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Start der Talon

Es war der 21. März des Jahres 2067. Die "Talon", ein Kolonieschiff, welches von den Überbleibseln der UN gebaut worden war, stand zum Start bereit. Ein drohender Hurricane hatte das Zeitfenster des Startes weit nach vorne gezogen und sehr klein gemacht. Es gab nur die eine Chance. Auf dem Schiff standen einhundert Kryokapseln bereit um die Menschen an Bord für den langen Flug zum Planeten Paradise in einen Tiefschlaf zu versetzten. Zehn dieser Kapseln waren dabei für die Crew um Captain Mortimer Envoker. Die anderen Neunzig wurden über eine allgemeine Lotterie zugelost. Zumindest offiziell.

Das Boardingprozedere ist auf Grund des kleinen Zeitfensters beschleunigt worden. Eigentlich sollten die Passagiere die Möglichkeit haben sich kennenzulernen um bei der Ankunft auf Paradise die best möglichen Vorraussetzungen zu haben. Dieses mal war es jedoch anders. Dicht an dicht drängten sich die Passagiere in einer kleinen Vorhalle. Auf einer kleinen Bühne standen die zehn Crewmitglieder und ein paar UN-Offizielle. Eine Frau trat aus diesen etwas hervor.

"Meine Damen und Herren! Willkommen zu ihrer Reise in eine neue Welt! Wir entschuldigen uns dafür, dass wir ihnen nicht die Zeit geben können, die ihnen zustünde, doch der Start muss unbedingt erfolgen! Die Herrchaften, die neben ihnen in diesem Raum stehen, werden mit ihnen zusammen eine neue Zukunft der Menschheit erschaffen. Sie alle sind Helden! Von der Reise nach Paradise..." Auf einer Bildschirmwand erschien ein Bild von dem Planeten, eindeutig von Grafikern erschaffen, denn eine Reise zurück gab es noch nie. "... werden sie nichts mitbekommen. Sie werden gleich das Raumschiff Talon betreten und zu ihren Kryokapseln gebracht. Sie sind auf zehn Kammern im Schiff verteilt und ihnen sind Plätze per Zufallsprinzip zugeteilt worden." Ein Rumoren bei einigen Leuten war zu hören. Sie waren besser gekleidet als andere und es gab einige abfällige Bemerkungen über Menschen, die nicht so betucht aussahen. "Keine Sorge! Sie bekommen wirklich nichts mit! Im Kryoschlaf kann man nicht einmal schnarchen!" Die Frau ließ eine Pause für Gelächter, welches aber nur vereinzelt und aus den Reihen der Offiziellen kam. "Captain Envoker, bitte treten sie vor. Und sagen sie ein paar letzte Worte bevor es losgeht."

Die Frau trat zurück und ein Mann in einer blauen Uniform kam nach vorne. Er hatte einen Dreitagebart und kurze schwarze Haare. Seine Statur war eher schmächtig, aber er hatte ein sicheres Auftreten. "Ja also... ich bin kein Mann vieler Worte. Das Schiff ist im besten Zustand und bereit uns fast zwei Jahrhunderte durchs All zu bringen." Ein Offizieller reusperte sich. Anscheinend sollte vermieden werden die Unendlichkeit der Reise anzuführen und einige der Passagiere tauschten nervöse Blicke aus. Jeder war sich bewusst darüber, was auf ihn zukam. Eine One-Way-Reise ins Unbekannte. Die 27 Schiffe, die vorher gestartet waren, waren noch lange nicht angekommen.

"Hmm... Meine Crew begleitet sie gleich durch diese Tore dort und zeigt ihnen den Weg. Sie werden dann aufgerufen und in die Kryokammern gebracht. Die Schiffsbesichtigung muss leider ausfallen, ist aber auch nicht so spannend." Der Offizielle unterbrach den Captain jetzt. "Nun begeben sie sich zu den Toren. Bitte haben sie einen guten Schlaf und eine schöne Reise! Wir bewundern unsere Helden der Menschheit!"

