von Magister Ulfaran und seiner Adepta vorbereiten. Der Magister nächtig in meinem Quartier und die Adepta kann dann in deinem Quartier übernachten, da Du schon abgereist sein wirst!

Roland, soll sofort nach Seehaven aufbrechen, dort den Steckbriefe von NESTARIO OLIBANTIN herumzeigen und sich umhören. Dann soll er dort fünf weitere Söldner anheuern, die mit Ihm das Gut Eschenweiler bewachen und die Gegend nach OLIBANTIN absuchen. Da OLIBANTIN ein Magier ist, soll er Armbrustschützen anheuern. Was einen Ritter tötet wird wohl auch einen Schurken wie Ihn erledigen!

Baronin Bertha, wird sich erkundigen wann die Zunft der Baumeister wieder zusammen kommt und wird den Herren Baumeistern eine Botschaft von mir hinterlassen. Dazu wird sich Baronin Bertha, das zugewiesene Silber überall in ihre Kleidungsstücke packen und dann bei dem Zusammentreffen ein Gruß von Elias anh Arden von Eschenweiler ausrichten und sich dabei langsam entkleiden. Das Silber was dabei auf den Boden fällt sie die Gebühr für den Bau des 7x7 Schenkels und der Zulassung von Radulf Steinhauer als Baumeister. Dieses soll Bertha in angemessener Weise herüberbringen.

Geh in den Keller und hole aus meinem Geldversteckt das letzte Silber heraus. Gib das erste Drittel Marten, das Zweite Roland und mit dem Dritten bestichst du die Zunft der Baumeister, indem du es der Hure Bertha gibst.

Passt auf Euch auf.

In Hochachtung
Geschrieben und gesiegelt
Am 11. Blühmoond,17 n.B. in Jedwardenburg

Elias anh Arden von Eschenweiler

Elias las die Zeilen noch einmal durch und übergab alles an Calvin und verabschiedete ihn mit den Worten: „Seid vorsichtig und finde diesen Bastard für mich. Wenn es geht, bleibt irgendwie am Leben. Wenn die Sieben Heiligen Götter uns gewogen sind, werde ich lebend und siegreich zurückkehren. Gehabt dich wohl, Calvin Landshut!“

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Die Marschbefehle des Marschalls

Jedwardenburg, Hauptfeste, 13. Blühmond 17 n.B.

Erstmals seit Beginn des Krieges wehten unter dem großen Kriegsbanner Yddlands die Wappen Orkensteins, Eschenweilers, Ravensruhs und Rüdens gemeinsam im Wind.

Zum einen ein Symbol der Eintracht und Stärke, zum anderen der Vorbote auf den nahenden Kriegszug. Stille Anspannung breitete sich langsam über dem großen Feldlager aus und letzte Vorbereitungen wurden getroffen. Insbesondere die Schreiber hatten an diesem Tage viel zu tun. Testamente und Briefe an die Angehörigen zuhause wurden dutzendweise in Auftrag gegeben. Die Schmiede schärften die letzten Waffen, die Priester gaben den letzten Segen. Allerorts war deutlich zu spüren: Der Krieg ist nah…

Einige Stunden hatte die Besprechung des Marschalls mit Ser Elias, Ser Wulfgar und Ser Ottokar gedauert. Erstmals konnte Balduin seine Ritterbrüder in die genauen Pläne über den Kriegszug einweihen. Einige gute Ideen und Vorschläge seitens der 3 Kommandanten wurden in den ausgearbeiteten Feldzug integriert, wieder andere schlug Balduin mit knappen Worten nieder. Nur selten hatte man den Ritter von Burgbach-Orkenstein so angespannt gesehen, wie in diesen Stunden.

„Nun gut, meine Brüder, ein jeder weiß nun, was zu tun ist. Ich muss nicht erwähnen, dass wir nicht scheitern dürfen. Offenbaren wir gegenüber Normont auch nur einen Moment der Schwäche, würde uns dies teuer zu stehen kommen. Wir müssen siegreich sein. Für unseren Markgrafen, für Yddland und insbesondere für all jene, für die wir Verantwortung tragen.“

