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Elias - 
Elias' Geheimnis

Nachdem die Überfahrt nach Korjak nicht gerade ruhig verlaufen ist und Elias sich unentwegt Gedanken über den bevorstehenden Krieg machte, kam Elias an Deck, um das Treiben der Mannschaft zu beobachten.

Sofort kam ein Matrose auf ihn zugesteuert und berichtete davon, dass Radulf aus heiterem Himmel umgefallen war. Elias hatte die Entscheidung lange genug aufgeschoben, nun musste er geschwind handeln.

„CAAAAALVIN, komm sofort zu mir in meine Kajüte!“, brüllte Elias und ging schnellen Schrittes unter Deck. Als Calvin vor Elias Platz genommen hatte, musterte Elias Calvin ein paar Wimpernschläge, bis er seinen heiklen Auftrag verteilte: „Calvin, ich habe einen sehr geheimen und gefährlichen Auftrag für dich. Auf dem Turnier von Engonien versuchte NESTARIO OLIBANTIN mich zu vergiften. Dabei verwendete er Radulf als eine Art Marionette. Damit ist Radulf eine Gefahr für mich und den Krieg. Bevor du vorschlägst Ihn einfach einzukerkern, höre mir zu. DU, wirst mit Radulf nach Seehaven zurückkehren. Er soll dort das 7x7 Schenkel weiter aufbauen und sich dann meinem Gut Eschenweiler widmen. Ich verlange von dir, dass du mit ihm gehst und ihn Tag und Nacht beschattest. Ich vermute, dass sich OLIBANTIN irgendwo in Seehaven oder in der Nähe von Eschenweiler versteckt. Versuche sein Versteck ausfindig zu machen und bei Erfolg wendest du dich sofort an Magister Ulfaran, der dann hoffentlich in Eschenweiler weilt oder an die Edel Dame Agnes Marti. Ich werde beide von meinen Absichten in Kenntnis setzen“.

Elias starrte Calvin nun durchdringend an und fügte dann hinzu: „Du darfst keinen etwas über deinen Auftrag sagen. Offiziell bringst du Radulf nach Yddland zurück, da er kriegsuntauglich ist. Ich werde dir weiterhin einen Brief für Dorothin mitgeben, den du in Seehaven einem Boten übergibst, damit der schnellstmöglich Eschenweiler erreicht. Der Krieg ist damit für dich vorbei. Bedank dich dafür bei Radulf und OLIBANTIN. Hast du noch Fragen?“

Calvin antwortete mit leichten Zögern: „Wenn ich schon nicht mit in den Krieg kann, springt für mich wenigstens etwas extra Sold raus, da dieser Auftrag alles andere als, … ähm…, leicht ist!“

Elias wollte ihn sofort anschreien und ins Gesicht schlagen, aber im Grunde hatte er Recht. Gut das Elias 15 Gold von Kilians Vater bekommen hatte, dies war ihm seine Rache wert. So mussten die langfristigen Ziele seine Pferdezucht, die Schmiede und die neue Straße nach Seehaven wieder in der Priorität nach hinten geschoben werden.

Elias wandte sich wieder zu Calvin: „Dein Auftrag ist mir ein Gold wert. Wenn du den Aufenthaltsort von OLIBANTIN findest, bekommst du noch ein Gold extra. Und nun verschwinde. Den Brief erhältst du heute Abend. Pack deine Habseligkeiten und unterrichte Radulf von den neuen Befehlen!“

Elias begab sich dann eilends daran den Brief für Dorothin zu schreiben.

Geehrte Dorothien,

die Turney in Engonien ist vorüber und wir yddländischen Ritter können auf ein erfolgreiches Wettstreiten zurückschauen. Ritter Wulgar hat klar verdient das Turnier zu Fuß gewonnen und Ottokar konnte auf seinem ersten Turnier ordentlich abschneiden. Er wurde auch gleich zum Liebling des Volkes, ich kann stolz sein, wie er sich entwickelt hat.
Leider hat OLIBANTIN versucht mich durch einen Helfer zu vergiften und ich gehe davon aus, dass sich OLIBANTIN noch irgendwo in der Nähe von Eschenweiler versteckt hält. Wenn du diese Zeilen liest, packst du SOFORT die Sachen von dir und Elisa und reise nach Seehaven zum 7x7 Schenkel, gib der Baron Bertha einen Auftrag und reise dann unverzüglich zum Baron von Norderforst und bitte die Dame Agnes Marti um Obdach (ich werde die Dame bitten dich und mein Kind auf zu nehmen).

Du wirst weiterhin folgende Befehle ausgeben:

Marten, mein langjähriger Diener, wird ab sofort Verwalter von Eschenweiler und er soll das ganze Gelände und das Gut nach OLIBANTIN absuchen lassen. Zudem soll er die Ankunft von Magister Ulfaran und seiner Adepta vorbereiten. Der Magister nächtig in meinem Quartier und die Adepta kann dann in deinem Quartier übernachten, da Du schon abgereist sein wirst!

Roland, soll sofort nach Seehaven aufbrechen, dort den Steckbriefe von NESTARIO OLIBANTIN herumzeigen und sich umhören. Dann soll er dort fünf weitere Söldner anheuern, die mit Ihm das Gut Eschenweiler bewachen und die Gegend nach OLIBANTIN absuchen. Da OLIBANTIN ein Magier ist, soll er Armbrustschützen anheuern. Was einen Ritter tötet wird wohl auch einen Schurken wie Ihn erledigen!

Baronin Bertha, wird sich erkundigen wann die Zunft der Baumeister wieder zusammen kommt und wird den Herren Baumeistern eine Botschaft von mir hinterlassen. Dazu wird sich Baronin Bertha, das zugewiesene Silber überall in ihre Kleidungsstücke packen und dann bei dem Zusammentreffen ein Gruß von Elias anh Arden von Eschenweiler ausrichten und sich dabei langsam entkleiden. Das Silber was dabei auf den Boden fällt sie die Gebühr für den Bau des 7x7 Schenkels und der Zulassung von Radulf Steinhauer als Baumeister. Dieses soll Bertha in angemessener Weise herüberbringen.

Geh in den Keller und hole aus meinem Geldversteckt das letzte Silber heraus. Gib das erste Drittel Marten, das Zweite Roland und mit dem Dritten bestichst du die Zunft der Baumeister, indem du es der Hure Bertha gibst.

Passt auf Euch auf.

In Hochachtung
Geschrieben und gesiegelt
Am 11. Blühmoond,17 n.B. in Jedwardenburg

Elias anh Arden von Eschenweiler

Elias las die Zeilen noch einmal durch und übergab alles an Calvin und verabschiedete ihn mit den Worten: „Seid vorsichtig und finde diesen Bastard für mich. Wenn es geht, bleibt irgendwie am Leben. Wenn die Sieben Heiligen Götter uns gewogen sind, werde ich lebend und siegreich zurückkehren. Gehabt dich wohl, Calvin Landshut!“

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Die Marschbefehle des Marschalls

Jedwardenburg, Hauptfeste, 13. Blühmond 17 n.B.