Als die Tore sich öffneten, wurde der Blick frei auf ein gigantisches Metallungeheuer an dessen Seite in großen, weißen Buchstaben "UN - Talon" geschrieben stand. Es war etwa 700m lang, 200m breit und 100m hoch. Quaderförmig, fenster- und schnörkellos stand es da. Der praktische Nutzen lag klar im Vordergrund! Mit der Erfindung von Gravitationsdämpfern der UN-Wissenschaftler, war es möglich geworden, dass Schiffe dieser Größe von einem Planeten abheben konnten. Neuartige Ionenantriebe schafften es dann mit einer sehr langsamen Beschleunigung eine immer größer werdende Geschwindigkeit zu erreichen.

Die Passagiere wurden über Rampen in das Schiff gebracht. Dabei scannten Mitarbeiter die im Unterarm implantieren ID-Chips und damit die Identität der Passagiere. Auch die Innenausstattung war pragmatisch und erinnerte an ein Marine-U-Boot. Sehr zum Ärger der gut betuchten Herrschaften natürlich. Schnell wurden die Leute zu den Kryokammern gebracht. Unter dem Personal brach Hektik aus, denn das Zeitfenster für den Start schloss sich immer weiter. Die Kryokapseln sahen aus wie ovale Betten, die von einer blauen Glaskuppel bedeckt wurden. Alle Passagiere mussten sich in privaten Umkleidekabinen umziehen. Sie bekamen alle den gleichen Body an, welcher einem Neoprenanzug ähnelte. Das Hab und Gut, das sie dabei hatten, wurde in einem Tresor mit dem ID-Chip eingeschlossen. Weiteres Gepäck durften die Passagiere in sehr limitierter Form als Fracht einlagern lassen. Hierbei gab es natürlich mehr Platz für zahlende Kundschaft aber auch für die Wissenschaftler und ihre Geräte.

Die Passagiere mussten sich zügig in die Kapseln begeben. Ihnen wurde erklärt, dass der befestigte Eimer für die Übelkeit beim Aufwachen sei und sie die Pillen, welche sich dann in einem sich automatisch öffnenden Kästchen befänden, sofort nehmen sollten. Dann schlossen sich die Glaskuppeln. Ein Gas strömte aus, welches sie sanft einschlafen ließ. So bemerkten sie nicht, wie Roboterarme ihnen dünne Masken aufsetzten und die Kapseln sich mit der Kryoflüssigkeit füllten. Als die Kapseln vollständig voll waren, aktivierte sich die Kühlung und alle Neunzig Passagiere lagen in ihrem eisigen Schlaf.

Die Talon machte sich auf den Weg in die Unendlichkeit.

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Der Captain erwacht

Envoker öffnete die Augen. Geistesgegenwärtig zog er die Maske vom Gesicht und atmete tief ein. Die Crews der Kolonieschiffe bekamen viel Kryotraining, damit sie sich nach einem Schlaf schnell zurechtfanden und nicht so sehr von der Kryokrankheit betroffen waren. Und doch war es dieses mal schlimmer als sonst im Training. Er schob es auf die lange Schlafphase über Jahrhunderte. Im Training waren es Stunden, Tage, ein paar Wochen.

Seine Hand griff zu den bereitgestellten Pillen, die er schnell mit dem Wasser aus einem Trinkpäckchen schluckte. Noch einmal atmete er durch. Irgend etwas war seltsam. Was war das für ein rotes Blinken? Der Mann drückte auf einen Knopf und die Glaskuppel hob sich. Ein Ohrenbetäubender Lärm ließ ihn zusammenzucken. Der Alarm? War das der Alarm?