Bei den letzten Worten blickte Balduin, in Erinnerung des Leitspruchs des Ritters von Ravensruh, Ser Ottokar eindringlich an. Dann trat er auf ihn zu und reichte ihm ein letztes Mal die Hand. Als dieser sie ergriff fuhr er fort: „Ottokar, ich weiß ich verlange viel von dir. Aber du warst bereits hinter den feindlichen Linien. Du weißt, wie du dich im Feindesland zu verhalten hast. Die Segler und die Orkensteiner Banner stehen in Rebenbach, dem letzten kleinen Dorf an der Küste nahe des Mährendorfer Waldes bereit. Zeige diesen Soldaten niemals Schwäche und ziehe Kunwulf und Jahn ins Vertrauen. Sie werden dich nicht enttäuschen. Und dann, mein Bruder, finde diesen verfluchten Akrodus vom schnellen Fluss und merze ihn aus. Das ist von höchster Wichtigkeit! Und Ottokar, wehe du kehrst nicht zurück. Dann wird mir die Baronin von Moosgrund mit ihrem Stiefel so dermaßen hart in den Arsch treten, dass ich nur noch zurück nach Orkenstein kriechen kann. Das ist nicht akzeptabel!“

Mit einem Lächeln wandte sich Balduin sodann Ser Elias zu und reichte auch diesem die Hand: „Du weißt was zu tun ist. Schlage hart und unerbittlich zu. Zeig den Normonter Hunden was passiert, wenn sie sich der Bestie in den Weg stellen. Alle Soldaten werden zu dir aufblicken. Und je mehr Entschlossenheit du ausstrahlst, desto mehr Selbstvertrauen werden auch deine Mannen haben.“ Noch einige Augenblicke lies Balduin seine Worte wirken. Und er musste zugeben, dass ihn beim Blick in Elias Augen ein wenig die Furcht packte. Beschlich ihn doch das leise Gefühl, soeben einen tollwütigen Bluthund von der Kette gelassen zu haben.

Sodann wandte er sich Ser Wulfgar zu. Doch anstatt weitere Worte zu verlieren reichte, wie es seit der gemeinsamen Zeit in Orkenstein immer öfter der Fall gewesen ist, ein kurzer Blick zwischen den Rittern um zu wissen, was der andere zu sagen hatte. Dies war Balduin zwar auch ein wenig unheimlich, aber so langsam fing er an zu verstehen, wie es Ser Wulfgar schaffte, einem der störrischsten Orkensteiner Soldaten, namentlich Anshag Holzbrenner, auch ohne lauten Befehl zum Schweigen zu bringen.

Nachdem die Ritter von Rüden und Burgbach-Orkenstein sich ebenfalls die Hände in Freundschaft gereicht hatten, gab es nur noch eines zu sagen.

„ Abmarsch!“ Der erste große Kriegszug hatte begonnen…

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Kilian
Beginn des Feldzugs
Ritter Elias und sein Knappe Kilian: Beginn des Feldzugs
Wulfgar
Marsch durch die Ebenen
Ritter Wulgar und sein Knappe Joachim: Marsch durch die Ebenen. Joachim erhält einen Befehl.
Ottokar
Aufbruch ins Flussland
Ritter Ottokar mit Kunwulf: Aufbruch ins Flussland
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Kilian - 
Beginn des Feldzugs

Es war Krieg und er befand sich mittendrin.

So aufregend die ersten Tage auf der Turney in Engonien auch gewesen waren, so fand er sich doch in der harten Realität des Feldzugs wieder. Kilian hatte auf der Überfahrt und in den letzten Tagen im Lager alle Hände voll zu tun, um den Wünschen seines neuen Herrn, den Ritter Elias von Eschenweiler, zu genügen und die Aufträge hatten immer weiter zu genommen. Auf der einen Seite konnte er sich durch die viele Arbeit von dem Gedanken an die bald beginnenden Kämpfe ablenken, auf der anderen Seite sank bei seinem Herren auch die ohnehin schon geringe Geduld und damit auch die Abstände zwischen seinen Wutausbrüchen.
So langsam gewöhnte sich Kilian ein bisschen daran, doch erinnerten ihn die blauen Flecke am Körper und eine schmerzhafte Beule am Kopf, dass der Herr Elias im Krieg keinen Fehler durchgehen ließ.