Erstmals seit Beginn des Krieges wehten unter dem großen Kriegsbanner Yddlands die Wappen Orkensteins, Eschenweilers, Ravensruhs und Rüdens gemeinsam im Wind.

Zum einen ein Symbol der Eintracht und Stärke, zum anderen der Vorbote auf den nahenden Kriegszug. Stille Anspannung breitete sich langsam über dem großen Feldlager aus und letzte Vorbereitungen wurden getroffen. Insbesondere die Schreiber hatten an diesem Tage viel zu tun. Testamente und Briefe an die Angehörigen zuhause wurden dutzendweise in Auftrag gegeben. Die Schmiede schärften die letzten Waffen, die Priester gaben den letzten Segen. Allerorts war deutlich zu spüren: Der Krieg ist nah…

Einige Stunden hatte die Besprechung des Marschalls mit Ser Elias, Ser Wulfgar und Ser Ottokar gedauert. Erstmals konnte Balduin seine Ritterbrüder in die genauen Pläne über den Kriegszug einweihen. Einige gute Ideen und Vorschläge seitens der 3 Kommandanten wurden in den ausgearbeiteten Feldzug integriert, wieder andere schlug Balduin mit knappen Worten nieder. Nur selten hatte man den Ritter von Burgbach-Orkenstein so angespannt gesehen, wie in diesen Stunden.

„Nun gut, meine Brüder, ein jeder weiß nun, was zu tun ist. Ich muss nicht erwähnen, dass wir nicht scheitern dürfen. Offenbaren wir gegenüber Normont auch nur einen Moment der Schwäche, würde uns dies teuer zu stehen kommen. Wir müssen siegreich sein. Für unseren Markgrafen, für Yddland und insbesondere für all jene, für die wir Verantwortung tragen.“

Bei den letzten Worten blickte Balduin, in Erinnerung des Leitspruchs des Ritters von Ravensruh, Ser Ottokar eindringlich an. Dann trat er auf ihn zu und reichte ihm ein letztes Mal die Hand. Als dieser sie ergriff fuhr er fort: „Ottokar, ich weiß ich verlange viel von dir. Aber du warst bereits hinter den feindlichen Linien. Du weißt, wie du dich im Feindesland zu verhalten hast. Die Segler und die Orkensteiner Banner stehen in Rebenbach, dem letzten kleinen Dorf an der Küste nahe des Mährendorfer Waldes bereit. Zeige diesen Soldaten niemals Schwäche und ziehe Kunwulf und Jahn ins Vertrauen. Sie werden dich nicht enttäuschen. Und dann, mein Bruder, finde diesen verfluchten Akrodus vom schnellen Fluss und merze ihn aus. Das ist von höchster Wichtigkeit! Und Ottokar, wehe du kehrst nicht zurück. Dann wird mir die Baronin von Moosgrund mit ihrem Stiefel so dermaßen hart in den Arsch treten, dass ich nur noch zurück nach Orkenstein kriechen kann. Das ist nicht akzeptabel!“

Mit einem Lächeln wandte sich Balduin sodann Ser Elias zu und reichte auch diesem die Hand: „Du weißt was zu tun ist. Schlage hart und unerbittlich zu. Zeig den Normonter Hunden was passiert, wenn sie sich der Bestie in den Weg stellen. Alle Soldaten werden zu dir aufblicken. Und je mehr Entschlossenheit du ausstrahlst, desto mehr Selbstvertrauen werden auch deine Mannen haben.“ Noch einige Augenblicke lies Balduin seine Worte wirken. Und er musste zugeben, dass ihn beim Blick in Elias Augen ein wenig die Furcht packte. Beschlich ihn doch das leise Gefühl, soeben einen tollwütigen Bluthund von der Kette gelassen zu haben.

Sodann wandte er sich Ser Wulfgar zu. Doch anstatt weitere Worte zu verlieren reichte, wie es seit der gemeinsamen Zeit in Orkenstein immer öfter der Fall gewesen ist, ein kurzer Blick zwischen den Rittern um zu wissen, was der andere zu sagen hatte. Dies war Balduin zwar auch ein wenig unheimlich, aber so langsam fing er an zu verstehen, wie es Ser Wulfgar schaffte, einem der störrischsten Orkensteiner Soldaten, namentlich Anshag Holzbrenner, auch ohne lauten Befehl zum Schweigen zu bringen.

Nachdem die Ritter von Rüden und Burgbach-Orkenstein sich ebenfalls die Hände in Freundschaft gereicht hatten, gab es nur noch eines zu sagen.

„ Abmarsch!“ Der erste große Kriegszug hatte begonnen…

how to continue?
Kilian
Beginn des Feldzugs
Ritter Elias und sein Knappe Kilian: Beginn des Feldzugs
Wulfgar
Marsch durch die Ebenen
Ritter Wulgar und sein Knappe Joachim: Marsch durch die Ebenen. Joachim erhält einen Befehl.
Ottokar
Aufbruch ins Flussland
Ritter Ottokar mit Kunwulf: Aufbruch ins Flussland
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Marsch durch die Ebenen

Wundes Fleisch wo Riemen scheuern. Der Nacken hart wie Stein. Der Helm brennt



Es ist nun 8 Stunden her seit dem sich der Stoßtrupp von Korjak aus gen Westen ausgemacht. 200 Mann, 40 Berittene, 160 Fußkämpfer, kein Troß. Der Weg – nicht mehr als ein von Ziegen heruntergetrampelter und abgefressener Treibweg - schlängelt sich hier schier endlos durch das grüne Hügelland. Moose und Flechten überall, jedoch keine Felder und nur wenig Schatten. Der blaue Himmel erscheint eher wie eine polierte Klinge als Kunde des nahenden Sommers.

Joachim treibt seinen Wallach näher an den von Wulfgar. „Herr, die Soldaten werden müde.“

Wulfgar schaut angestrengt in die Ferne. Das Heidekraut blüht weiß auf den grünen Flächen, dazwischen graue Steine. Ein leichter Windhauch bringt die ersehnte Kühle. Im Stillen dauert Wulfgar dem Wetter, dass es sich nicht kümmert, ob gerade Krieg oder Frieden ist. Welch Idyll dies hier sein könnte, und wie fremd noch das Gefühl auf einem Feldzuge zu sei. Eben noch auf der Turney, dort wo es Kampf und Ehre zu erringen galt, dann die Überfahrt nach Korjak. Ein letztes Mal mit den Ritterbrüdern an einem Tische, dort wo die Welt klar und geradlinig ist. Und jetzt hier, im Krieg.

Im Grunde wie im Tunier.

Vor dem ersten Gegner ist der Kopf voll. Anspannung und Zuversicht halten sich die Wage. Der erste Gang in die Schranken noch oft mit weichen Knien und dann der erste Blickkontakt durch den engen Augenschlitz des Visiers. Dann verschwimmen die Zuschauer, der Kopf ist frei und es zählt nur noch Mann gegen Mann. Das Schnauben seines Pferdes reißt Wulfgar aus den Gedanken.