Mit einem mal schoss sein Adrenalinspiegel in die Höhe und er war wach. Es war der Alarm! Er sprang auf und fiel dabei fast um. Sein Gleichgewichtssinn war vollkommen dahin und er taumelte. Leider schaffte er es nicht mehr zum Eimer. Vosichtig manövriete er um die gerade produzierte Pfütze herum, hielt sich dabei stets an irgend etwas fest. Im Vorbeigehen sah er, dass die Kapseln der Crew geschlossen waren. Schritt für Schritt ging er an der Wand entlang zur Tür, die auf die Brücke führte. Der automatische Türmechanismus öffnete sich und gab den Weg in den menschenleeren Raum frei. Überall blinkten rote Lampen und ertönten Alarmsignale.

"KIM! Stell den Alarm aus! KIM? Alarm aus! KIM!?" Das Künstliche Intelligenz Modul antwortete nicht. "Was soll die Scheiße?!" fluchte der Captain. Vorsichtig hangelte er sich weiter zu seinem Stuhl. Er ließ sich auf diesen fallen und zog den Bildschirm heran, der jedoch schwarz blieb. Mehrmals tippte er auf dem Touchbildschirm herum, bis aus dem Tippen ein Schlagen wurde. Er dachte scharf nach, versuchte alles zu erfassen:

Die Schotts vor den Brückenfenstern waren geschlossen, aber Schwerkraft war existent. Sie waren also gelandet. Der Alarm zeigte ein schiffweites, schwerwiegendes Problem an. Die KI war ausgefallen, aber die Lebenserhaltung schien zu funktionieren, genau wie die Nofallwecksequenzen. Zumindest teilweise, denn bis auf ihn war die Crew noch im Schlaf. Das sollte er als erstes angehen. Er sah sich im Raum um. Nur ein paar Meter bis zum Terminal für die Kryokontrolle. "Na komm... das schaffst du!" feuerte er sich selber an.

Langsam erhob sich der Mann und taumelte zu dem Terminal. Der Schwindel nahm allmählig ab. Er betete zu allem Möglichen, dass dieser Bildschirm funktionierte. Nach ein paar Knopfdrücken ging er an. "Na also!" jubelte er. "Dann schauen wir mal." Nach und nach wurde ihm die Lage bewusst. Viele rote Lichter leuchteten auf dem Bildschirm auf. Jedes einzelne zeigte eine defekte Kryokapsel an. Alle vorderen Kammern waren vollständig ausgefallen nur noch zwei und die Kapseln der Crew waren intakt.

Mortimer Envoker setzte sich vorsichtig auf den Hocker. So viele Menschen waren tot. Einfach eingefroren in den Tod gegangen. Sie hatten sich aufgemacht in eine neue Zukunft und dann endeten sie im Nichts.

Er sammelte sich und versuchte wieder in den Kriesenmodus zu kommen. Hastig tippte er auf dem Bildschirm herum. "Na kommt, wacht auf!" Er versuchte die Crew zu wecken, aber all seine Befehle wurden verweigert. Selbst mit seinen Überbrückungscodes ging es nicht. "Medizinischer Notfall" blinkte auf. Die Menschen würden ein Wecken nicht überleben. Mortimer wurde immer verzweifelter. "Nagut. Dann halt so..."

Die Hauptaufgabe wäre die Schiffsysteme wieder ans Laufen zu bekommen. Danach müsste rekonsturiert werden, was geschehen war. Und dann würde man sehen wie es weiterginge! Doch er brauchte Hilfe. Als erstes tippte er den Befehl ein, den Alarm auszustellen. Ohne den Signalton und das ätzende Blinken dachte es sich viel leichter. Dann versuchte er die Passagiere zu wecken. Sie würden seine neue Crew werden. Jedoch war das Energieniveau für den Weckprozess gering. In beiden Kammern würden nur zwei Kapseln geöffnet werden. Und das nacheinander. Er gab den Befehl und versuchte dann die Schiffskommunikation einzuschalten.