Kilian hatte Angst, große Angst vor dem Krieg. Und in den wenigen Stunden, in denen er von seinem Ritter dienstfrei bekommen hatte, wünschte er sich nichts sehnlicher als nach Hause zurück zu kehren. Er vermisste die Feste, das unbeschwerte Leben in Wohlstand und Sorglosigkeit. Sein zu Hause war nicht fern und mehrmals hatte er den Gedanken, sich einfach ein Pferd zu schnappen und loszureiten. Aber die Strafe für die Flucht mochte er sich erst garnicht vorstellen, also verwarf er den Gedanken immer wieder.

Er versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass er Angst hatte aber nur mit mäßigem Erfolg. Der Gedanke, dass er als Knappe, an der Seite seines Herrn in der Schlacht dienen musste und er die Geschichten der Soldaten am Lagerfeuer hörte, dass Elias fast auschließlich an vorderster Font kämpfte, ließ ihn elend zu Mute werden. Viele der Soldaten verspotteten ihn, waren doch die Geschichten über sein früheres Leben und seine Herkunft in der Rasant zu lesen. Und auch wenn die meisten Männder nicht lesen konnten, gefiel ihnen aber die Geschichte vom reichen, verwöhnten Fatzke, dem der Herr Elias mal ordentlich die Federn gerupft hatte.

Was würde er geben für eine ordentliche Flasche Port, um die Angst hinunter zu spühlen...

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Elias - 
Das Hauptheer macht sich bereit.

Endlich hatte er sich der lästigen Aufgaben entledigt und konnte sich nun allein dem Krieg widmen. Das war ein Geschäft was er verstand. Keine Intrigen, keine Giftanschläge, sondern einfach nur die gnadenlose Härte des Krieges.

Das dachte Elias zumindest, als er laut fluchend seinem Pferd, Heldenmut, die Sporen gab und unruhig um das Lager ritt. Wenn er eins mehr als Federn hasste, dann war es dieses elendige Warten. „Wo ist nur dieser verdammt Bote, ich glaube, sollte er jemals kommen, bringe ich ihn einfach um!“, sagte Elias zu Heldenmut und gab dem Pferd einen Klaps mit der Peitsche.

Kurz überlegte er, ob Wulgars Missions gescheitert sein könnte. Doch er schallte sich einen Narren und schaute stattdessen zu, wie einige Männer ihre Stiefel flickten und Waffen einfetteten.

Er hatte die Streitmacht in drei Teile eingeteilt, um sowohl schnell beweglich, als auch gut geschützt marschieren zu können. Eine Kombination die jeder Feldherr sich erwünschte. Am heutigen Morgen hatte er die Befehle wie folgt ausgegeben:

Die Vorhut würde vom Korjaken Hauptmann Wendel Delkenheim befehligt werden. Dieser hatte ausschließlich dafür Sorge zu tragen, dass der Weg, den Ritter Wulfgar erwählt hatte, falls er noch am Leben war, noch immer feindfrei blieb und die Hauptstreitmacht in keinen Hinterhalt lief.

Die Hauptstreitmacht würde unter Elias persönlichen Befehl stehen. Als Stellvertreter erwählte er einen erfahrener Kriegsveteran aus Norderforst, so dass falls Elias umkäme, die Führung weiterhin gesichert war.

Die Nachhut würde von Hauptmann Bechthold Hengest geführt. Diesen hatte Elias gewählt, da dieser aus Alsân kam und richtig saufen konnte. Das war sympathisch.
Elias wollte gerade absitzen und ein paar Soldaten Disziplin beibringen, als Killian angeritten kam und ihm mitteilte, dass der Bote von Wulfgar eingetroffen sei. „Na endlich, ich habe nun auch lange genug gewartet!“, schnauzte Elias und gab Heldenmut die Sporen.

Nachdem der Bote Elias den Weg beschrieben hatte, ließ er all seine Befehlshaber samt Stellvertreter antreten. Dann fing er an mit durchdringender und lauter Stimme zu sprechen:
„Werte Herren, es geht los, wir marschieren GEN SÜDEN! Endlich haben wir die Möglichkeit den normonter Rübenköpfen einen Schlag zu versetzten. Jeder hat seine Befehle und hier an der Wand hängt die Karte des Weges, den wir zur Festungsanlage nehmen werden. Hauptmann Delkemheim, ihr macht die Vorhut abmarschbereit und brecht in einer Stunde auf. 20 Augenblicke später marschiert die Hauptstreitmacht und dann folgt 10 Augenblicke später die Nachhut. Ich wünsche keine Verzögerungen! Trödeleien, unangemessene Fehler werden sofort notiert und nach dem Kriegszug von mir persönlich bestraft. Wir sind im Krieg, daher haltet die Männer im Zaum. Bis wir die Festung erreicht haben, wird nicht geplündert. Wenn wir da sind, lasse ich die Kette und die Männer können Ihre Wut an den normonter Soldaten auslassen. Gibt es Fragen?“