„Ich weiß Joachim. Schau nach dort drüben“. Neben den mehr als einhundert Mann starken, marschierenden Kolonnen von Korjacken, Alsanern, Norderforstern und Moosgrunder n prescht ein Orkensteiner Pony auf die kleine Anhöhe heran. „Herr, ein kleines Wäldchen am Fuße des Hügels. Kein Feind in Sicht.“ – er spuckt aus – „Aber weiter vorne habe ich aufsteigenden Rauch gesehen, Herr“ und zeigt auf eine kleine Hügelkette. Etwa 2 Meilen entfernt .„Danke Alwut, das war gute Arbeit. Ruh dich mit den Männern aus.“ Fast wäre dem Orkensteiner ein „Hä?“ herausgerutscht, doch gerade so schafft er es dies mit einem verdutzten Gesicht an sich zu halten. „Jawohl Herr“ und er macht sich auf.

Bevor Joachim etwas einwerfen kann, hebt Wulfgar die Hand und winkt Leomar zu sich:

„Leomar, mach dich auf zu Hauptmann Wendel. Die Männer sollen in dem Wäldchen Stellung beziehen und sich in erholen. Kein Feuer, kein Lärm. 10 Mann haben Wache. Nimm die Orkensteiner Armbrustschützen und verteile Sie am Waldesrand. Ich will hier keinen einzelnen verfluchten Trinkspruch hören. Dies hier ist ein Kriegszug und kein Ausflug! In einer Stunde hat sich jeder Mann bereit zu halten. Nimm dir Gunnar mit. Er soll sich um die Pferde kümmern.“

Joachims Wallach spürt den Tatendrang und die Nervösität seines Reiters. Wulfgar bemerkt es am Tänzeln des Pferdes.

Elias benötigt schnellstmöglich eine Route durch das Feindesland, und es scheint, dass seine Verbissenheit zunimmt, je näher er an die Grenze kommt. Wenn er seine Männer dies spüren lässt muss ich aufpassen dass er noch vor mir an der Feste ist.

Joachim , nimm dir 20 Reiter und umrundet den Hügel zur linken. Erkunde die Lage und schaue nach ob es ein einzelner Hof oder eine befestigte Siedlung ist, von dem der Späher berichtete. Schicke mir sofort einen Boten zurück. Ist es ein Hof, sichere ihn und schaffe alles Essbare für die Männer ans Licht, lass aber ab vom Vieh und Bier. Stößt du auf Wiederstand gebe ihnen die Wahl zwischen dem Zorn oder der Gnade Yddlands.

Ist es eine befestigte Stellung, so rücke in den Rücken unseres Feindes vor. Sobald ich deine Nachricht erhalten habe und wir aufgerückt sind, führe ich einen Sturmangriff um jegliche Gegenwehr im Kern zu ersticken. Du wirst dafür Sorge tragen, dass kein verdammter normontischer Bote seine Kunde weitertragen kann. Treibe Flüchtige zusammen, aber lass Sie am Leben. Hast du mighch verstanden?“

„Jawohl Herr, nur was soll ich tun wenn mich der Feind vorher entdeckt?“

Joachim, wäge ab und Entscheide. Du bist lange genug in meinen Diensten und ich habe Vertrauen in dich, dass du die richtige Wahl trifft.“

Und gerade als Joachim nickend sein Pferd abwenden möchte greift Wulfgar ihm nocheinmal in die Pellerine. „Und keine Heldentaten. In aller erster Linie müssen wir unser Ziel erreichen“.

„Jawohl Herr“.

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Eine schwerwiegende Fehlentscheidung.

Die Befehle des Rittervaters sind klar formuliert, doch in Gedanken geht der Knappe bereits die Szenarien durch in denen er abwägen und entscheiden soll.

Es würde wohl nichts helfen - er würde es darauf ankommen lassen müssen.

Zum Glück hat er bereits eine Idee welche Truppen ihm von Vorteil sein können. "Ein paar Langbögen wären sicher nicht schlecht. Hohe Waffenreichweite und schnell zu Pferde.", denkt er bei sich und steuert auf einen Trupp berittener Alsaner Bogenschützen zu. Die Männer sind guter Dinge und dank leichter Rüstung noch nicht sonderlich erschöpft. "Genau wie ich sie brauche; gut gelaunt und voller Tatendrang."

Als er auf sieben Schritt herangekommen ist mustern sie Joachim, sagen aber nichts.

Der Knappe lässt seinen Blick durch die Runde Schützen schweifen und trifft mit fester Stimme eine Wahl.

"Du, du dort" , er zögert kurz, "ihr zwei, der lange dahinter, ihr drei davorn und ..." , wieder zögert er, "Ihr zwei auch noch. Ihr werdet mich begleiten."

Er wartet kurz die Reaktion der Männer ab, die sich unwillig zeigen und auch nicht davor scheuen ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen.

"Und warum sollten wir das tun - Bursche?"

"Weil mein Herr, der Ritter Wulfgar, mir, seinem Knappen Joachim, den Befehl über einen Trupp zur Erkundung der vor uns liegenden Hügelkette übertragen hat. Ihr tätet besser daran mir keine Scherereien zu machen - das würde nur unnötig die Geduld der Ritter auf die Probe stellen."

Er lässt die Worte sacken. Kein weiteres Aufbegehren. Nur knappes Nicken und Seufzen.

"Also jut"

Erleichtert darüber, dass er sich erst mal nicht weiter durchsetzen muss, fährt Joachim fort.

"Nehmt aus euren Satteltaschen alles heraus was ihr jetzt nicht braucht und vertraut es euren Kameraden an. Ihr werdet den Platz brauchen." Dabei grinsen die Übriggebliebenen und feixen los "Ja, gebt es uns. Wir passen schon darauf auf"

Joachim besinnt sich der übrigen fünfzehn Reiter die er noch braucht.

"Sobald ihr fertig seid schert ihr aus dem Trupp aus und sammelt euch dort vorn an dem Wegkreuz"

Er hört noch ein gemurmletes "Ja, Herr" während er seinen Wallach weitertreibt um die restlichen zehn Mann zusammenzusuchen.

Nicht lange danach stößt Joachim mit zehn ebenfalls berittenen Fußkämpfern zu den Bogenschützen an der verabredeten Stelle.

Eine kurze Überprüfung ergibt, dass in den mitgeführten Satteltaschen genug Platz ist um etwa ein Dutzend Laiber Brot, vier Räder Käse und vielleicht noch ein paar Säckchen Mehl zu transportieren.

Zufrieden nickt Joachim und teilt den Männern den genauen Befehl mit.

Dann gibt er das Signal und die Gruppe reitet dicht hinter ihm im Galopp der Linken des Hügels entgegen.

Nach etwa einer Viertelstunde ist der Trupp bis auf die Rückseite des Hügels vorgestoßen, wo sich folgende Szenerie zuträgt:

Der Rauch steigt aus einem teilverfallenen Gemäuer auf, welches etwa 500 Meter entfernt in einer Senke liegt. Mehrere Gebäude sind um das Gemäuer gruppiert, doch große Eichen und Kastanien versperren den Blick auf alles Weitere.