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[ORT] Backbordkammer

Die Kryokammer war ein ovaler Raum. In einem Halbkreis standen die Kapseln und summten vor sich hin. Sie strahlten ein blaues Licht ab, bis auf die zwei rechten Kapseln, welche rot leuchteten. Ein Riss in der Wand legte den Blick auf die Technik dahinter frei und einige Kabel hingen funkensprühend heraus. Das Licht in der Kammer flackerte. Jeweils hinter den Kapseln befanden sich die persönlichen Umkleiden, welche mit dem ID-Chip geöffnet werden konnten. In diesen waren wiederum die Tresore, in denen das Hab und Gut der jeweiligen Leute aufbewahrt wurden. Die Tür hinaus war verriegelt. Mit einem surren wurde die Flüssigkeit in der ersten Kapsel neben den rot leuchtenden aufgetaut und abgepumpt. Noah Evans erwachte.

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Noahs Verstand waberte durch kühle blaue Wolken. Es dauerte eine ganze Weile bis er einen klaren Gedanken fassen konnte. Er lag, spürte einen seltsam weichen Untergrund im Rücken. Wo...? Helles blaues Licht schien durch seine noch immer geschlossenen Augenlider. Achja... Das Raumschiff. Die Reise zur neuen Welt. Ein schwaches Grinsen zuckte um seinen Mundwinkel. Er, Noah Evans, würde auf einem neuen Planeten völlig neu anfangen können. Nicht dass diese Kapsel für ihn bestimmt gewesen wäre... Aber ich bin hier. Weil ihr korrupten Arschlöcher eben nicht mit allem durchkommt! Er atmete tief durch und öffnete die Augen. Einen Augenblick lang lag er einfach nur starr da und atmete, während seine Augen sich blinzelnd an das Licht gewöhnten und langsam ein klares Bild fokussierten. Er starrte an die Decke eines scheinbar ovalen Raumes. Es dauerte ein bisschen bis ihm auffiel, dass die Lampen flackerten. Wie im Psychokrankenhaus.. dachte er abwesend, während seine Hand nach den Tabletten tastete die sie schlucken sollten. Er stützte sich auf einen Ellbogen hoch um sich nicht zu verschlucken und versuchte die Pillen ohne Wasser hinunter zu würgen. Es gelang nicht. Stattdessen stellte er hustend und röchelnd fest wie trocken sein Hals war. Hektisch griff er nach dem Trinkpäckchen und leerte es mit großen Zügen.

Schwer atmend setzte er sich nun ganz auf und sah sich um. Zu seiner linken waren sieben weitere Kapseln in einem Halbkreis aufgereiht. Still standen sie da und leuchteten in sanftem blau. Sie waren noch verschlossen. Stirnrunzelnd wandte Noah den Kopf zur anderen Seite. Ein großer Riss durchzog die Wand des Raumes und kaputte Kabel dahinter sprühten knisternd Funken. Die beiden Kryokapseln, die neben seiner auf dieser Seite standen, leuchteten in grellem rot. „Oh scheiße“, hauchte er panisch. Mit einem energischen Satz schwang er sich aus seiner Kapsel, doch seine Beine gaben nach und er schlug unsanft auf dem Boden auf. Alles begann sich zu drehen, er konnte nichts mehr sehen. Würgend hockte er auf allen vieren, doch sein Magen schien sich nicht von dessen Inhalt trennen zu wollen. Er verharrte keuchend in dieser Position bis sein Körper sich soweit beruhigt hatte dass er aufstehen konnte. Schwerfällig kam er wieder auf die Beine und drehte sich ziellos taumelnd um die eigene Achse. „Scheiße“, zischte er wieder leise.