Elias lies seinen durchdringenden Blick über die Kommandanten schweifen, aber alle Männer schüttelten mit ernsten Miene ihre Köpfe. „Dann erhebe ich den Krug. Mögen die Götter uns beschützen. Auf die SIEBEN, AUF Yddland!“ sagte Elias feierlich und die Männer stimmten mit ein.

So begann auch der Krieg für die Hauptstreitmacht Yddlands.

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Elias auf Wulfgars Spuren.

Elias trieb die Hauptstreitmacht stetig an, es war ein Kampf gegen die Zeit, aber er würde ihn gewinnen. Erst nach Einbruch der Dunkelheit gönnte Elias den Männern Rast und damit Ruhe. Feuer und Lärm wurden verboten, niemand lachte laut und auch unter den Offizieren wurde wenig gescherzt.

Jeder Offizier, Soldat, Feldscher sogar jeder Bursche wusste worauf es ankam. Die Festung schnell erreichen und dann zügig einnehmen.
Elias ließ Killian als Bote zwischen der Vorhut und der Hauptstreitmacht hin- und hereilen, damit der Bursche endlich mal was lernte.

Der Weg von Korjak nach Normont hinein, verlief ohne Verzögerungen. Wie anzunehmen, war die Grenzregion weitestgehend verlassen und erst im Landesinnern kamen die Soldaten an Gehöften und kleineren Siedlungen vorbei. Soweit Elias erkennen konnte, wurde nirgends geplündert oder gebrandschatzt. Der Feind durfte erst merken, dass sie da sind, wenn es zu spät ist.

Nach zwei Tagen erreichte das Hauptheer endlich einen Wachturm, hier war von Wulfgar eine kleine Truppe zur Bewachung zurückgelassen worden. Die Streitmacht kam gut voran, Elias war sehr zufrieden. Da Elias zu viele Aufgaben hatte, schickte er Kilian los, um sich bei den Soldaten des Wachturmes nach Neuigkeiten zu erkundigen und weitere Erkenntnisse zu gewinnen.

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Kilian - 
Vorkommnisse am Wachturm

Auf der einen Seite war Kilian froh, dass er etwas zu tun hatte, auf der anderen Seite setzten ihn die Umstände sichtlich zu.

Jeder Muskel in seinem Körper tat ihm weh, denn Elias hatte ihm befohlen ständig sein Kettenhemd zu tragen, es konnte ja schließlich jederzeit zu einem Kampf kommen. Kilian verstand das, wusste allerdings nicht, wie die Männer das ständige Gewicht auf den Schultern aushielten. Dazu kamen die Entbehrungen bei der Verpflegung. Elias hatte die Mahlzeiten stark rationiert, weil, wie er Kilian eines Abends mitteilte, es durchaus sein könnte, dass die kommende Belagerung länger dauerte als geplant. Kilian war die körperliche Anstrengung unter solchen entbehrlichen Bedingungen nicht gewohnt. Und so fühlte er sich ständig erschöpft und hungrig.
Morgens kurz vor Sonnenaufgang aufstehen, das Zelt des Herrn Elias abbauen, dann den ganzen Tag marschieren und Abends das Zelt wieder aufbauen. Es gab keine Seife zum waschen und die eiskalten Bäche, die er früh morgens benutzte, um nicht irgendwann wie ein Tier zu stinken, machten zwar wach, waren aber kein Vergleich zu den heißen Badewannen zu Hause. Seine Füße schmerzten von den vielen Blasen, die er sich gelaufen hatte. Und es waren erst zwei Tage seit dem Aufbruch vergangen. Aber er beklagte sich nicht.

Jedes Mal, wenn er aus dem Zelt des Herrn Elias heraus und durchs Lager eilte, um einen Botengang zu erfüllen, hörte er hinter sich das Kichern der Männer, denen es sichtlich gefiel, wie der Herr Elias den verwöhnten Fatzke durch die Gegend scheuchte. Hätte Elias es nicht verboten, würden sie auch lauter Lachen und Witze reißen, so dass Kilian einigermaßen zufrieden sein konnte.