Durch die Wipfel der Bäume glaubt Joachim in dem rauchenden Gemäuer einen alten Wachturm oder Fried erkennen zu können.

"Verdammt. Wir müssen näher ran. Wenn ich Wulfgar jetzt einen Boten sende, hat er ihm nichts aussagekräftiges zu berichten" , spricht er leise zu sich selbst. Die Reiterschar befindet sich auf offenem Feld und es gibt kaum Deckung in Form von Bäumen. "Wenn sie nicht völlig blind sind haben sie uns schon entdeckt. Aber wer weiß - sie müssten erst mal Ausschau nach uns halten".

Der Knappe seufzt. "Es hilft nichts. Männer, weiter voran. Wir nähern uns weiter auf die Hälfte an."

Im Näherkommen bestätigt sich Joachims Verdacht: Es ist ein Wachturm - und leider doch nicht so verfallen wie gedacht. Allerdings sind - wenn auch durch die Baumkronen - keine Wachleute zu sehen oder zu hören. Auf dem Dach bewegt sich zumindest nichts und niemand; selbst eine Fahne fehlt.

Darauf bedacht die dicken Bäume zwischen sich und dem Turm zu behalten, nähern sich die Reiter in einem Bogen der umliegenden Häusergruppe an. Mit und mit ist zu erkennen, dass es sich um ein paar übrig gebliebene Häuser einer früheren Siedlung handeln muss. Selbst eine kleine, stark verfallene Siedlungsmauer ist hier und da noch im Gebüsch auszumachen.

Und nicht nur das. Einige Menschen gehen vor den Häusern ihrem Tagwerk nach. Der Rauch kommt offenbar von einem Räucherschrank am Fuße des Wachturms. "Hervorragend! Über geräucherten Fisch werden die Männer sich sicherlich freuen" , denkt sich der Knappe.

Bislang hatte scheinbar wirklich noch niemand die Reiterschar entdeckt - dem Laubwerk zum Dank!

An die Gruppe gewandt gibt er den nächsten Befehl.

"Mal sehen wie uns die Leute dort gesonnen sind. Die Reiter mit Schild und Kurzwaffe reiten mit mir an der Spitze voran. Die Schützen dahinter. Haltet alle eine Hand am Heft - aber ohne meinen AUSDRÜCKLICHEN Befehl zieht niemand eine Waffe. Voran!"

Im allgemeinen Verständnis, dass es sich nicht um eine Bitte handelt, reiten die Männer wie vorgegeben auf die Häuser und ihre Bewohner zu.

Joachim hört nurmehr seinen eigenen Herzschlag. Immer wieder zwingt er sich innerlich zur Ruhe, aber die Aufregung bleibt.

"Arnulf, Erwin, behaltet den Wachturm im Auge. Ich mag keine Überraschungen. Ich will sofort Meldung wenn sich dort etwas tut." - "Jawohl"

Als die Schar durch einen schmalen Zugang in der Mauer zu den Häusern vorstößt und von den Einwohnern entdeckt wird, lassen die ersten schreiend alles stehen und liegen. Ein paar Männer die gerade im Begriff sind Mehlsäcke in eine Scheune zu bringen sind erschrocken, waren aber die Fassung und lassen die Säcke ganz langsam ab.

Joachim richtet das Wort an die Männer: "Seid gegrüßt. Wir sind Streiter Yddlands und hegen keinen Groll gegen euch oder die Euren."

Einer der Fremden spuckt aus. "Yddland? Was wolltn ihr hier?" - "Wir führen Krieg gegen Normont und brauchen Vorräte".

Der Knappe lässt die Worte kurz sacken.

"Vorräte? Aber wir haben nicht viel und brauchen selbst zum Essen!" Der Ärger war dem Mann deutlich anzuhören.

"Gebt uns was ihr an Brot, Käse und Wurst habt - eines von jeder Sorte könnt ihr behalten. Euer Vieh und Bier rühren wir nicht an, aber von eurem geräucherten Fisch gebt uns ebenfalls."

Der Fremde ist nun außer sich und macht ein paar Schritte auf Joachim, welcher immer noch zu Pferd ist, zu. "Was glaubt ihr eigentlich wer ihr seid? Ihr taucht hier auf und wollt uns berauben?! Verbrecher seid ihr!"

"Wir berauben niemanden" , erwiedert der Knappe tonlos. "Wir lassen euch die Wahl. Yddland wird diesen Krieg gewinnen und dann werdet ihr Yddländer sein. Und wir kümmern uns gut um Unseresgleichen. Aber mit unseren Feinden haben wir keine Gnade! Überlegt euch also gut ob ihr für oder gegen uns seid. Männer?"

Ein kurzer Blick genügt und ein jeder zieht den Schwertansatz ein Stück aus seiner Scheide.

Die Wut weicht nun Verzweiflung und der Fremde ruft hysterisch nach Hilfe. "Wir werden bedroht! Warum hilft denn keiner? Wache! HIILFEEE!"

Plötzlich ein Laut von Arnulf. "Da oben!"

Schnell blickt Joachim hoch zum Turm und entdeckt das metallische Glänzen eines Helms - und das Funkeln einer Bolzenspitze im Sonnenlicht.

Der Puls schlägt dem Knappen bis zum Kinn und schnell besinnt er sich seiner Männer. "Arnulf! Erwin! ANLEGEN!"

Im gleichen Moment reißt er die Zügel des Wallachs herum. Gerade rechtzeitig. Ein Bolzen schlägt einen großen Schritt von ihm entfernt dort ein wo sein Pferd kurz vorher noch stand. Ohne zu wissen ob die Männer seinem Befehl Folge geleistet haben brüllt er den nächsten Befehl hinterher: "SCHIESST!"

Erwin und Arnulf hatten gehorcht. Die Bestätigung seines Befehls steckt in Form von zwei Pfeilen in der Brust des gegnerische Schützen, welcher nur noch einen kurzen Schrei von sich gibt, ehe er über der Brüstung des Turms zusammenbricht und hinab fällt. Die Dörfler lassen nun alles stehen und liegen und laufen zu ihren Hütten. Ein junger Mann läuft in den Wald. Vom Inneren des Turmes sind Bewegungen und Stimmen zu hören.

"Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen" , denkt Joachim und wendet sich einem der eigenen Schützen zu.

"Du, wie heißt du?" - "Armin, Herr" - "Armin. Reite zum Heerzug zurück. Berichte Ritter Wulfgar was wir vorgefunden haben und dass wir auf Wiederstand gestoßen sind. Er soll mir ein Dutzend schnelle Reiter nachschicken. Los, verliere keine Zeit und reite als wolltest du RiaSions Strahlen entkommen."

Armin quittiert den Befehl mit einem Nicken, reißt sein Pferd herum und prescht los.