Einem ersten Impuls folgend stolperte er auf die Tür des Raumes zu. Sie hätte sich auf sein Näherkommen hin öffnen sollen, doch sie blieb verschlossen. Verzweifelt tastete Noah den Rahmen der Tür ab, ob es einen Schalter zum manuellen Öffnen gab, doch er fand nichts. Gehetzt sah er sich um. Er rannte hinüber zu der nächsten Kapsel und starrte hinein. Durch den gläsernen Deckel blickte er hinab auf einen reglosen Körper, eingebettet in eine Art flüssiges blaues Eis. Nervös tasteten seine großen Hände über die kalte Scheibe. „Wach auf“, murmelte er erst leise und dann lauter: „Verdammt, wach auf!“ Er schlug jetzt beinahe auf die Kapsel ein. Nichts... Die Kapsel lag so still und unversehrt vor ihm wie sie wohl viele Jahre dagelegen hatte.

Erschrocken wich der junge Mann in die Mitte des Raumes zurück. Trotz des flackernden fahlen Lichtscheins und seines relativ dunklen Teints hätte ein aufmerksamer Beobachter gut erkennen können wie blass er geworden war. Noah war kein Feigling. In einer hässlichen Gegend aufgewachsen hatte er sich schon sein ganzes Leben gegen andere behaupten müssen. Er hatte schon manches getan für das man viel Mut und weniger ethische Gedanken brauchte. Seine 1,80m große Gestalt war breit gebaut und unter dem engen Anzug, den die Passagiere hatten anziehen müssen, zeichneten sich seine Muskeln gut ab. Er war kein Mensch mit dem andere sich gerne anlegen wollten, dafür hatte er gesorgt. Aber hier.. hier konnte er nichts tun. Gar nichts.

Langsam, und mit einem sehr flauen Gefühl im Magen, näherte er sich einer der rot leuchtenden Kapseln und schaute hinein. Sein Gesicht blieb unbewegt aber innerlich hatte er das Gefühl gerade sehr tief zu fallen. Der Mann in der Kapsel war tot, das war keine Frage, doch Noah hatte nie etwas vergleichbares gesehen. Der Körper schien weitestgehend erhalten zu sein, doch er wirkte aufgedunsen, wie ein vollgesaugter Schwamm. Auf bizarre Weise erinnerte der Anblick an ein totes Tier in einem Einmachglas, gefüllt mit rotem Wackelpudding. Aber das war es nicht was die Panik in Noah aufsteigen ließ. Es war das Gesicht des Mannes, das grausam verzerrte Gesicht und die offenen Augen. Der Mann war wach gewesen... Wie lange war das her?

Zitternd verschränkte Noah halt suchend die Arme vor der eigenen Brust und wich wieder zurück während er immer stockender nach Luft schnappte. „SCHEIßE!!!!“ brüllte er mit allem was seine Lunge zu bieten hatte.

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Mortimer beobachtete die leuchtenden Symbole auf dem Bildschirm. In der Steuerbordkammer hatte sich eine Kapsel geöffnet und eine zweite war im Auftaumodus. "Gut. Soweit gut." In der Backbordkammer wurde auch schon jemand wach, jedoch war das Energieniveau noch zu gering für das öffnen einer zweiten. "Nicht ganz so gut aber immerhin okay." murmelte er weiter.

Er schaltete auf den Bildschirm für die Energieversorgung um. Die Reserven waren beinahe aufgebraucht, jedoch wurden sie von den Sonnenkollektoren neu gespeist. Sie waren also wirklich auf dem Planeten gelandet und die Sonne war wohl am scheinen. Es war also Tag!

"Warum zum Geier haben wir so viel Energie verbraucht? Und was ist mit meinem scheiß Schiff passiert?" Er brauchte Antworten und zudem dringend jemanden mit dem er reden kann. Eins nach dem Anderen. Als erstes müsste er die Kommunikation wieder aufbauen. Der schiffsweite Kanal war unterbrochen. Irgend ein Schaden mustes dies verursacht haben. Er versuchte wenigstens die Kryokammern zu erreichen um mit den Aufgewachten reden zu können. Doch auch hier schien es Probleme zu geben. Die Steuerborkammer war garnicht zu erreichen, jedoch wohl die an Backbord.