Als der Wachturm in Sicht kam, befahl ihm Elias sich nach der aktuellen Lage zu erkundigen und stellte ihm sogar ein Pferd zu Verfügung, was Kilian überraschte. Er dankte den Sieben, dass sein Vater darauf bestanden hatte, dass er als Junge das Reiten lernte, ansonsten würde zu den Dingen, die sich die Männer über Kilian erzählte, eine weitere Peinlichkeit dazu kommen. Er war froh, dass er beim Wachturm ein bekanntes Gesicht antraf, als die Wache ihn zu Leomar brachte. Er ließ sich über den Stand der Dinge informieren und ritt so bald wie möglich zurück, um Elias Bericht zu erstatten.

"Herr Elias. Leomar hält auf Befehl des Herrn Wulfgar den Turm und das umliegende Dorf mit 40 Mann. Bei ihrem Eintreffen stießen sie auf Widerstand konnten den Turm aber unter geringen Verlusten einnehmen. Die Flucht eines feindlichen Spähers wurde erfolgreich verhindert und an ihm wurde eine Exempel statuiert, um die übrige Bevölkerung des Dorfes vor einer Berichterstattung an den Feind zu warnen. Es gibt ein paar Vorräte im Dorf, mit denen wir unsere aufstocken können. Bisher noche keine Spur von einem normontischen Heer. Der Herr Wulfgar hat Joachim mit einem speziellen Auftrag und 10 Mann Richtung Norden geschickt. Herr Wulfgar selbst ist mit hundert Mann vor einem Tag Richtung Nord Ost aufgebrochen."

Damit beendete Kilian seinen Bericht und wartete auf weitere Anweisungen. Kilian wirkte nervöser als sonst...offenbar wurde es langsam ernst.

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Elias - 
Das Heer zieht weiter

Elias schaute in das müde Gesicht von Kilian und fragte sich, wie so oft, ob seine Entscheidung richtig war, Ihn als Knappen zu nehmen. Egal jedoch wie wenig Kilian an Erfahrung mitbrachte, der Junge beklagte sich nie und er biss tapfer die Zähne zusammen. Binnen einer Woche würde er zum Kriegsveteran werden, falls er überlebte. Elias musst sich eingestehen, er mochte Kilian ein wenig und daher würde er in der Schlacht bei der Reiterei auf Heldenmut sitzen und als Reserve dienen, da waren nun mal die Überlebenschancen am größten.

Elias wurde sich bewusst, dass er Kilian die ganz Zeit angestarrt hatte, der Junge wirkte aber nicht so sehr eingeschüchtert wie vor einigen Wochen. Der Krieg härtet eben ab, dachte er und erwiderte zu Kilian: „Gute Arbeit. Geh nun zum Quartiermeister und hole mir was zu essen. Auf dem Weg zurück zu mir, steht dir die Hälfte meines Essens und ein Schluck Port zu. Danach legst du dich schlafen. Morgen früh geht es weiter. Das Pferd verbleibt vorerst bei dir, da du morgen früh zur Vorhut reiten wirst und dem Hauptmann ausrichten, was dir Leomar über die Absicht von Ritter Wulfgar gesagt hat. Nicht das wir noch von den eigenen Truppen überrascht werden!“. Elias lachte kurz auf und entließ Kilian mit einem Wink der Hand.

Am nächsten Morgen brach die Truppe weiter Richtung Norden auf. Der Weg zur Festung war zwar nicht mehr weit, aber sie mussten fortan durch ein dichter besiedeltes Gebiet marschieren, weshalb Elias sich gezwungen sah, die Truppe zu mehr Eile anzutreiben. Nach Wulgars Einschätzung waren es von hier noch 4 Tagesreisen bis zur Festung, Elias gedachte dies in drei Tagen zu schaffen. Die Männer konnten sich bei der Belagerung ausruhen, da gab es erst sowieso nichts zu tun. Mit diesem Gedanken spornte er sein Pferd an und schnauzte den Leutnant in der erste Kolonne an: „Lass deine Männer nicht herumtrödeln, wir sind nicht auf dem Basar in Seehaven, sondern auf einem Eilmarsch! Spurtet Euch oder ich mach Euch Beine!“. Damit wendete er sein Pferd und ritt die Kolonne entlang, um jeden Soldaten an seine Pflicht und das Tempo zu erinnern.

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