"Der Rest absitzen. Arnulf, Erwin, ihr haltet weiter die Zinnen im Blick und schießt auf alles was sich nicht freiwillig ergibt. Zwei der Schützen setzen dem Flüchtenden sofort nach; bringt ihn um jeden Preis zurück! Der Rest sitzt ab und bindet die Pferde an. Die übrigen Schützen setzen die Dörfler fest. Die Fußkämpfer kommen mit mir zum Turm. Wir bilden einen Wall vor der Turmtür. Schilde nach vorn. Wir werden sie hier draußen in Empfang nehmen, so sie denn freiwillig heraus kommen."

Gemeinsam mit den anderen richtet Joachim sich mit erhobenem Schild vor dem Turmeingang auf.

"Das wird Wulfgar gar nicht gefallen", denkt er noch bei sich.

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Wulfgars Zorn.

Nachdem sich Joachim mit den Männern entfernte steigt Wulfgar von seinem Pferd und geht eine Runde durch das Lager.

Überall lehnen Männer an den Bäumen des kleinen Wäldchens, leeren Trinkflaschen und verzehren die Wegzehrung. Hier und da wird über Blasen geflucht und über Sodatenwitze gelacht. Eine Gruppe von Norderforstern steckt schnell ein paar Karten in den Ärmel als Wulfgar vorbeikommt, doch konnte Wulfgar eindeutig das 7x7 Zeichen auf der Rückseite der Karten sehen. Wahrscheinlich die Norderforster Kriegsedition… Nach etwas weniger als eine halbe Stunde, die Männer bereiten sich gerade unter Gemurre vor um die letzte Etappe des Tages in Angriff zu nehmen, da ruft eine der Orkensteiner Wachen „Reiter im Anmarsch“. In vollem Galopp erreicht Answin das Lager, das Pferd steigt. „Herr Wulfgar, ein Wachturm 2 Meilen von hier. Joachim wird angegriffen.“

„MÄNNER ABMARSCH, Wappnet euch, es geht gegen Normont“. Und wie eine Welle durchläuft Veränderung das Lager. Veteranen werden plötzlich still und ihr Gesicht verhärtet. Junge Männer die den Krieg bislang nur aus Erzählungen kennen werden nervös, andere wenige rufen „Hurrah“. Griffe um das Heft der Schwerter und Äxte werden härter. Der Wind trägt ein Säuseln durch die Blätter „Die Sieben stehen mir bei“. Vorbei ist der Galgenhumor. Ernsthaftigkeit breitet sich aus.

Es ist Krieg.

Und es ist ein Gewaltmarsch. Oben auf einer Hügelkuppe angekommen ist in der Ebene eine kleine Siedlung mit Wachturm zu erkennen. Kampfeslärm dringt die verbliebenden 300 Meter über die Ebene.

Wulfgar wendet sein Pferd; „Männer, seht dort drüben. Mit diesem Ort beginnt die Siegeszug Yddlands in Normont. Durch eurer Schwert und euren Schild, wird dies in wenigen Augenblicken Grund und Boden Yddlands sein. Männer: Auf die Sieben … „

und wie in einem Chor brüllen aus fast 180 Kehlen

„Für Yddland

und stürmen in gerader Linie auf den Wachturm los. Wendel treibt seine Mannen an und bildet den Kern der Angreifer.

Mit den verbliebenden Reitern zieht Wulfgar einen weiten Bogen von den Fußtruppen weg, um das Feld hinter den Turm begutachten zu können. Beim Näherkommen erkennt er, dass ein Kampf entbrannt ist. Eine kleine Gruppe Yddländer versucht Angriffe von 2 Seiten abzuwehren. Aus dem Turme drängen mehrere Soldaten mit Stangenwaffen, von der Seite der Höfe drängt ein Mob von etwa 15 Bauern und Knechten mit Flegeln, Mistgabel und Axt auf die Yddländer ein. Auf dem Turme selber ist ein einzelner Bogenschütze zu sehen der mal um mal Pfeile auf die Yddländer herunter regnen lässt.

Wie eine schwarz-grüne Woge branden die Reihen der Yddländer um den Turm und mähen die überraschten Soldaten nieder. Fast gleichzeitig sirren die Armbrustbolzen an die Spitze des Turmes und treffen den Bogenschützen mehrfach an Hals und Kopf. Yddländer mit Axt und Schild dringen in den Turm ein, während die Welle der Kämpfer die sich eben noch in Bedrängnis befindlichen Yddländer einverleibt. Die Bauern und Knechte lassen in Angesicht dieser Überzahl die Waffen fallen und geben Ferstengeld. Doch Yddland ist nicht aufzuhalten.

Nach einigen Augenblicken ist der Spuk vorbei. Der Staub legt sich auf die Kämpfer, sowohl auf normonter Soldaten und Bauern, aber auch auf 7 Yddländer denen es nicht vergönnt gewesen ist lange genug auszuharren.

Erst jetzt erkennt Wulfgar Joachim der erschöpft, jedoch unverletzt mit Schild und Schwert aus der Menge heraustritt.

„Herr“ fängt er an während Wulfgar absteigt. „gut, dass ihr hier seid. Wir haben versucht die Türe zu halten, und das hat auch die erste halbe Stunde geklappt, aber dann wurde Erwin getroffen und dann waren noch die Bauern plötzlich da, und dann ...“

Wulfgar wendet sich an Joachim und dieser verstummt augenblicklich.

"WAS hast du an `nicht den Helden spielen`" nicht verstanden? Welcher Thor hat dich geritten einen Wachturm und eine Siedlung mit 20 Mann eigenständig einnehmen zu wollen und dabei deinen eigentlichen Auftrag: NIEMANDEN ENTKOMMEN ZU LASSEN völlig zu vernachlässigen?“ Wulfgars Blick verhärtet sich. Eine Spur von Traurigkeit ist zu erahnen und plötzlich schlägt ihm Wulfgar mit der Eisenfaust ins Gesicht. “Dir steht es nicht zu aus dieser Sache ohne Kratzer herauszukommen. 7 yddländische Streiter sind deinetwegen ums Leben gekommen und wahrscheinlich macht gerade irgendein Bursche, den man vor Stunden losgeschickt hat, Meter um Meter wett um unser Ankommen anzukündigen. GEH, nehme dein Pferd und hohl mir diese Burschen ein. ANSHAGEN!!“.

Anshag Holzbrenner hat sich das Schauspiel unbeteiligt aus der Nähe betrachtet und an seiner Armbrust spielte schaut nun mit ausdrucksloser Miene Wulfgar an. „Anshag , Herr, Anshag Holzbrenner“. „Sehr gut, du wirst Joachim begleiten. Ich zähle auf dich“. „Herr, ich kann nicht reiten“. Mit ruhigem Blick schaut Anshag Wulfgar aufmerksam an.

Wulfgar merkt, dass die gesamte Aufmerksamkeit der umstehenden Soldaten ist voll auf ihn gerichtet ist. Die Situation scheint zu kippen.

Wieder im Tunier. Ein heftiger Schlagaustausch. Der Zorn brennt durch die Glieder und da ergibt sich eine offensichtliche Gelegenheit. Zu offensichtlich – eine Finte die es zu erkennen galt. Der Schlag geht ins Leere, und für einen Moment steht Wulfgar ungeschützt vor seinem Gegner…

„Herr, wir haben einen.“ Der Ausruf bricht den Bann.