Die Systeme seines Schiffes kennend und auch so recht versiert in verschiedenen Computersprachen, überbrückte er die defekten Systeme und öffnete den Kanal in die Kammer. Die Überwachungskamera war noch intakt und lieferte ein leicht verzerrtes Bild. Ein stattlicher Mann stand mittig im Raum und blickte auf eine der defekten Kammern. Er musste den toten Passagier entdeckt haben.

Der Captain seufzte. Aber er hatte keine Wahl. Er musste ihn erreichen. Auf dem Video erkannte er zudem einen Riss in der Kammerwand. Dies musste einer der Defekte sein, welche auch die Kommunikation störten.

Er fasste sich ein Herz und öffnete den Audio Kanal. "Hey! Hallo? Sie! Hier spricht ihr Captain. Geht es ihnen gut?" ertönte es aus einem Lautsprecher bei der Kamera über der Kammertür.

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Noah zuckte zusammen als die metallisch verzerrte Stimme durch den Raum schallte. Er sah sich suchend um und versuchte auszumachen woher sie kam. Die Kamera entdeckend rief er unsicher: „Hallo? Hallo hören sie mich?“ Er fuhr sich mit der Hand durch die kurzen schwarzen Haare und ohne eine Antwort abzuwarten brüllte er: „Was ist das hier für eine verfickte Scheiße?! Ich will sofort hier raus!“

Der Captain... überlegte er und in seiner Erinnerung formte sich ein verschwommenes Bild des Mannes der eine kurze Rede vor den Passagieren gehalten hatte bevor sie an Bord gebracht wurden. Er hatte nicht unbedingt einen bleibenden Eindruck bei Noah hinterlassen, doch erinnerte sich Noah dass die anderen Offiziellen nicht ganz mit allem einverstanden gewesen zu sein schienen was der Captain gesagt hatte.... das hatte Noah irgendwie gefallen, auch wenn er schon nicht mehr wusste woran ihm das aufgefallen war.

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Einer der freundlichen Sorte. Dachte sich Mortimer. Aber immerhin ehrlich und direkt. Tatsächlich war er nicht gerade der Mann, der dafür bekannt war gut mit Menschen umgehen zu können. Aber jetzt galt es die paar Menschen die hier mit ihm wach an Bord waren, einzufangen, damit sie ihm halfen. Also freundlich und beruhigend bleiben. "Sei nett zu den Menschen, dann sind die Menschen auch nett zu dir." murmelte er und hatte die Stimme der Tante bei der Weiterbildung im Kopf.

"Ich kann sie klar und deutlich verstehen. Momentan versuche ich herauszufinden, welchen Defekt das Schiff hat, der diese unglücklichen und traurigen Fehlfunktionen hervorgerufen hat." Er war richtig Stolz auf sich für diese Ruhige Art. Jetzt musste er ihn dazu bringen, ihm zu helfen. "Wir müssen jetzt besonnen bleiben und zusammenarbeiten. Sehen sie den Riss in der Wand?" Natürlich sieht er den Riss in der Wand! Der war ja auch nicht zu übersehen! Mortima schlug sich gegen den Kopf. "Befindet sich dort ein rotes Kabel? Ist es intakt oder zerstört?"

Während er redete, ließ er die Gesichtserkennung laufen. Noah Evans, 32. Lotteriegewinner. Das half ihm nicht weiter. Er sah aber Stark aus, das könnte wiederum Helfen, je nachdem was sie hier an Bord alles bewerkstelligen mussten.

Mortimer war selber eher der schmächtige Typ. Die Fliegertests hatte er gerade so bestanden, und glänzte eher mit seinen theoretischen Fähigkeiten als mit dem Körperlichen. Das auswahlverfahren für einen Kolonieschiffcaptain war hart, jedoch konnte er sich vor allem mit seiner schnellen Auffassungsgabe und Entscheidungsfindung durchsetzen.

Jetzt musste er nurnoch dem aufgeregten Zivilisten dazu bringen für ihn den Techniker zu spielen.

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