Gunnar und Leomar kommen gemeinsam mit zwei Alsaner Langbogenschützen heran und schleppen einen 16 jährigen blonden Halbwüchsigen heran dem ein Pfeil im Oberschenkel steckt. „Wollte sich mit einem Pferd aus dem Staub machen, der Kleine. Hat sich gewehrt wie ein Katze“ und stoßen ihn in den Dreck.

„Großartig Männer. Joachim, auf mit dir. Dies ist Krieg und dies hast du zu verstehen. Dein Wagemut zeigt mir, dass dir dies nicht bewusst genug ist. Nehme dein Schwert und töte diesen den du fast hättest entkommen lassen. Jetzt.“

Joachim zögert. Alle Blicke sind auf ihn gerichtet.

Wulfgar zu den Soldaten

„Bewegt euch! Sichert die Umgebung. Bringt alle verbleibenden Dorfbewohner auf die Mitte des Platzes. Das Vieh wird nicht angerührt, ansonsten könnt ihr euch persönlich bei Herrn Elias dafür rechtfertigen was mit seiner Versorgung passiert ist. Der Turm wird besetzt. Zu jedem Zeitpunkt sind mindestens 4 Bogenschützen auf dem Turm. Der Rest schlägt hier sein Lager auf. Und Finger weg von den Frauen.

Schickt einen Boten an Elias, dass er diese Route nimmt. Wendel, bestimme 15 Mann die bis zum Eintreffen des Haupt-Heeres die Stellung hier halten. Wir brechen im Morgengrauen auf“.

Mit diesen Worten wendet sich Wulfgar wieder an Joachim, der immernoch mit dem Schwert in der Hand und blutender Nase vor dem Halbwüchsigen steht. Dieser ist starr vor Angst und Schmerz auf den Boden gesackt.

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Joachim: Henker und Büßer

Rot troff es ihm vom Kinn. Der stählerne Schlag ins Gesicht hatte Joachim unvorbereitet getroffen - so hatte er Wulfgar noch nicht erlebt. Jede Güte und Freundlichkeit war einer Joachim ungekannten Härte gewichen.
Was seinen Befehl anging, so war genau das eingetreten wovor er sich gefürchtet hatte. `Wäge ab und entscheide` waren Wulfgars Worte gewesen. Das hatte er getan und noch zu Beginn gedacht die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
Wie falsch er doch gelegen hatte.

Jetzt steht er vor der versammelten Truppe. Öffentlich gedemütigt und verantwortlich gemacht für den Tod von guten Männern, von Kameraden.
Männer, deren Namen er noch nicht lange gekannt hatte.
Männer, die ihm gefolgt waren und ihm gehorcht hatten.
Niemand wird mir jetzt noch folgen wollen, denkt er. Am liebsten würde er unsichtbar, um nicht all die Blicke spüren zu müssen.
Doch sein Blick ist steinern und so fest er kann hält er den Blick gerade aus, den Kiefer zum Bersten gespannt. Immer weiter tropft ihm die rote Suppe vom Kinn.

Das ist nicht wahr!, möchte der Knappe seinem Herrn am liebsten sagen, doch klingt ihm ein Spruch seines verstorbenen Vaters in den Ohren. Dieser sagte stets "Joachim, wer sich verteidigt klagt sich an!".
Er würde seinen Rittervater nicht noch mehr beschämen und entehren indem er ihm öffentlich die Stirn bot.

Als Gunnar und Leomar mit den Bogenschützen und dem Jungen kommen keimt nur für den Bruchteil einer Sekunde ein anderer Gedanke in Joachim auf:
Wenigstens eine Entscheidung war von Erfolg gekrönt.
Doch dann kommt der nächste Schock.
"Joachim, auf mit dir. Dies ist Krieg und dies hast du zu verstehen. Dein Wagemut zeigt mir, dass dir dies nicht bewusst genug ist. Nehme dein Schwert und töte diesen den du fast hättest entkommen lassen. Jetzt.", hört er seinen Rittervater sagen.
Der Knappe begreift nicht gleich und starrt erst ungläubig und mit weit aufgerissenen Augen zum Jungen und dann zu Wulfgar.
Er sagte ich soll Flüchtige am Leben lassen, schießt es ihm durch den Kopf.
Er ist schon im Begriff zu einem `Herr` anzusetzen, als er immer noch diese unnachgiebige Härte im Gesicht seines Ritters sieht.
Das kann er nicht ernst meinen!

"Tue es!", befiehlt Wulfgar erneut mit lauter werdender Stimme.
Joachims Blick wird gläsern. Verkrampft fasst er den Griff seines Schwerthefts und hebt die Klinge.
"Gnade! Oh bitte tut das nicht! Nein!", schreit der Junge wie am Spieß.
Fast hysterisch kreischt er weiter. "Ihr sagtet ihr würdet uns Gnade schenken. Warum steht ihr nicht zu eurem Wort?"
Ein letzter Blick zu Wulfgar, der nach wie vor keine Miene verzieht.
Dabei erinnert sich Joachim an das Finale des Fußkampes auf der letzten Turney, als Ritter Elias seinen Gegner bereits besiegt hatte und dieser wehrlos am Boden lag. Er hätte es gut sein lassen. Doch der Markgraf wollte es anders. Und Elias hatte zu einem letzten Schlag ausgeholt.
"So fühlt sich das also an wenn man wirklich keine Wahl mehr hat", murmelt Joachim leise vor sich hin.
Dann schaut er zu den beiden Schützen.
Ohne jede Emotion sagt er "Beugt ihn vornüber und haltet ihn fest"
Das Gewimmer und Gekreische wollte nicht mehr aufhören.
Die Schützen gehorchten - warum auch immer sie dies noch taten - und der Knappe der nun Scharfrichter sein sollte stellte sich parallel zum Jungen auf.
Der eine Schütze raunt dem Jungen etwas zu, worauf dieser plötzlich aufhört zu zappeln. Stattdessen entsteht ein plötzlicher Fleck auf dessen Hose und breitet sich rasch aus.
Oh Riadugora, sei du die einzige Gnade die ich diesem armen Thor noch geben darf. Die, deren Tor zum Tode führt, Herrin Der Seelen, so ist Dein Name. Ein letztes Stoßgebet.
Dann hebt er seinen Anderthalbhänder hoch über den Kopf und lässt die Klinge mit aller Kraft auf den Hals des Jünglings herabfahren.
Der Kopf fällt ab und der nun leblose Körper sackt in sich zusammen.

Abwesend betrachtet er sein Schwert und das daran klebende Blut.
Dann wendet er sich Wulfgar zu, doch sagt kein Wort.
Joachims Gesicht bleibt weiter steinern, doch in seinen Augen liegt etwas das Wulfgar noch nie in den Augen seines Knappen gesehen hat:

Verachtung für ihn.

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Es ist Krieg: Hura! Wulfgars Plan.

Nasses Holz im Ofen erfüllt die Stube eines der Bauernhäuser mit Qualm und Feuerschein dringt vom Lagerfeuer durch das leinen-verhangene Fenster. Eine Puppe aus Stroh, mit zwei kleinen Haselnüssen als Augen, ohne Mund und Nase liegt zertreten in der Ecke des Raumes und starrt ohne Regung auf die weiß getünchte Wand mit den leergeräumten Regalen. Auf der Wand tanzen Schatten, geworfen von den Männern die draußen vor dem Lagerfeuer sitzen. Das Fass Wein, welches Wulfgar den Männern nach dem heutigen Siege und anlässlich der Totenfeier für die Gefallenen zugesprochen hat neigt sich dem Ende entgegen. Ein Becher Wein reicht heute bei den meisten Männern aus um nach dem zehrenden Marsch und der abfallenden Anspannung nach dem heutigen Kampf die Stimmung zu lösen.
Wulfgar erhebt sich von der Bank, auf der er bis gerade einen Zettel studierte, auf dem die letzten Informationen über Gelände und Besiedlung des nächsten Abschnittes zusammengefasst sind.

In etwa 3 Meilen flacht das Gelände ab. Vereinzelte Wäldchen auf Heide. Die Besiedelung nimmt zu. Einige Weiler mit mehr und mehr Ackerland. Wenig Deckung. Gerüchte über einen nahenden Krieg. Die Bevölkerung ist aufmerksam. Warnung: Vereinzelte Posten von Normonter Soldaten auf den Wegen."

Schwer beugt er sich über den rustikalen Tisch auf dem die Karte Normonts ausgebreitet ist. Wulfgars Amulett, ein gestickter Rüde im runden Amulett - ein Geschenk Carolinas, die er zur Zeit schmerzlich als pragmatische Späherin vermisst - welches er seit mehreren Jahren Tag und Nacht bei sich trägt, markiert die ungefähre Lage wo sich sein Trupp derzeit befindet. Etwa 2 Tagesmärsche entfernt steht eine Stumpenkerze die das Ziel markiert.
Im Stillen überdenkt Wulfgar sein Vorgehen mit den neu erhaltenen Informationen: Normont ist ein altes Land und die Rodungen müssen bereits seit Jahrhunderten im Gange sein. Gerade hier im Süden wo starker Wind weht, der Boden sandig ist und die Ebenen für Ziegen und Rinder genutzt werden, bleibt der Bewuchs klein. Ich hatte mit etwas mehr Deckung gehofft. Und wenn die Besiedlung erwartungsgemäß bis zu Feste zunimmt, wird Elias hier wenig Deckung finden. 2 Tagesmärsche für uns sind etwa 4 Tagesmärsche mit dem Belagerungsgerät. Jede Stunde, die die Festung für die Vorbereitungen gegen eine Belagerung hat um Vorräte, Mannen und Gerät die Burg schaffen, sind Tage die Elias benötigt um diese Einzunehmen. Wir brauchen die Überraschung. Wenn wir wochenlang Belagern müssen, fällt uns der Feind in den ungeschützten Rücken. - Wobei wie ich Elias kenne er mal und mal gegen die Mauern anrennen lässt wenn ihm dies zu lange dauert. Wir brauen eine Ablenkung.

Gerne hätte er Joachim bei der Besprechung dabei, aber dieser scheint sich zurückgezogen zu haben. "War ein harter Tag für ihn. Für uns alle".

Draußen kreischt eine Frau, ein Klatschen und dann verstummt der Schrei. Wulfgar seufzt, und greift nach seinem Schwert und Panzerhandschuh. Leomar stürzt hinein "Herr, ich glaube es ist soweit". "Danke dir Leomar. Es wird Zeit die Feier zu beenden".

Beide treten nach draußen und sehen noch einen wehenden Rockzipfel auf Augenhöhe in eines der Häuser verschwinden. Die Menge grölt, verstummt jedoch nachdem sie Wulfgar entdecken. Mit festen Schritten wendet sich der Ritter und sein erfahrenster Waffenknecht und Büttel der Hütte zu. Die Türe schwingt gerade zu, als Wulfgar diese mit einem harten Schlag wieder aufstößt.

Wulfgar sieht 3 Männer die eine Frau, sie mag wohl um die 30 sein, festhalten. Die um die Knöchel gefallene Hose eines der Dreien erledigt weiteres Nachfragen.
Wulfgar mit fester Stimme: "Erklärt euch!". Die offensichtliche Erektion des Einen verschwindet, die anderen beiden lassen die Frau los. Die Beine anwinkelnd, im schmutzigen Kleid mit Schürze, zieht diese sich schluchzend in eine Ecke des Raumes zurück. Zwei der Soldaten sind noch jung, der mit den heruntergelassenen Hosen scheint ein Veteran zu sein. Anders als die beiden anderen grinst dieser Wulfgar an und meint: "Herr, ihr habt`s doch heut’ Nachmittag selbst gesagt - Es ist nu Krieg!. Und da dachten mir..."
"Da dachtest du, du kannst meinen Befehl ignorieren?"
"Nein, Herr, ja Herr, aber Herr, ich mein, es ist Krieg und wer weisch ob und wann wir das näschte mal noch am Leben sin. Herr, wir wollen nichts böses und es hätt auch nich weh getan".
Erbost von so viel Unverschämtheit braust Wulfgar los "Du verdammt Hurenbock, du missachtest einen ausdrücklichen Befehl von mir ,die Finger von den Weibern zu lassen und versuchst mir die Worte im Mund zu drehen?".
"Nein Herr, ich dacht’ nur...", ein Blitzen in den Augen Wulfgars erscheint und der Mann bricht ab. "Es ist noch nicht mal ein Gericht hierfür notwendig. Alles was ich hier benötige sind drei Seile und den nächsten Baum. Leomar, geht und hohl die Wache".

Wulfgar macht eine Pause um die Worte wirken zu lassen. Einer der beiden Mithelfer sackt in sich zusammen.

"Leomar, warte. Mir fällt gerade etwas ein. Ihr habt es euren verstorbenen Waffenbrüdern zu verdanken dass ich Milde walten lasse. Meldet euch in 2 Stunden bei Joachim. Ihr meldet euch freiwillig bei ihm für eine Mission. Und höre ich von ihm, dass ihr seinen Befehlen nicht folgt, oder ihm anderweitig Scherereien bringt, dann winselt nicht um Gnade. Dann werde ich mich höchst selbst darum kümmern dass das letzte was ihr sehen werdet, mein Ausdruck von Gerechtigkeit sein wird. ABTRETEN."

Zu Leomar "Kümmere dich darum dass die Frau wieder in den Keller zu den anderen kommt und ersetzte die Wachmanschaft. Halte mir die 3 im Auge und schau zu dass sie sich erst in 2 Stunden bei Joachim melden. Und schicke ihn zu mir. Es ist dringend".

Das Lagerfeuer brennt nieder. Die Stimmung am Lagerfeuer ist längst nicht mehr so ausgelassen.

Joachim kommt nach etwa 10 Minuten zu Wulfgar in den Raum. Wulfgar stutzt. So hat er Joachim noch nie wahrgenommen. Tiefe Schatten haben sich in Joachims Gesicht geprägt. Das eine Auge ist geschwollen und die rechte Backe hat einige Striemen die sich selbst beim Kerzenlicht deutlich von dem ankündigen Sonnebrant abheben. Steif, und ohne jene Leichtigkeit die er noch vor einigen Stunden in sich getragen hat steht er da, im vollen Kettenhemd mit Arm und Beinzeug. Selbst noch zu dieser späten Stunde.
Mein guter Knappe Joachim, wie ich den heutigen Nachmittag bedauere und wie viel Stärke du gezeigt hast. Dieser Krieg wird mehr von dir verlangen als von jedem einzelnen dieser Männer die mit uns sind. Ich bete zu den Ahnen dass du an diesem Kriege nicht zerbrichst, sondern erstarkst, Respekt erlangst und als gefeierter Held nach Yddland zurückkehren wirst.

"Danke Joachim, dass du so schnell zu mir gekommen bist." begrüßt Wulfgar und reicht ihm einen Becher mit Bier. Als Joachim sich nicht sofort rührt setzt Wulfgar fort:
"Joachim. Ich kann den Groll in dir verstehen. Ich habe heute von dir viel abverlangt. Und die Aufgabe über die ich mit dir sprechen möchte, ist nicht einfach. Joachim, wir sind jetzt an einem entscheidenden Punkt und ich benötige jemanden wie dich um eine äußerst schwierige und riskante Aufgabe zu erfüllen. Höre mir zu:
Das was ich dir sagen werde ist der Sinn unserer Mission und die Rolle die wir darin spielen. Dies ist weder für unsere Soldaten, und insbesondere nicht für die Ohren unseres Feindes gedacht. Ich ziehe dich ins Vertrauen da du mein Knappe bist, und ich deine Erfahrung und Schläue benötige. Mein Vertrauen in dich hat sich heute nochmals durch dein Handeln bekräftigt. Nicht wegen des Vorfalls heute Nachmittag, sondern wie du die Konsequenzen ohne ein Leid zu Klagen ertragen hast.
Die kommenden Tage werden entscheidend für den Kriegszug sein, wenn nicht sogar für den gesamten Krieg. Das Gelände welches nun vor uns liegt bietet uns und insbesondere Ser Elias mit dem yddländischen Heer wenig Schutz. Wir befinden uns noch etwas weniger als zwei Tagesreisen von unserem Ziel entfernt, eine strategisch wichtige normontische Feste die Ser Balduin unter allen Umständen für Yddland gewinnen und halten will.
Von dort aus sind es weitere 3 Tagesreisen bis zum Herzen Normonts in der wir die Hauptstreitkräfte unseres Feines vermuten.
Gelangt auch nur die kleinste Kunde über diesen Kriegszug dorthin, wird Ser Elias für eine Belagerung nicht die benötigte Zeit, und beim Aufrücken der Normonter in seinem Rücken nicht die Mannkraft haben, die Belagerung mit einer Front im Rücken aufrechtzuhalten. Unsere Aufgabe ist es dem Hauptheer den Weg zu ebnen und ihm den Rücken solange freizuhalten, wie es die Belagerung erfordert.
Mein ursprünglicher Plan war es die Festung im Süden zu Umlaufen um Versorgungen und Informationen auf der Verbindung zwischen der Feste und dem Herzen des normontischen Reiches zu unterbrechen. Die Kunde der Späher über die meilenweite Einsicht des Hinterlandes erfordern jedoch ein Handeln und eine List. Es gilt den Feind mit einer Finte in die Irre zu führen und die einzunehmende Feste zu schwächen.
Hierfür möchte ich, dass du dir 7 Männer nimmst, die dein Vertrauen genießen, 3 weitere werden sich bei dir freiwillig melden. Nehme erbeutete normontische Waffen, Zeichen, Waffenröcke und Ausrüstung aus dem Turm und stelle eine leichte Gruppe berittener normontischer Kundschaftler dar. Sorge darum, dass mindestens 2 unsere Späher dabei sind die sich mit den Gepflogenheiten des Landes auskennen. Ich möchte dass von euch den normontischen Höfen die Kunde ereilt, dass Yddland vom Nord-Osten her angreift. Vermeide militärische Stellungen denn diese werden Siegel und Befehle verlangen. Streue die Gerüchte bei den Bauern und Gasthäusern. Verteile Anschläge über das Anrücken des Feindes aus dem Nord-Osten wo es möglich ist.
Dies allein wird die Aufmerksamkeit unseres Feindes nicht gänzlich auf den Norden richten, so lass dir gesagt sein, dass Ser Ottokar ein Kommando im Norden führt. Dies wird für einige Ablenkung sorgen.
Ich werde mit etwas mehr als einhundert Mann mit etwa einem halben Tage Verzögerung aufbrechen, einen Bogen nach Osten schlagen und deinen Gerüchten Taten folgen lassen. Dies wird die Normonter dazu zwingen Truppen in den Norden zu entsenden um diesen Gerüchten nachzugehen welches Sie im besten Falle schwächt.
Zur gleichen Zeit wird Ser Elias mit der Hauptstreitkraft im Süden durch die Ebenen ziehen und die Belagerung aufbauen. Kehre nach spätestens 3 Tagen oder bei zu großer Gefahr zurück. Halte dich südwärts und versuche zu uns aufzuschließen. Sollten wir uns verpassen, so eile zurück zu diesem Ort und warte auf Ser Elias. Ich werde einen Weg suchen wie ich die Feste nordwärts umlaufen kann um wie geplant die Verbindung zu den Herzlanden zu unterbrechen. Die ganze Zeit hinweg werden 40 Mann diesen Turm hier halten. Leomar werde ich hiermit beauftragen."

Als Wulfgar endet schaut er Joachim in die Augen, unsicher was er darin sieht.

"Joachim, dies ist deine Möglichkeit dich Yddland als wahrhaftigen Kriegsheld du beweisen. Ich kenne deine Schläue und deinen Erfolg bei dem Auftrag die Botanisten zu unterlaufen, und ich weiß auch, dass beim letzten Knappenmessen der Schauspieler trotz dem zusätzlichen Gewicht von Münzen recht schnell bei dir aufgesprungen ist und im Gegensatz zu Kunwulf noch alle Beine bei sich hatte. Joachim, du vereinst Geradlinigkeit und Einfallsreichtum. Ich kann mich auf dich verlassen, dass du das Richtige Maß an Gnade und Härte für diese Mission findest. Nicht nur heute musste ich wieder erfahren wie wertvoll dies ist und wie sehr sich Soldaten mit diesen Werten schwer tun. Joachim, vor allem zuerst bitte ich dich als dein Rittervater diese Aufgabe wahrzunehmen. Anderenfalls wird es der Befehl Yddlands sein der dich ereilt auf dass du diese Aufgabe erfüllen wirst.

In beiden Fällen wünsche ich dir jeden erdenklichen Beistand, auf dass du Erfolg bei dieser Mission hast."

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